Rasende Leidenschaft
ging er den Flur hinab zum Atelier. Vor der Tür blieb er stehen und lauschte.
Jetzt hörte Maddie es auch: Jemand arbeitete da drin.
Jase bedeutete ihr mit einem Wink, zu bleiben, wo sie war. Er zog seine Waffe und öffnete die Tür.
„Cho?“, sagte er.
Erschrocken fuhr der kleine Mann herum. Das Hämmerchen fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Boden. Entsetzt starrte er auf die Pistole in Jases Hand.
Sein Gesicht drückte Angst und Schrecken aus. Maddie hatte wohl recht: Cho steckte nicht hinter dem Einbruch und schon gar nicht hinter dem Mord an Eva. Jase senkte die Waffe.
Maddie eilte auf Cho Li zu. „Cho, was tust du denn hier?“
Cho stand auf. „Ich komme oft früh am Morgen, um zu arbeiten. Gestern bin ich in Verzug gekommen wegen der Leute, die hier gefilmt haben. Ich habe einiges nachzuholen.“
„Dann hast du also noch gar nicht mit der Polizei gesprochen?“
„Mit der Polizei?“ Cho blickte erst Jase, dann Maddie verständnislos an. „Wieso sollte ich denn mit der Polizei sprechen?“
Es stellte sich heraus, dass Michelle sich hunderttausend Dollar von ihrem Onkel geliehen hatte. Dieser wiederum hatte sich das Geld heimlich von Eva geliehen, da er seine Rentenversicherung nicht so kurzfristig hatte beleihen können. Michelle war sehr stolz, und es war ihr sehr schwergefallen, Cho um Hilfe zu bitten. Sie hatte sich leichtsinnigerweise auf einen Kredithai eingelassen, um ihre Wohnung zu finanzieren. Anfangs waren die Ratenzahlungen kein Problem gewesen, doch dann hatte die Kreditfirma willkürlich die Zinsen erhöht, und Michelle hatte keine andere Wahl mehr gehabt. Michelle hatte natürlich keine Ahnung, dass ihr Onkel das Geld von Eva bekommen hatte.
„Die Polizei weiß, dass Michelle Ihre Enkelin ist, und die Tatsache, dass sie zum Zeitpunkt des Todes meiner Mutter Geld überwiesen bekommen hat, macht nicht gerade einen guten Eindruck“, erklärte Maddie. „Das Geld landete drei Tage nach dem Einbruch auf ihrem Konto, und Ihre Enkelin weigert sich zu sagen, woher das Geld stammt. Ich fürchte, das tut sie, um Sie zu schützen.“
„Aber warum?“, fragte Cho.
„Ich nehme an, sie glaubt, Sie hätten den Einbruch verübt, um ihr so viel Geld geben zu können.“
Cho überlegte. „Das wäre möglich“, meinte er dann.
„Sie müssen unbedingt zur Polizei gehen und alles erklären“, sagte Jase, der zwischen Adams Arbeitsplatz und dem Fenster stand. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auf der Madison Avenue zwei Männer aus einem Taxi stiegen: Tony und Carter, zwei seiner Leute, die er auf Adam angesetzt hatte. Das bedeutete, dass auch Adam jeden Moment hier erscheinen würde.
Jase drehte sich wieder um. Da bemerkte er das gerahmte Foto auf dem Regal über Adams Tisch. Es zeigte das Logo des Golden-Spider-Clubs. Jase nahm es und zeigte es Cho. „Wissen Sie etwas über dieses Foto?“
„Ja. Das ist ein Logo, das Adam für einen Nachtclub entworfen hat. In diesen Club ist Michelle übrigens gegangen, um dem Kredithai sein Geld zu geben. Ich habe darauf bestanden, sie zu begleiten, als wir die Hunderttausend übergeben haben.“
Vom Flurfenster aus konnte Jase beobachten, wie Cho durch den Hintereingang das Haus verließ. Er hatte bereits mit Stanton telefoniert und erfahren, was dieser über den Besitzer des Clubs herausgefunden hatte. Außerdem hatte er mit Tony und Carter telefoniert, die vor dem Eingang des Geschäfts warteten. Sie hatten bestätigt, dass Adam gleich ankommen würde.
Er informierte Maddie darüber. „Tony und Carter sind hier und geben vor, Fotos von Adam zu machen. Und so etwas macht man am besten morgens vor Eröffnung des Geschäfts. Für uns ist das eine gute Gelegenheit, um festzustellen, ob dein Cousin den neuen Sicherheitscode kennt oder auf Arnold Bartlett warten muss.“
Maddie sah Jase an. „Deine Augen funkeln so. Hast du das Puzzle schon zusammen?“
„Nein, aber ich glaube, mir fehlen nur noch ein paar Teile.“
„Du weißt jetzt mehr, weil Adam das Logo entworfen hat?“
„Ja. Es beweist, dass er mit John Kessler, dem Besitzer des Clubs, in Verbindung steht. Stanton sagt, dass gegen Kessler schon einmal ermittelt wurde. Das Problem ist, dass sie nichts gegen ihn in der Hand haben. Er hat beste Verbindungen hier in der Stadt. Alles, was Rang und Namen hat, geht in diesen Club. Aber der Mann steht im Verdacht, mit diesem Club Geld zu waschen, das er als Kredithai macht. Zwei der Leute, die bei ihm einen Kredit genommen haben und
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