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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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Indien seinen Reiz verloren?«
    »Deine Aufrichtigkeit ist überwältigend«, erwiderte Lord Westlake trocken.
    »Wir sind selbstverständlich entzückt, dich wieder hierzuhaben«, sagte William barsch. »Aber du verstehst sicher, dass wir die Plötzlichkeit deiner Heimkehr und die Ankündigung deiner anschließenden Heirat etwas irritierend fanden.«
    »So, fandet ihr das?« Lord Westlake legte sein Besteck nieder. »Denn was mit den Feldern oberhalb von Redlands Copse passiert ist, fand ich ebenfalls etwas irritierend, William.«
    »Die waren doch sowieso am Verrotten. Ich habe im Verkauf eine günstige Gelegenheit gesehen. Sie werden nicht gebraucht, daher haben wir sie mit Gewinn abgestoßen.«
    »Diese Felder haben seit über zweihundert Jahren zu Somertons Ländereien gehört. Ich habe dich mit dem Auftrag zurückgelassen, das Anwesen zu verwalten, und nicht, zu deinem eigenen Vorteil Profit daraus zu schlagen.«
    »Ich finde, du übst sehr harte Kritik«, sagte William. Er steckte die Nase tief ins Weinglas, seine Augen irrten umher, als seien sie auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. »Aber wer selbst im Glashaus sitzt …«
    Ada blieb der Bissen in der Kehle stecken. William war schon immer ein Querkopf gewesen, aber er konnte doch nicht so unbesonnen sein und seine Manieren so weit vergessen, dass er beim Dinner das heikle Thema von Papas Rücktritt ansprach. Noch dazu, wo die Templetons dabeisaßen und gebannt die Ohren spitzten. Sebastians Augen leuchteten vor Neugier.
    »Ich werde so tun, William, als hättest du das nicht gesagt.«
    William sah das gefährliche Blitzen in den Augen seines Onkels und brummte: »Gut, Sir.«
    Georgiana klapperte mit der Gabel auf ihrem Teller, und alle Blicke richteten sich auf sie.
    »Ich freue mich ja so auf unsere erste Saison – ich meine, auf Adas erste Saison«, sagte sie und sah ihre Schwester flehentlich an. Die Botschaft war klar: Wechsle das Thema!
    »Ja – ja, ich kann es kaum erwarten!« Ada verzieh sich die Lüge; der Zweck heiligte die Mittel. »Ich kann kaum glauben, dass es nur noch sechs Monate bis dahin sind.«
    »Ich auch nicht.« Charlotte musterte Ada von oben bis unten. »Aber keine Angst, wir schaffen es bis dahin schon irgendwie, dich darauf vorzubereiten.«
    Ada und Georgiana wechselten einen Blick. Ada war nie auf die Idee gekommen, sie sei vielleicht nicht ausreichend vorbereitet. Für sie bestand die »Saison« aus einer Reihe gesellschaftlicher Ereignisse – aus Besuchen, Bällen, Festen –, die sie wohl oder übel über sich ergehen lassen würde, und das mit einem heimlichen Lachen über die Oberflächlichkeit des Ganzen. Nie hätte sie daran gedacht, dass womöglich sie diejenige war, die den Ansprüchen nicht genügte.
    »Es ist vielleicht doch etwas übertrieben, dass dein Vater von dir erwartet, direkt aus dem Dschungel in den Ballsaal zu treten«, fuhr Charlotte mit gedämpfter Stimme fort. Ada sah zu Lord Westlake hinüber, aber der funkelte William immer noch an und hörte sie nicht. »Du tust mir leid. Vermutlich bist du noch nie in einer wirklich feinen Gesellschaft gewesen.«
    »Auch in Indien gibt es eine Gesellschaft«, sagte Georgiana.
    »Zweifellos gibt es Leute. Aber keine Gesellschaft.« Charlotte lächelte honigsüß.
    Fiona hob die Lorgnette und betrachtete Ada quer über den Tisch.
    »Ja, für die Vorbereitung bleibt nicht viel Zeit«, sagte sie dann. »Unser erstes Ziel muss es sein, eine Fürsprecherin für deine Präsentation bei Hofe zu gewinnen. Leider kann ich das nicht selbst übernehmen. Ich hatte nie die Ehre, der Monarchin vorgestellt zu werden. Ich hoffe jedoch, ich kann Mrs Verulam überreden, so freundlich zu sein.«
    »Das wird eine fade Sache«, stöhnte Charlotte. »Wirklich merkwürdig, dass wir schlichte weiße Kleider tragen müssen, ohne jeden Schmuck.«
    »Ich dachte, Debütantinnen dürfen eine Perlenkette tragen?«, warf Sebastian ein.
    »Ich bitte dich – das ist doch kein Schmuck !«, entgegnete Charlotte verächtlich.
    Ada, die die Perlen ihrer Mutter trug, errötete und senkte den Blick zum Tisch. Charlotte hatte das sicher nicht verletzend gemeint, redete sie sich ein.
    »Es ist wirklich eine Schande, dass du dich der Sonne ausgesetzt und dir den Teint ruiniert hast«, verkündete Mrs Templeton nach eingehender Prüfung durch die Lorgnette. »Und deine Kleider sind völlig aus der Mode, aber was kann man von Indien schon erwarten? Da ist vor Saisonbeginn ein Besuch bei Worth angesagt,

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