Rasant und Unwiderstehlich
kennengelernt und eine ganze Menge aufgeschnappt.
»Kann schon sein, dass Leute in der Scheune waren«, sagte Kara und trommelte mit den Fingernägeln auf das Kopfende ihres Bettes. »Wahrscheinlich sind den ganzen Abend über Leute rein- und rausgelaufen. Zum Küssen, zum Zu-zweit-sein und so weiter.« Sie hob anzüglich die Augenbrauen in Bretts Richtung und Brett wurde rot.
Zum Glück schien Chloe das nicht zu bemerken. Sie sprang auf und fing an, den Inhalt von Karas weißem Ikea-Regal zu inspizieren. Alle Zimmer im Wohnhaus waren standardmäßig möbliert mit Bett, Frisierkommode, Schreibtisch, Bücherregal und Holzsessel mit Waverly-Wappen – aber Kara hatte aus irgendeinem Grund ihre eigenen Sachen. »Du hast aber viele Bücher.« Chloe ließ die Hand über die alphabetisch geordneten Bücher gleiten. »Um was geht es in diesem?«, fragte sie und zog Mrs Dalloway von Virginia Woolf heraus.
Kara lächelte boshaft und warf Brett einen Blick zu. »Oh, da geht es um zwei Frauen, die sich lieben, aber aufgrund der Gesellschaft, in der sie leben, nicht zusammen sein können.« Kara griff nach ihrer Lippenpomade, die sie immer in der Nachttischschublade aufbewahrte, und rieb sich die pinkfarbenen Lippen ein. Jetzt sahen sie wahnsinnig zum Küssen aus. »Stattdessen werden die zwei in konventionelle Ehen ohne Liebe gezwungen.«
»Ui!«, sagte Chloe und sah ein bisschen bestürzt aus. Sie hielt das Buch etwas von sich weg, als könnte sie sich daran verbrennen.
»Kannst es gerne ausleihen, wenn du magst«, bot Kara an, und in ihren Augen blitzte es schelmisch. Brett musste ein Kichern unterdrücken. Chloe war ja wirklich süß, aber Kara hatte es richtig erkannt – wenn sie der Kleinen ein wenig Feuer machten, ging sie vielleicht, und sie und Kara hätten Zeit füreinander.
Chloe wurde rot und stellte das Buch zurück. »Nein danke.«
»Vielleicht ist es ja allmählich an der Zeit, nach Alison zu suchen«, sagte Brett überdeutlich und sah Chloe an.
»Wo ist sie denn?«, fragte Kara. Brett formte mit den Lippen stumm Alans Namen. »Ach so, ja.« Kara nickte. »Sie musste ja lernen .«
Chloe wirkte ein bisschen niedergeschlagen. »Okay«, lenkte sie ein und trat von dem Bücherregal weg. Sie sah aus wie ein Welpe, der ins Haus gerufen wurde, während seine Geschwister noch draußen spielen durften.
Brett folgte Chloe zur Tür und schob sie praktisch hinaus. »Du findest doch Alisons Zimmer, oder?« Sie wartete nicht auf eine Antwort des Mädchens, sondern schloss die Tür, drehte sich um und grinste Kara zu. Sie war froh, dass sie nicht in der Zeit von Virginia Woolf lebte.
8
Ein Waverly-Schüler weiß, dass auch Eulen-Anwärter von Nutzen sein können
Brandon zog sein verschwitztes Nike-Squash-Shirt aus und warf es in seinen weißen Wäschekorb von Pottery Barn. Der Klamottenberg darin wurde mit jedem Tag höher. Normalerweise nutzte Brandon Waverlys Wäschereiservice, aber wegen dem ganzen Irrsinn der letzten Tage war er schon eine Weile nicht mehr dazu gekommen, eine Wäscheladung abzuliefern. Zumindest war es in seinem Zimmer jetzt ruhig, nachdem Heath Sam auf dem Campus herumführte und ihn nach seinem Vorbild formte. Als ob ein Heath Ferro nicht schon genug war! Jetzt würden es bald zwei sein. Vor Brandon tauchte ein Bild auf, wie sie nach Mitternacht gefüttert wurden und sich schließlich Tausend schmierige Ferros wie Gremlins über das Schulgelände ausbreiteten. Uaah!
Er griff nach seinem Acqua di Gio und strich sich eine Schicht Deo in die Achselhöhlen. Da er seit gestern nicht mehr aufhören konnte, wie ein Besessener an Elizabeth zu denken – allmählich bezweifelte er, dass er mit seiner filmreifen Abfuhr an sie die richtige Entscheidung getroffen hatte -, war er am Nachmittag zum Squash gegangen, in der Hoffnung, vielleicht ein bisschen Hibbeligkeit auf dem Platz auszuschwitzen. Sicherlich, so sagte sich Brandon, würde Elizabeth Geschichte sein, sobald er eine andere kennenlernte. Doch angesichts der Tatsache, dass anständige Mädchen in Waverly rar waren, konnte es sein, dass besessenes Grübeln und übertriebenes Squashspielen für die nächste Zukunft sein Schicksal waren.
Es klopfte schüchtern an der Tür, und Brandon trat rasch an seine Holzkommode, um ein sauberes Oberteil herauszunehmen, ehe Sam hereinplatzte und ihn im Ferro-Stil damit aufzog, dass er sich die Brust rasierte. »Herein«, knurrte er, und ehe er ein frisches T-Shirt aus der Schublade nehmen konnte, ging auch
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