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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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gewohnt. Scheiße.
    »Dachte, dass es dir nichts ausmacht«, entgegnete Brett honigsüß. »Du hattest sie nämlich über meinen Schreibtischstuhl gelegt.«
    Tinsley grinste zurück. »Kein Ding, dafür sind Zimmernachbarn ja da!« Sie trug ein smaragdgrünes, rund ausgeschnittenes Kleid von Rebecca Beeson und ihre langen schwarzen, artig in der Mitte gescheitelten Haare fielen ihr wie seidene Gardinen über die Seiten. Doch trotz perfekter Frisur, stellte Brett zufrieden fest, sah Tinsley abgespannt und verkatert aus.
    Nicht dass Brett selbst zu ihrem Schönheitsschlaf gekommen war. Es war kaum zu glauben, dass morgen um diese Zeit einer von ihnen weg sein sollte, als wäre er oder sie nie in Waverly gewesen.
    Sie erinnerte sich an ein Mädchen aus der Zeit, als sie in der Neunten gewesen war – Sylvia Soundso. Eines Morgens waren sie alle aufgewacht, und Sylvia war verschwunden, rausgeworfen wegen einer abgeschriebenen Englisch-Hausarbeit. Bretts erster Gedanke damals war ziemlich selbstsüchtig gewesen – das Mädchen hatte eine Wilco-CD von ihr ausgeliehen. Mehr als eine Woche ärgerte sich Brett wegen der CD, dann holte sie sich im Trax-n-Wax in der Stadt eine neue. Im Geist ging sie die Liste der Üblichen Verdächtigen durch und versuchte, sich zu erinnern, ob ihr jemand etwas schuldete beziehungsweise: ob sie jemandem etwas schuldete … Zum Beispiel Geld fürs Mittagessen, nicht zurückgegebene Kleidungsstücke, irgendetwas, das die Erinnerung an sie beschädigen würde, falls Dekan Marymount sie an Waverlys großes Eisentor führte und hinausbeförderte. Doch soweit sie wusste, schuldete sie keinem etwas. Aber vielleicht könnte sie es ja hindeichseln, Tinsley ihre blöde Jeans nicht zurückzugeben.
    Dekan Marymount rauschte herein und pfiff dabei eine Melodie vor sich hin, die Brett nicht erkannte. Er sah ausgeruht aus und sein glatt rasiertes Gesicht glänzte rosig im Morgenlicht. Falls er etwas von der Abschiedsparty am Abend zuvor mitbekommen hatte, ließ er sich das nicht anmerken. Wie hatte er den Rauch vom Lagerfeuer nicht riechen können? Oder überdeckte der Rauchgeruch von der brennenden Scheune am Wochenende weiterhin alles andere, wie Heath behauptete? »Guten Morgen, Eulen«, begrüßte Marymount sie.
    Alle Versammelten nickten stumm, außer Tinsley, die ihren veilchenblauen Blick auf Marymount richtete und keine Angst zu haben schien, ihm in die Augen zu sehen.
    »Ich habe einen Entschluss gefasst, der für jede und jeden in diesem Raum von allergrößtem Interesse sein dürfte«, verkündete der Dekan wichtigtuerisch, als wolle er gleich vermelden, dass einer von ihnen ein neues Auto oder eine Reise nach Hawaii gewonnen hätte. Bretts Herz setzte einen Schlag aus. Ließ er sie alle davonkommen? Marymount rückte den Kalender auf seinem Schreibtisch zurecht, sodass dieser exakt im rechten Winkel zu der viereckigen Stifteschale lag, während die Anwesenden in beklommener Stille warteten. »Statt den Versuch zu unternehmen, den oder die Schuldigen in Sachen Feuer auf der Miller-Farm aufzuspüren, werde ich das Ihnen selbst überlassen.«
    Was? Gemurmel erhob sich. Brett versuchte, in den Gesichtern ihrer Mitschüler zu lesen. Alle hatten doch vorgehabt, ihre Geschichten vor Marymount gegenseitig zu bestätigen. Und nun mussten sie sich auf einmal voreinander verteidigen?
    »Ruhe.« Marymounts gut gelaunte Miene verfinsterte sich. »Hier das Prozedere: Ich gehe jetzt mit den Anwärtern und Anwärterinnen, die Sie hoffentlich alle mit großem Feingefühl und Respekt behandelt haben, zum Frühstück. Wenn ich zurückkomme , will ich das Geständnis von demjenigen hören, der die Schuld an dem Brand trägt. Derjenige, der vortritt und sagt: ›Ich war es‹, wird natürlich der Schule verwiesen, alle anderen dürfen sich ganz regulär ihrer Tagesplanung widmen. Wie klingt das?« Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort. »Mr Tomkins wird draußen vor der Tür sitzen. Wenn Sie etwas benötigen, wird er zu Ihrer Verfügung stehen. Aber bitte verschwenden Sie weder seine noch Ihre eigene Zeit mit Verzögerungstaktiken. Die Entscheidung fällt hier, und zwar bis ich zurückkomme. Noch Fragen?« Er sah rasch in die Runde und machte sich zum Gehen bereit, denn offensichtlich erwartete er nicht, dass jemand Einwände gegen die veränderte Sachlage vorbringen würde.
    Brett räusperte sich. Wenn die Klassensprecherin der Elften sich nicht äußern durfte, was sollte dann dieses Amt überhaupt? »Aber

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