Rasende Leidenschaft
werden.“
„Lauf nicht los und erzähl es allen, denn die Leute denken ja bereits, dass wir heiraten.“
„Stimmt“, sagte sie und tat so, als würde sie schmollen.
„Tut mir leid, dir den Wind aus den Segeln zu nehmen, Süße, aber wir haben den Leuten nun schon etwas vorgeschwindelt.“
„Vom Schwindeln habe ich vorerst genug. Leider muss ich weiterhin meinen Lebensunterhalt verdienen, deshalb sollte ich mich langsam auf den Weg zur Arbeit machen.“ Sie stand auf.
Trey stand ebenfalls auf. „Ich wollte mich vielleicht später mit Tater im Headlights treffen, nachdem dein Großvater und ich einen Probelauf mit White Lightning absolviert haben.“
„Ist das ein Männerabend oder möchtest du meine Gesellschaft?“
„Deine immer.“
„Dann bis später.“ Sie gab ihm einen Kuss und ging zur Tür.
„He“, rief er ihr hinterher, und als sie sich umdrehte, stand er mit ausgebreiteten Armen da. „Ist das alles, was ich bekomme?“
„Du bekommst noch viel mehr, wenn du endlich deine Papiere sortiert hast.“
„Das habe ich sechs Monate lang aufgeschoben, da spielen sechs Minuten auch keine Rolle mehr“, konterte er.
„Ich finde, die solltest du nicht auch noch verschwenden“, erwiderte sie und verließ das Haus. Sie eilte gut gelaunt und frohen Herzens die Stufen hinunter und zum Pick-up ihres Großvaters.
Cardin Worth Davis. Mrs. Trey Davis. Nichts hatte sich je so gut angehört, so wundervoll und so richtig.
10. KAPITEL
Die sechs Minuten, die Cardin für Zeitverschwendung gehalten hatte, waren nicht das Problem. Es waren die folgenden sechzig Minuten, die Treys Leben auf den Kopf stellten, denn in dieser Zeit entdeckte er in dem Karton mit den Papieren seines Vaters einen Zeitungsausschnitt, der ihn völlig aus der Bahn warf.
Benommen stand er auf, außerstande, noch einen klaren Gedanken zu fassen und vollkommen überrascht, plötzlich auf das gestoßen zu sein, wonach er gesucht hatte – den Grund für den Streit zwischen Aubrey und Jeb.
Und dieser Grund hatte nichts mit Geld zu tun.
Es ging um einen Mord.
Die Schlagzeile aus dem Jahr 1939 sagte alles: Tod in Dah lia verdächtig. Der Artikel lieferte die dazugehörigen Fakten. Die Leiche von Emmett Davis, Treys Urgroßvater, war vor dem Haus seines Freundes – Cardins Urgroßvater – Orin Worth gefunden worden. Obwohl Trey wusste, dass die beiden während der Prohibition eine Schwarzbrennerei betrieben hatten, wurde dieses illegale Unternehmen in dem Artikel mit keinem Wort erwähnt.
Die Polizei führte die Kopfverletzungen, die zu Emmetts Tod geführt hatten, auf einen Sturz zurück, was der Geschichte entsprach, die Trey sein ganzes Leben lang zu hören bekommen hatte. Doch darüber hinaus lieferte der Zeitungsartikel Fakten, die ihm bisher unbekannt gewesen waren. Eine Zeugin, deren Name nur mit „Trixie“ angegeben war, wurde mit den Worten zitiert: „Bei Emmetts Sturz hat jemand nachgeholfen. Ich habe das Stück Holz gesehen, das ihn um die Ecke gebracht hat.“
Die Polizei ging dieser Behauptung, Emmetts Sturz sei kein Unfall, sondern Mord gewesen, nicht nach, weil die Frau wegen ihrer Vorliebe für dicke Zigarren, starke Männer und Schnaps nicht als zuverlässig galt.
An und für sich war der Zeitungsausschnitt ziemlich harmlos, doch Trey fand ihn beunruhigend. Es wurde kein Verdacht gegen irgendwen geäußert, nur die Umstände infrage gestellt, die zum Tod von Treys Urgroßvater geführt hatten. Doch die handschriftliche Bemerkung seines Vaters unter dem Artikel jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
Aubrey hatte geschrieben: Trixie = Mrs. Orin Worth. Einerseits war Trey überrascht, dass sein Vater irgendwie herausgefunden hatte, was aus Cardins Urgroßmuter geworden war, andererseits fiel es ihm nicht schwer, das zu glauben, denn er hatte oft genug gehört, die Frau sei einfach verschwunden.
Was Trey besonders verstörte, waren die nachfolgenden Notizen, die Aubrey unter den Artikel geschrieben hatte, als wollte sein Vater seine Gedanken ordnen: Frag Jeb nach dem Mord, er kennt die Wahrheit. Bin sicher, er war da. Es gab keinen Hinweis darauf, wie Aubrey an den Zeitungsartikel gekommen war und ob noch andere Quellen zu seinen Schlussfolgerungen beigetragen hatten.
Momentan war es Trey auch gleichgültig, woher die Informationen stammten, denn die Notizen seines Vaters deuteten darauf hin, dass Cardins Großmutter recht gehabt hatte, und dass Jeb die genauen Umstände des Mordes an Emmett kannte.
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