Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
Vom Netzwerk:
tragen.«
    Rose spürte das Bedürfnis, Lady Ada zu verteidigen.
    »Ich finde, Lady Ada sieht immer hübsch aus. Ich weiß, dass ihre Kleider nicht so …« – sie suchte nach dem richtigen Wort – »modisch sind wie die von Miss Charlotte, aber sie stehen ihr trotzdem gut.«
    »Ich will hoffen, du vergleichst Miss Charlotte nicht mit Lady Ada!« Stella klang entrüstet. »Jeder weiß, dass Miss Charlotte eine der elegantesten Debütantinnen von ganz London ist. Also …« Stella wurde nachdenklich. Rose wartete. Stella konnte ihr vieles beibringen – wenn sie wollte.
    »Ich nehme an, du hast schon Erfahrung mit dem Ankleiden von Damen?«, fuhr Stella fort. Während sie redete, ging sie im Zimmer herum, hob hier einen Handschuh, dort einen Strumpf auf und räumte sie in Schubladen oder legte sie zum Ausbessern oder Waschen beiseite.
    Rose folgte ihr und versuchte sich alles, was sie tat, einzuprägen. »Ich habe jahrelang meine Mutter frisiert und ihre Kleider in Ordnung gehalten.« Beim Anblick der riesigen Schränke hier musste sie jedoch zugeben, dass sie das Segeln eines Bötchens mit dem Steuern eines Ozeandampfers verglich.
    »Ach du liebe Zeit, das ist wohl kaum dasselbe.« Stella strich einen Handschuh glatt und legte ihn in eine Schublade. »Lass mich erklären. Deine Hauptaufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass die jungen Ladys so vorteilhaft wie nur möglich aussehen. Du musst ihre Kleider herauslegen, und du musst sie frisieren.« Sie zupfte ein Haar vom Kissen. »Halte den Frisiertisch in Ordnung, achte darauf, dass immer genug Kölnischwasser und Schminksachen da sind …« Sie rückte besagte Dinge auf dem Frisiertisch zurecht, verstaute eine bernsteinbesetzte Silberbrosche in der Schmuckschatulle, faltete einen Fächer zusammen und räumte ihn weg.
    »Frisiertisch, Kölnischwasser, Kosmetika …«, wiederholte Rose und fragte sich, wie in aller Welt sie sich das merken sollte.
    »Das ist natürlich noch nicht alles … Miss Charlotte kommt oft erst um drei Uhr morgens von einem Ball zurück. Lady Ada scheint da etwas ruhiger zu sein, aber du musst immer warten, bis sie zu Hause ist, um sie auszukleiden. Während du wartest, gibt es immer viel zu waschen und auszubessern.«
    »Waschen und ausbessern, das kann ich«, sagte Rose eifrig. »Aber woher weiß ich, welche Kleider ich ihr zurechtlegen soll?«
    »Sie wird dir sagen, was sie an diesem Tag vorhat, und du wählst natürlich das Passende aus. Aus ihrer Garderobe.« Stella riss die Schranktüren auf.
    Rose blickte entsetzt auf die vielen Stangen voller Kleider. Im Vergleich zu Miss Charlottes Garderobe waren sie ihr spärlich erschienen, aber jetzt, wo sie dafür verantwortlich war, kam ihr die Menge überwältigend vor.
    »Aber ich weiß doch gar nicht, welche die richtigen sind zum Reiten, zum Spazierengehen, für Besuche …«
    Stella sah Rose mitleidig an. »Du musst mehr lernen, als ich dachte. Konzentrier dich einfach auf gutgeschnittene Tweedkostüme und ein paar wirklich vorzeigbare Abendroben, ein paar Nachmittagskleider und so weiter.«
    »Nachmittagskleider«, wiederholte Rose und fragte sich wieder voller Panik, wie sie das alles behalten sollte.
    »Aber das Wichtigste ist, dass du deinen neuen Rang nicht vergisst. Du bist jetzt eine Zofe. Das heißt, du wirst nicht mehr im Dienstbotenraum essen. Eines der Hausmädchen wird dir ein Tablett bringen. Es ist sehr wichtig, dass du dich von den gewöhnlichen Dienstboten abgrenzt.«
    Rose hatte immer in der warmen Atmosphäre des Dienstbotenraums gegessen. Bei der Vorstellung, dass Annie ihr ein Tablett bringen würde, stieg ihr ein Kloß in die Kehle. Sie spürte Stellas forschenden Blick.
    »Wie in aller Welt hast du diese Stelle gekriegt, Rose? Ich wüsste zu gern, wen du beeindruckt hast.«
    Von der plötzlichen Frage überrumpelt, antwortete Rose wie auf Knopfdruck: »Lord Westlake hat es selbst vorgeschlagen. Ich glaube, er ist ein sehr freundlicher Mann.«
    »Muss er wohl sein«, sagte Miss Ward leichthin, »wo er deine Mutter aufgenommen hat.«
    Rose sah sie überrascht an.
    »Wie meinst du das?«
    »Ach, nur wenige Häuser von solcher Bedeutung würden ein Dienstmädchen mit einem Kind aufnehmen«, sagte Miss Ward. In ihren blauen Augen glomm ein Ausdruck, den Rose nicht enträtseln konnte. »Geschweige denn, sie zur Haushälterin befördern.«
    Rose spürte die Röte in ihren Wangen. Sie wusste, dass ihr Vater tot war. Sie erinnerte sich nicht an ihn, und ihre Mutter sprach

Weitere Kostenlose Bücher