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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Sir.« Ihre Stimme kam wie ein Quaken heraus, daher räusperte sie sich erneut. »Was, wenn die wahren Schuldigen gar nicht anwesend sind?«
    Marymount blickte sie gelassen durch seine Goldrandbrille an. In seinem blauen Lieblingspullover unter dem Waverly-Blazer sah er aus, als ob er gleich eine Stunde über Shakespeares Sturm halten würde, und nicht, als sei er drauf und dran, das Leben eines armen Schülers zu ruinieren. »Das sind sie«, sagte er nur und ließ keine weitere Diskussion zu. »Sonst noch Fragen?« Er zog die buschigen graubraunen Brauen zusammen.
    Keine weiteren Fragen.
    »Ausgezeichnet.« Marymount sammelte ein paar Schriftstücke von seinem Schreibtisch ein, dann zog er den Stuhl hervor und bat Brett, darauf Platz zu nehmen. »Es bringt nichts, stehen zu bleiben, Miss Messerschmidt. Die Sache könnte eine Weile dauern.«
    Brett war sich nicht sicher, ob er sie lächerlich machen wollte, doch sie nahm Platz. Ihre müden Beine gaben fast unter ihr nach, während sie sich in seinem Lederstuhl mit der hohen Lehne niederließ, voll im Visier ihrer Mitschüler, die um den großen ovalen Tisch saßen.
    »Ach ja, das habe ich vergessen.« Marymount blieb auf dem Weg zur Tür vor den gerahmten Fotos mit den Waverly-Absolventen stehen. Auf ihnen streckten lächelnde, rosig wangige Schulabgänger ihre Waverly-Diplome begeistert in die Luft, als würden sie sich über die Schüler hier im Raum lustig machen. »Wenn Sie sich bis zu meiner Rückkunft nicht auf einen Schuldigen haben einigen können, fliegen Sie alle .«
    Brett hatte noch nie so viele entgeisterte Gesichter auf einmal gesehen.
    Dekan Marymount fuhr fort: »Denken Sie also gut und gründlich darüber nach. Ich rate Ihnen dringend, die Sache ernst zu nehmen. Das gilt auch für Sie, Mr Ferro.« Und damit war er fort.
    Heath zeigte ihm den Stinkefinger, als sich die Tür schloss, aber keiner lachte.
    Tinsley war die Erste, die nach Marymounts Abgang das Wort ergriff. »Puh, ist die Luft hier dick.« Sie trat an ein Fenster, schob es auf, und die kühle Morgenluft strömte in das muffige Büro. Alle holten tief und hektisch Luft, als hätten sie seit der Verlautbarung des Dekans nicht mehr geatmet.
    »Spinnt der?«, fragte Callie, sah aber niemanden im Besonderen an. Sie trug einen weißen Kaschmir-Cardigan mit Puffärmeln, der Brett wie ein Relikt aus der Unterstufe vorkam, und darunter ein blau-weiß gestreiftes Jerseykleid – offensichtlich ein Versuch, sich so vernünftig und unschuldig wie möglich zu präsentieren.
    »Wo ist Kara?«, fragte Heath plötzlich. Seine Bemerkung riss alle aus ihrer Starre.
    Brett sah sich um und stellte fest, zusammen mit allen anderen, dass Kara tatsächlich nicht zu der Versammlung erschienen war. Ihre grünen Augen weiteten sich.
    »Komisch, Marymount hat gar nichts gesagt«, bemerkte Jenny, deren leise Stimme in dem nüchternen Raum noch piepsiger klang. Verglichen mit dem hochlehnigen Lederstuhl, auf dem sie saß, wirkte sie geradezu winzig.
    »Okay, ich sag mal, sie war es.« Benny richtete sich auf und klatschte in die Hände. Ihr braunes Haar war im Nacken zu einem Zopf geflochten und sie hatte winzige Tiffany-Brillanten in den Ohrläppchen. »Fall abgeschlossen. Jemand soll den Dekan holen.«
    Brett merkte, wie sich ihr Körper anspannte, als würden alle sie anstarren und eine Reaktion von ihr erwarten.
    Aber Heath meldete sich als Erster zu Karas Verteidigung zu Wort. »Jetzt hört aber auf!« Er versuchte, seinen aufgebrachten Einwand durch ein Lächeln abzuschwächen, doch Brett bemerkte, wie alle hellhörig wurden und ihm neugierige Blicke zuwarfen. »Wahrscheinlich ist sie einfach zu verkatert, um hier aufzutauchen.« Er trug noch immer sein orangefarbenes ÜV-Shirt, das schwer zerknittert war, als hätte er darin geschlafen. Oder war er gar nicht erst im Bett gewesen? War er die ganze Nacht mit Kara aufgeblieben? Brett schüttelte ihr rotes Haar aus dem Gesicht und versuchte, den Gedanken zu verscheuchen. Wie gut zumindest, dass Heath mit dem Rücken zur Wand saß, sonst hätte der Dekan noch den Schriftzug ÜBLICHER VERDÄCHTIGER auf dem Shirt gesehen. Sie saßen schon genug in der Patsche, ohne dass Marymount wusste, wie sie sich mit der gestrigen Party über ihn und seine Liste lustig gemacht hatten.
    »Wie wär’s, wenn wir eine Protestaktion starten?«, schlug Sage aufmüpfig vor und trommelte mit ihren rosa lackierten Fingernägeln auf den Eichentisch. »Ich bin mir sicher, wenn wir alle

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