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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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fragte sie erschrocken. »Ich weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll.«
    »Ach Quatsch, Rose, deine Hände sind prima, und außerdem trägst du sowieso Handschuhe«, sagte Annie und warf Miss Ward einen erbosten Blick zu.
    »Annie, du darfst sie jetzt, wo sie befördert wurde, nicht mehr Rose nennen«, sagte Miss Ward zuckersüß. »Du musst Miss Cliffe zu ihr sagen, genau wie du mich Miss Ward nennst. Aber Rose, du darfst jetzt Stella zu mir sagen. Und natürlich sind wir jetzt per Du.«
    »Ach, ich glaube nicht …«, stammelte Rose entsetzt.
    »Nein, sie hat ganz recht«, sagte Annie, auch wenn ihr Gesicht ihren Ärger verriet. »Es gibt schließlich Regeln, und du bist jetzt eine Zofe.«
    »Aber ich …« Rose verstummte, als sie merkte, dass es keinen Zweck hatte.
    Sie stiegen auf Stühle und befestigten schweigend die Kränze am großen Bogen der Eingangshalle. Am anderen Ende lief Mary hinein und hinaus; sie holte Pflanzenkübel aus den Gewächshäusern, um den Wintergarten zu schmücken, wo die Trauungszeremonie stattfinden sollte. Lakaien brachten Stühle, die sie in Reihen für die Gäste aufstellten; sie schleppten auch ein Rednerpult aus Eichenholz herein, an dem der Priester seine Predigt halten würde.
    »Warum heiraten sie eigentlich nicht in der Kirche?«, fragte Annie, als sie eine Girlande aus weißen Rosen und rosa Bändern aufhängte.
    »Das macht man bei der zweiten Ehe nicht«, antwortete Stella.
    »Warum nicht?«
    »Das macht man einfach nicht.« Sie sah Annie von oben herab an. »Aber ich habe auch nicht erwartet, dass du etwas von Etikette verstehst.«
    Rose sah Annie verstohlen an und schnitt eine Grimasse. Dann änderte sich Annies Miene mit einem Schlag.
    »Wer ist denn das?«
    Rose folgte ihrem Blick. James und Roderick waren nicht mehr allein; beim Aufstellen der Stühle half nun ein gut aussehender junger Mann mit schwarzen Locken mit. Als er das Wort an James richtete, war Rose von seiner gebildeten Ausdrucksweise erstaunt.
    »Ach, das muss Mr Templetons Kammerdiener sein.« Ihr war eingefallen, dass ihre Mutter ihn erwähnt hatte. »Ich glaube, er heißt Oliver Campbell.«
    »Ist der aber elegant«, sagte Annie. Beiläufig strich sie sich die Haare glatt. »Vielleicht sollte ich mal rübergehen und mich vorstellen.«
    »Wenn du dich zum Affen machen willst, dann nur zu«, sagte Stella mit einem Lächeln, das Rose nicht zu deuten wusste.
    »Lass das lieber, Annie«, sagte sie schnell. »Denk nur, wie böse Mrs Cliffe auf dich wäre.« Um Annie von dem gut aussehenden Neuankömmling abzulenken, sprang sie von ihrem Stuhl und blickte zu den Kränzen hoch. Die Eingangshalle sah jetzt aus wie eine Blumenlaube.
    »Ist das nicht schön?«, sagte sie voller Stolz auf ihr gemeinsames Werk.
    Annie und Stella stiegen ebenfalls herunter, und obwohl beide nicht viele Worte machten, merkte Rose ihnen an, wie gut auch ihnen der Blumenschmuck gefiel.
    Sie waren noch nicht ganz fertig, da hörten sie draußen Motorenlärm, der immer näher kam.
    »Sie sind da!«, zischte James quer durch die Halle. »Verzieht euch!«
    Rose sammelte hastig ihre Sachen auf und lief zur Durchgangstür, Annie und Stella folgten ihr. Doch einen schnellen Blick durch die Terrassentüren konnte sie sich nicht verkneifen. Ein riesiges Automobil von majestätischer Pracht fuhr in die Einfahrt hinauf. Der Mann am Lenkrad sah herüber, fing ihren Blick auf und winkte ihr zu. Rose schnappte erschrocken nach Luft und wich zurück. Annie packte sie am Arm.
    »Komm schon, Miss Cliffe«, sagte sie mit einem Funkeln in den Augen.
    »Du brauchst mich nicht so zu nennen!« Rose eilte hinter ihr die Treppe hinunter und ließ Stella zurück.
    »Mach ich aber. Und Miss Ward findet es auch gut, da bin ich mir sicher.« Annie fügte zwinkernd hinzu: »Aber werd mir bloß nicht zu hochnäsig, ja?«
    »Natürlich nicht. Du bist doch meine Freundin.« Rose hatte mit Annie ein Zimmer geteilt, seit sie zwölf war, und bei dem Gedanken, dass es damit nun ein Ende hatte, stieg ihr ein Kloß in die Kehle. »Ich werde dich vermissen.«
    »Pah!« Trotzdem klang Annie erfreut. »Du wirst uns bestimmt bald vergessen und dich mit Miss Ward anfreunden.«
    Rose sah sich um. Stella war nirgends zu sehen.
    »Ich bemühe mich, freundlich zu ihr zu sein, aber richtig anfreunden könnte ich mich nicht mit ihr. Sie ist doch viel älter als ich.«
    »Quatsch, die ist doch höchstens achtzehn.«
    »Unmöglich!«
    »Doch.« Annie nickte wissend.
    »Aber sie ist so

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