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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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sagte Tinsley. Callie blinzelte verstohlen zu Jenny, die auf ihrem Stuhl herumrutschte und am Rand ihres leeren Kaffee-Pappbechers kaute. »Jemand war auf etwas eifersüchtig.«
    »Oder auf jemanden«, fügte Callie hinzu. Sie zuckte beiläufig die Schultern, als sei ihr der Gedanke eben erst gekommen, und zog ihren weißen Cardigan enger um ihre Brust.
    »Moment mal, reden wir jetzt von jemandem, der versucht haben soll, jemand anderen zu ermorden ?«, fragte Sage Francis und hob skeptisch die blonden Augenbrauen. »Das ist doch verrückt!«, fügte sie hinzu, und Callie wollte am liebsten rufen: Halt die Klappe, Sage!
    Tinsley stieß ein natürlich klingendes Lachen aus, das nur Callie als vorgetäuscht erkannte. »Nein, es geht nicht um Mord.« Sie schüttelte den Kopf, als ob Sages eigenwilliger Gedankengang sie amüsierte. »Aber vielleicht war jemand wütend und eifersüchtig genug, etwas so Dummes und Gedankenloses zu tun, dass dabei jemand hätte umkommen können.«
    »Wer denn zum Beispiel?«, fragte Easy aufsässig. Seine blauen Augen funkelten, als wolle er Tinsley herausfordern, Jennys Namen zu nennen.
    Callie sank in sich zusammen.
    »Genau, wer denn zum Beispiel?«, schloss sich Julian Easys Frage an. Er war bisher so still gewesen, dass Callie fast vergessen hatte, dass er auch da war.
    Callie sah zu Tinsley. Ihre Freundin mit den veilchenblauen Augen schien sich an den Zweifeln, die sie gesät hatte, zu weiden und sich darauf vorzubereiten, loszuschlagen. Tinsley starrte Jenny an, die zunächst so tat, als würde sie es nicht bemerken. Doch als alle anderen am Tisch sie ebenfalls anstarrten, nahm Jenny die Herausforderung an.
    »Was ist?«, fragte sie und streckte ihr kleines Kinn trotzig vor. Ungerührt erwiderte sie Tinsleys Blick, was alle in Erstaunen versetzte. »Wenn du etwas sagen willst, dann sag es doch.«
    Tinsley feixte, und Callie wusste, dass es vorbei war – wenn Tinsley erst einmal einen Weg eingeschlagen hatte, konnte man sie so wenig stoppen wie eine Feuersbrunst, die sich durch trockenes Buschland fraß. Seit sie wieder auf dem Campus aufgetaucht war und Jenny in ihrem Bett vorgefunden hatte, hatte sie es auf die Jüngere abgesehen. Tinsley war es gewohnt, die Person zu sein, über die in Waverly am meisten gesprochen wurde, aber Jenny hatte ihr mit ihrem liebenswürdigen Naturell und ihrem übergroßen Busen die Schau gestohlen. Callie verstand, warum Tinsley Jenny nicht leiden konnte, obwohl sie immer noch nicht ganz verstand, warum sie sie so hasste. Schließlich hatte Jenny ja nicht ihr den Freund ausgespannt. »Ah, Jenny, wenn du schon fragst …«, fing Tinsley giftig an.
    »Was macht dich denn so unschuldig, Tinsley?«, fiel ihr Julian ins Wort, ehe sie weiterreden konnte. Callie sah zu ihm hinüber. Sie konnte kaum glauben, dass ein Neuntklässler, egal wie süß oder wie hochgewachsen er war, den Mut besaß, eine Tinsley Carmichael herauszufordern. Hinter ihm, draußen vor dem Fenster, wurden die goldenen Blätter der Birken vom Wind zerzaust, doch er wirkte vollkommen gesammelt, als habe er ein Ass im Ärmel und warte nur auf den idealen Augenblick, es auf den Tisch zu werfen. Die Üblichen Verdächtigen sahen zu Julian und dann wieder zu Tinsley, als würden sie ein Tennismatch verfolgen.
    Tinsley wandte sich Julian zu und schaute ihm ins Gesicht. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie seinem Blick begegnete. Seine sonst so freundlichen braunen Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen. Unter dem Tisch grub sie die Nägel in die Handflächen. Hasste Julian sie tatsächlich? Es stimmte, ja, sie hatte ihn in letzter Zeit nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie doch insgeheim gehofft, dass er wieder angekrochen kommen würde, wenn Jenny erst einmal von der Bildfläche verschwunden war. Wenn Julian allerdings mit ihr fertig war, dann sollte er ruhig leiden.
    »Aber klar, du gehst natürlich davon aus, dass ich hier die Schuldige bin. Du bist sehr schnell damit bei der Hand, Jennys Unschuld zu verteidigen«, sagte sie nüchtern. Dann drehte sie sich zu Jenny um. Jenny starrte rebellisch zurück und weigerte sich, ihrem Blick auszuweichen. »Jenny, warum erzählst du den anderen nicht von dem Bild, das du am Dienstag in Mrs Silvers Unterricht gemalt hast?«
    Callie biss sich auf die Lippe und hielt den Atem an. Sie konnte Easy nicht ansehen, obwohl sie merkte, dass sein Blick auf ihr lag. Inzwischen wich alle Farbe aus

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