Rasende Leidenschaft
ihm Antworten. „Ich bin nach Dahlia zurückgekommen, um seinen Nachlass zu ordnen, das Haus zu renovieren und, ja, möglichst etwas über den Streit zwischen euch herauszufinden. Und nach dem, was ich bisher herausgefunden habe, frage ich mich, warum ich nicht zur Polizei gehe, statt mit dir hier zu sitzen.“
„Du tust genau das, was dein Vater auch getan hat. Du bist ihm ähnlicher, als du denkst.“
Wenn das bedeutete, dass weder sein Vater noch er je zufrieden waren, bevor sie einer Sache auf den Grund gegangen waren, dann konnte Trey das akzeptieren. Aber er war kein Mann, der seine Frau betrügen würde, wie sein Vater es getan hatte, und außer auf sich selbst wettete er niemals. „Dann verrate mir, was meinen Vater davon abgehalten hat, dich der Polizei auszuliefern.“
Jeb schnaubte verächtlich. „Na, sieh dir doch die hiesige Polizei an. Henry Buell würde sogar das Regeln des Verkehrs vermasseln.“
„Er hätte jemanden finden können, der ein bisschen heller ist als Buell.“
„Sicher, wenn er die Absicht gehabt hätte, die Polizei einzuschalten. Aber genau wie du war er mehr daran interessiert, die ganze Geschichte zu erfahren, als mich hinter Gittern zu sehen.“
„Ich mag vielleicht vieles mit meinem Vater gemeinsam haben, aber du solltest nicht den Fehler begehen und glauben, ich sei wie er, denn ich werde zur Polizei gehen.“
„Und was wirst du Cardin sagen?“
Darauf hatte Trey keine Antwort.
„Denn ich kann dir garantieren, dass es keine Hochzeit geben wird, falls du mich ins Gefängnis bringst.“
Daran hatte Trey nicht den geringsten Zweifel. „Fürs Erste würde ich Cardin mal aus der Sache heraushalten. Das Gleiche gilt für Eddie und Delta. Wenn wir beide die Sache hier und jetzt aufklären können, muss niemand außer uns die Wahrheit erfahren.“
„Du meinst, es bleibt unter uns?“
Trey nickte und beschloss, erst zu entscheiden, was er tun würde, wenn er die ganze Geschichte kannte.
Jeb atmete tief durch und fing an. „Ich war zu jung, um allzu viel über deinen Urgroßvater zu wissen, und kannte nur die Gerüchte, die man sich zuraunte. Damals sprach man über den sexuellen Appetit eines Mannes nicht am Abendbrottisch. Private Dinge wurden überhaupt nicht offen besprochen. Mit neun Jahren wusste ich nicht, was Sex ist. Oh, natürlich wusste ich, dass männliche Tiere auf weibliche Tiere springen und weibliche Tiere Babytiere zur Welt bringen. Aber das war auch schon alles.“
Trey fing an, sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, aber jetzt musste er sich alles bis zum Ende anhören. „Mein Urgroßvater war also ein echter Schwerenöter. Ich habe zwar nicht besonders gut aufgepasst im Geschichtsunterricht, aber selbst ich weiß, dass das neunzehnhundertneununddreißig nicht mehr gegen das Gesetz verstieß.“
„Du hast vollkommen recht. Schwerenöter kamen nicht hinter Gitter, aber sie wurden für ihre Potenz und ihre Eroberungen auch nicht bewundert. Zumindest nicht in anständigen Kreisen.“
Zuerst war Treys Urgroßvater ein Schwerenöter, nun passte er auch nicht mehr in die anständige Gesellschaft. Falls Jeb vorhatte, den Ruf eines toten Mannes zu ruinieren, war er bei Trey an den Falschen geraten. „Als Nächstes wirst du mir erzählen, wen er alles geschwängert und sitzen gelassen hat und wen angeblich vergewaltigt.“
„Nein, keine Sorge“, beschwichtigte Jeb ihn. „Wie ich schon sagte, ich war erst neun Jahre alt. Mir wären solche Gerüchte nicht zu Ohren gekommen. Aber als ich eines Tages aus der Schule nach Hause kam und ihn zusammen mit meiner Mutter im Bett fand – sie unter ihm, schreiend und stöhnend –, wollte ich ihn umbringen, wegen der Schmerzen, die er ihr zufügte.“
Jetzt wartete Trey mit angehaltenem Atem darauf, dass Jeb fortfuhr.
„Wenn man neun Jahre alt ist, hört man die Leute über den Tod reden, dass man in den Himmel kommt und seinem Schöpfer gegenübertritt. Aber es erklärt einem keiner, was der Tod genau bedeutet. Es ist nur ein Wort, und du weißt nur, dass jemand, der tot ist, nicht mehr da ist.“
„Du hast ihn also umgebracht“, sagte Trey. „Du hast ihn mit deiner Mutter im Bett erwischt, und deswegen hast du ihn getötet.“
„Ja, das habe ich“, gestand Jeb mit ernster Miene. „Ich rannte aus dem Haus auf die Veranda und schnappte mir eins von den Kanthölzern, die dort gestapelt waren, weil mein Pa das Geländer reparieren wollte. Es war ein kurzes Stück Holz, aber lang genug, um damit
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