Rasende Leidenschaft
zur Polizei gegangen sind, werden vermisst. Kessler muss sich sehr gut überlegt haben, wem er Geld leiht. Es waren meistens junge Leute mit guten Jobs in Manhattan, die durch ihre Arbeit Zugang zu Geld oder anderem Vermögen hatten.“
„Letzteres war bei Michelle nicht der Fall.“
„Sie arbeitete hier. Es wäre nicht schwierig für sie gewesen, Schmuck im Wert von hunderttausend Dollar zu stehlen. Vielleicht hätten sie das früher oder später von ihr verlangt. Wenn das ihre Masche war, dann ist es kein Wunder, dass die Polizei keine Beweise hat. Die Kreditnehmer würden sich natürlich nie selbst anzeigen.“
„Mit Michelle haben sie endlich eine Zeugin. Denn sie hat nichts gestohlen.“
„Richtig.“ Jase beobachtete ein Taxi, das am Anfang der Sackgasse stehen blieb. „Stanton versucht, sie dazu zu bewegen, eine Aussage zu machen. Außerdem wird er sowohl sie als auch Cho erst einmal in Schutzhaft nehmen.“
„Aber was ist mit Adam? Es gibt eine Verbindung zwischen ihm und dem Club. Doch weshalb sollte er Schmuck stehlen oder sich Geld von einem Kredithai leihen? Jordan hat mir erzählt, dass er über eigenes Vermögen verfügt. Und sein Vater ist Bankdirektor.“
„Gute Frage. Allein die Tatsache, dass er vermögend ist, unterscheidet ihn von Kesslers Kreditnehmern. Vielleicht war er derjenige, der Michelle den Tipp gegeben hat, als sie Geld brauchte. Außerdem sieht er seit mindestens zwei Jahren in Jordan eine ernsthafte Bedrohung für seine Karriere bei Eva Ware Designs. Nach Evas Tod wollte er wohl in deren Fußstapfen treten. Dann musste er erfahren, dass du auch Designerin bist. Wenn eine von euch beiden aus dem Weg geschafft würde, würde Adam dem Testament deiner Mutter zufolge sehr viel mehr erben. Seine Mutter setzt ihn ständig unter Druck. Er ist sehr impulsiv und launisch. Verlass dich drauf, Stanton wird ihn und sein Verhältnis zu Kessler sorgfältig unter die Lupe nehmen.“
Ein Mann stieg aus dem Taxi und lief die Sackgasse entlang. Er bewegte sich auf den Hintereingang des Gebäudes zu. Jase packte Maddie bei den Schultern und drehte sie zum Fenster, damit sie ihn sehen konnte.
„Adam“, murmelte sie.
Schweigend beobachteten sie, wie dieser problemlos die Tür öffnete und dahinter verschwand.
„Alles klar. Er hat den neuen Code. Er könnte also jederzeit wieder einen Einbruch fingieren.“
„Oder hier und da ein Stück mitgehen lassen, ohne dass es jemandem auffallen würde.“
Jase lächelte und schob ihr eine Strähne hinters Ohr. „Nicht schlecht. Habe ich dir schon gesagt, dass du ein cleveres Mädchen bist?“
Er öffnete das Fenster und kletterte hinaus auf die Feuerleiter.
„Was hast du vor?“, fragte Maddie.
„Ich will weg.“
„Über die Feuerleiter?“
Jase streckte die Hand aus. „Komm schon. Meine beiden besten Leute sorgen dafür, dass Adam abgelenkt ist und wir eine kleine Exkursion zu dessen Apartment machen können.“
„Wozu?“
„Vielleicht finden wir dort ein weiteres Teil unseres Puzzles. Außerdem möchte ich dich von hier wegbringen. Es war schon riskant genug, dich überhaupt mit hierherzunehmen. Von hier aus hat dich gestern die Killerin verfolgt.“
15. KAPITEL
Eine knappe halbe Stunde später eilten Jase und Maddie die Stufen zu Adams Apartment hinauf. Wieder einmal hatten sie den Hintereingang benutzt. Der Alarm war zwar losgegangen, aber sie waren einfach ganz schnell im Treppenhaus verschwunden.
Als sie vor der Tür mit der Nummer 457 standen, schob Jase Maddie zur Seite und klopfte laut und vernehmlich. Er zählte bis zehn und klopfte noch einmal.
Nichts.
Erst dann fischte er das kleine Etui aus seiner Hosentasche und machte sich an die Arbeit. Keine zwei Minuten später hatte er die Tür geöffnet. Er blieb auf der Schwelle stehen und kniff die Augen zusammen.
Niemand zu sehen. Nichts zu hören. Sie hatten nicht viel Zeit. Jase betrat den Flur. Er nahm die Bewegung nur aus dem Augenwinkel wahr, drehte sich jedoch sofort um. Dadurch traf ihn der Schlag nur an der Seite und nicht am Hinterkopf.
„Maddie, lauf los“, waren die Worte, die er gerade noch herausbrachte, bevor es dunkel um ihn wurde.
Maddie war wie erstarrt, als Jase zu Boden ging. Dann packte jemand sie am Arm und schubste sie ins Wohnzimmer. Auch dann konnte sie den Blick nicht von Jase lösen. Blut tropfte aus einem Riss in seiner Kopfhaut.
Ein weiterer Stoß von hinten machte sie plötzlich wütend. Sie fuhr herum und hätte sich auf ihren
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