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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Eltern belog und sich in New York herumtrieb, nachdem er aus dem Internat geflogen war. »Siehst du da eine Parallele zu Waverly? Hat irgendjemand hier auch schon mal so was gemacht?«, fragte sie.
    »Äh, ich glaube nicht.« Brett warf der zierlichen Anwärterin einen Blick über die Schulter zu. Sie erinnerte sie ein bisschen an Reese Witherspoon in Election, einem ihrer Lieblingsfilme. Reese spielte darin eine ehrgeizige, nach außen geradlinige Schülerin, die als Schülersprecherin kandidierte und zu üblen Tricks griff, um ihr Ziel zu erreichen. Aber Chloe kam ihr dann doch viel zu nett und zu unschuldig vor, um ein Wolf im Schafspelz zu sein, vor allem wenn man den ungläubigen Blick in ihren blauen Augen bedachte, als sie davon sprach, unbeaufsichtigt in New York herumzustromern.
    Von der Waverly-Akademie zu fliegen, war etwas, worüber Brett gelegentlich fantasiert hatte. Anstatt in das protzige Haus ihrer Eltern an New Jerseys Küste zurückzukehren, würde sie in Manhattan leben, auf der Flucht. Sie würde allein in Hotels absteigen und sich in schmutzigen Bars mit unkonventionellen Schriftstellern und Künstlern betrinken. Das hatte doch was total Glamouröses, Besonderes an sich.
    Oder vielleicht doch nicht. Ihre Eltern würden sie wahrscheinlich aufspüren, umbringen und für die eigene Beerdigung in etwas Zebragestreiftes hüllen. Nein danke.
    Als sie um eine Ecke im Flur bogen, bemerkte Brett, dass Karas Tür einen Spalt offen stand, gerade weit genug, um den Duft einer Erdbeerkerze und die verhallenden Akkorde eines Shins-Songs in den Gang wehen zu lassen. Brett lächelte. Sie und Kara hatten den ganzen gestrigen Tag in Karas Zimmer vertrödelt. Sie hatten Comics gelesen und auf dem Laptop DVDs angesehen und sich zwischendurch ab und zu geküsst. Nachdem Brett sich vierundzwanzig Stunden bedeckt gehalten hatte, fernab von ihren tuschelnden Klassenkameradinnen, kam ihr das ganze Gerede über sie lang nicht mehr so tragisch vor. Mit Chloe im Schlepptau, würden sie zwar nicht gerade Zeit füreinander haben, aber mit Kara zu sein war besser, als sich ganz allein um die kleine Anwärterin zu kümmern.
    Brett klopfte nicht an, sondern trat einfach ein. Das Zimmer war wie üblich aufgeräumt und kahl. Brett war es schleierhaft, wie Kara es schaffte, ihren Schreibtisch so zettel- und krimskramslos zu halten – es stand nichts darauf außer einem Laptop und einem Becher mit Stiften. Kara selbst lümmelte auf ihrer Batgirl-Decke. Sie lag auf der Seite, Kopf auf dem nackten Arm und die bunten Seiten eines Comicheftes vor sich. The Shins waren verklungen, und ein Decembrists-Song, dessen Titel sich Brett nie merken konnte, drang aus dem Lautsprecher von Karas iPod-Dockingstation.
    »Hey.« Kara lächelte, als sie Brett bemerkte, und hob langsam den Kopf. Sie setzte sich auf und zog an ihrem anthrazitfarbenen T-Shirt. Das Wort BROOKLYN war in unregelmäßiger, kursiver Siebdruckschrift auf den Stoff gedruckt, und Brett erinnerte sich, dass Kara ja versprochen hatte, sie nach Dumbo (Down-Under-Manhattan-Bridge für Uneingeweihte) mitzunehmen und ihr das Studio ihrer aufstrebenden Modedesigner-Mutter zu zeigen. Brett malte sich kurz aus, wie Kara sie wohl vorstellen würde. Hallo Mom, das ist meine neue Loverin ?
    »Die Kerze riecht man kilometerweit – wenn die Pardee das wittert, brummt sie dir was auf.« Brett deutete auf die Kerze auf dem Nachttisch. Kerzen waren in den Zimmern der Wohnhäuser verboten, und Angelica Pardee, Dumbartons Hausaufsicht, war berüchtigt dafür, unerwartet an den Türen der Mädchen aufzutauchen und ihnen die Hausordnung in die Hand zu klatschen. Brett vermutete, dass die Pardee inzwischen einen Schrank voll halb abgebrannter Kerzen hatte, die sie schadenfroh selbst anzündete, während sie ein Schaumbad nahm und dabei billigen Rotwein trank.
    »Die Kerze riecht viel stärker, als auf dem Beipackzettel behauptet wird«, erklärte Kara, schwang die Beine vom Bett und beugte sich über den Nachttisch. Sie hielt die hohle Hand hinter die Flamme und blies sie aus. Eine dünne Rauchfahne stieg zur Decke empor. »Angeblich sollte sie ›dezent‹ duften.«
    »Sie riecht wie Weingummis«, mischte sich Chloe ein und trat auf den eierschalfarbenen Läufer in der Mitte des Zimmers.
    Kara lehnte sich auf die Ellbogen zurück. Ihr Gesicht verzog sich zu dem halben Lächeln, das Brett so liebte. Es ließ sie aussehen, als wüsste sie etwas, was man selbst nicht wusste. Sie schob die Hände in

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