Rasende Leidenschaft
Aber keiner der Männer hatte je ein Wort darüber verloren.
Trey steckte den Artikel ein und stürmte aus dem Haus zu seinem Pick-up. Die Fahrt bis zum Dahlia Speedway dauerte zwanzig Minuten. Sosehr er sich auch wünschte, endlich die Wahrheit zu erfahren, sosehr fürchtete er die bevorstehende Konfrontation.
Bis auf ein paar Bauarbeiter, die am Zaun hinter den Erfrischungsständen arbeiteten, die wenigen Autos, die dem Verwaltungspersonal gehörten und den Betrieb in Morgan and Son’s Werkstatt war der Speedway verlassen. Trey hatte keine Mühe, Jeb zu finden.
Der alte Mann hatte den Rennwagen mit Eddies Quad, einer Art Motorrad mit vier Rädern, zur Rennstrecke gefahren. Als er Trey entdeckte, winkte er ihn zu sich. „Steig auf.“
Die Unterhaltung, die zwischen ihnen fällig war, würden sie nicht beim Motorenlärm des Quads führen können. Da Trey nicht wusste, wie er anfangen sollte, zog er einfach den Zeitungsausschnitt aus der Tasche und hielt ihn Jeb hin.
Jeb las die Worte, die Aubrey unter den Artikel geschrieben hatte, dann stellte er den Motor aus. Die plötzliche Stille war erstickend und voller unausgesprochener Fragen und Vorwürfe. Trey steckte den Zeitungsausschnitt wieder ein. Jeb ließ die Schultern hängen und blickte in die Ferne.
Er schüttelte den Kopf, eine Geste, die zu besagen schien, dass er sich schon lange gefragt hatte, wann dieser Tag wohl kommen würde. „Lass uns erst dieses Rennen hinter uns bringen, bevor wir über die Sache reden.“
„Nein“, sagte Trey. „Es wird kein Rennen geben, ehe wir nicht darüber gesprochen haben.“
„Ich war damals neun Jahre alt“, begann Jeb, fuhr sich mit dem Daumen über die Handfläche der anderen Hand und hielt den Blick gesenkt. „Und das Ganze ist siebzig Jahre her. Doch noch immer spüre ich die Splitter von dem Holzstück.“
„Moment mal.“ Trey fühlte das Blut durch seine Adern rauschen. „Du hast ihn umgebracht? Du bist derjenige, von dem die Zeugin in dem Artikel – deine Mutter – spricht? Und das hast du für dich behalten?“
„Ich wollte weder das eine noch das andere. Ich war ein Kind.“
„Das sind Entschuldigungen, keine Erklärungen“, sagte Trey. „Ich finde, ich verdiene eine Erklärung, schließlich war es mein Urgroßvater, der gestorben ist.“
Die Stille lastete schwer zwischen ihnen, während Trey wartete, bis Jeb endlich sprach.
„Was weißt du über Emmett Davis, Trey?“
Dank dir sehr wenig, hätte er am liebsten geantwortet. „Ich weiß, dass er zusammen mit deinem Vater eine Schwarzbrennerei betrieb und Diamond Dutch Boyle hergeschickt wurde, um die beiden zu stoppen. Ich weiß, dass du derjenige warst, der Boyles Wagen fünfzehn Jahre später in der La Brecque-Schlucht entdeckte. Aber das alles weiß ich nur wegen der Tafel, die im Headlights hängt. Emmett Davis lebte nämlich nicht lange genug. Er war erst achtunddreißig, als du ihn umgebracht hast.“
Jeb schwang sich vom Sitz des Quads, presste die eine Hand auf den unteren Teil seines Rückens und schob sich den Cowboyhut aus der Stirn. „Vielleicht können wir uns irgendwo darüber unterhalten, wo wir ungestört sind.“
Trey schaute sich um, konnte aber niemanden in Hörweite entdecken. „Ungestörter als hier geht es kaum.“
„Dann sollten wir uns wenigstens in einen der Wagen setzen. Ich kann nicht so lange stehen, wie es dauern wird, die Geschichte zu erzählen.“
Dagegen hatte Trey nichts einzuwenden, deshalb bedeutete er Jeb voranzugehen. Jeb entschied sich für Treys Pick-up und stieg auf der Beifahrerseite ein, während Trey sich hinters Steuer setzte. Er bemerkte einen glänzenden Schweißfilm auf dem Gesicht des älteren Mannes. „Soll ich die Klimaanlage einschalten oder die Fenster aufmachen?“
„Es reicht, wenn du die Fenster öffnest.“ Jeb nahm seinen Hut ab, fuhr sich durch die Haare und sah geradeaus durch die Windschutzscheibe. „Ich nehme an, du hast gedacht, dein Dad wollte sich Geld von mir leihen, um seine Spielschulden zu begleichen. Ich weiß, dass du das für ihn erledigt hast. Er überschrieb dir das Haus in Dahlia und verließ die Stadt.“
„Ich bin nicht hergekommen, um über meinen Vater zu sprechen.“
„Doch, das bist du. Dein Vater ist der Grund, weshalb du hier bist.“
Wortklaubereien, dachte Trey. Er war hier wegen des Streits zwischen seinem Vater und diesem Mann und wegen der Entdeckung seines Vaters. Und weil Trey der letzte lebende Davis war, schuldete dieser Mann
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