Rasant und Unwiderstehlich
eine komische Bemerkung fallen lassen, von wegen Alan helfe mir beim Lernen «, fuhr sie fort. »Ich hab das erst gar nicht gecheckt, aber wenn ich jetzt …« Sie verzog das Gesicht. »Dieses kleine Luder!«
Tinsley grinste höhnisch und lehnte sich so weit in ihrem Lederstuhl zurück, dass Brett hoffte, er würde nach hinten umkippen. Dann parkte sie die Hacken ihrer schwarzen Stöckel auf dem Tisch. »Wow, das ist ja richtig hinterhältig. Muss man irgendwie bewundern.«
Heath schien auf einmal ein Licht aufzugehen. »Die Sache mit der Nackt-Regel war natürlich nur Blödsinn …« Brandon sah seinen Mitbewohner mit zusammengekniffenen Augen an, und Heath hob beide Hände hoch, wie um seine Unschuld zu beteuern. »Okay, okay, im Grunde sind wir also alle hier, weil wir in Anwesenheit von dieser kleinen Anwärterin etwas Kompromittierendes gesagt oder getan haben?«, rief er und wirkte entrüstet und beeindruckt zugleich.
»Genau, oder weil wir nicht nett zu ihr waren. Und dann ist sie zu Onkelchen gelaufen und hat gepetzt. Grrrr, das ist ja so abartig unfair !« Alison packte eine ihrer Haarsträhnen und fing wütend an, auf den Spitzen herumzukauen.
»Ich sag euch, was unfair ist«, rief Benny plötzlich, und es wurde still im Raum. Sie trommelte mit ihren spitzen Nägeln auf die Tischplatte. »Kara schläft irgendwo ihren Kater aus, während wir uns hier einigen müssen, wer von der Schule fliegt.«
Brett zuckte bei der Erwähnung von Karas Namen zusammen. Wäre es besser, wenn Kara hier wäre – oder schlechter? Warum schwänzte sie die Versammlung? Wahrscheinlich aus Protest – Kara war die Einzige, die genug Mumm besaß, das zu bringen.
Heath ergriff wieder das Wort, diesmal etwas vehementer. »Ich hab doch gesagt, lass sie in Ruhe! Sie hat einen draufgemacht, das ist alles.«
Benny zuckte die Schultern. »Heathie, ich weiß, dass du dich schuldig fühlst, weil du sie betrunken gemacht hast, um mit ihr knutschen zu können oder was auch immer … Aber mal ehrlich: Wir waren alle so lange auf wie ihr zwei und wir haben es auch hierher geschafft.« Sie streckte Heath die Zunge heraus, dann dämmerte ihr plötzlich, was sie da soeben aufs Tapet gebracht hatte, und sie wandte sich entschuldigend an Brett.
Brett spürte, dass alle im Raum sie anstarrten. Sie war es leid, unter den Blicken der anderen in sich zusammenzusinken, und richtete sich noch gerader im Stuhl des Dekans auf. »Wir haben euch im Wald gesehen«, sagte sie ruhig und ließ den Stuhl zur Seite schwenken, um Heath direkt anzusehen. Sie hoffte nur, dass niemand fragen würde, wer »wir« war – es war nicht nötig, Jeremiah mit hineinzuziehen.
Heaths hübsches Gesicht wurde einen Ton dunkler. »Brett – ich, äh … Können wir kurz raus und miteinander reden?«
Brett schüttelte den Kopf, den Blick unverwandt auf Heath geheftet. »Du kannst das, was du zu sagen hast, gerne hier sagen. In Waverly gibt es ja sowieso keine Geheimnisse, oder?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mit zusammengekniffenen Augen in die Runde ihrer Mitschüler. Die sahen weg oder legten den Kopf auf den Tisch, als würden sie gerne im Nichts verschwinden. Aber klar doch. Sie gierten alle darauf, die schmutzigen Einzelheiten zu erfahren. Wenigstens Jenny erwiderte ihren Blick und schaute sie mit ihren warmen braunen Augen mitfühlend an.
Heath sah sich betreten um und schien verunsichert, ob das wirklich Bretts Ernst war. Er nestelte an seinem T-Shirt herum, strich ein paar der Knitterfalten glatt, und schließlich sah er Brett an. »Es tut mir leid … Ich weiß, dass es total scheiße war, aber …« Nervös fuhr er sich durch die verstrubbelten Haare. Entschuldigungen zählten wohl nicht zu den Dingen, mit denen er besonders vertraut war. »Aber irgendwie hat es nicht danach ausgesehen, als ob das mit euch beiden klappt. Und ich weiß, das ist zwar keine Entschuldigung, aber …« Ein verträumter Blick erschien auf seinem Gesicht und im Raum war es mucksmäuschenstill. »Ganz ehrlich … seit Juliet van Pelt bin ich nicht mehr so auf ein Mädchen abgefahren.« Auf der anderen Seite des Tisches schüttelte Brandon fassungslos den Kopf, und Brett fragte sich, von wem um Himmels willen Heath da faselte. »Ich meine«, unternahm Heath einen erneuten Anlauf und sah Brett mit einem flehenden Blick an, der sie an ihre ältere Schwester Bree erinnerte, wenn sie ihre Eltern früher um längere Ausgehzeiten angebettelt hatte. »Weißt du nicht, wie es
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