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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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zum Militär. Aber Mama lässt mich nicht, und jetzt, wo ich zu Hause bin, nörgelt sie die ganze Zeit an mir rum und behandelt mich wie ein kleines Kind. Sie macht mich wahnsinnig, das kannst du mir glauben!« Er hieb verärgert mit seiner Reitgerte in die Luft. »Da wäre ich sogar noch lieber in Eton.«
    »Ach so …« Georgiana begriff und vergab ihm sofort. »Aber warum lässt sie dich denn nicht zum Militär gehen?«
    »Sie behauptet, das sei gefährlich. So ein Quatsch! Ich will doch bloß die Welt sehen!«
    »Das verstehe ich gut«, sagte Georgiana. Sie lächelte. »Na, wenigstens können wir die Straße vor uns sehen. Wer schneller ist!«
    Sie trieb die verdatterte Beauty wieder zum Galoppieren an und ritt auf den Zaun zu, der Somertons Ländereien von der Straße trennte. Michael folgte ihr. Am Zaun brachten sie ihre schwer schnaufenden Tiere zum Stehen und sahen über den Park zum Haus zurück. Die Straße führte in einer Kurve vor ihnen vorbei, und als sie dort standen, kam eine Kutsche entlanggefahren. Drinnen saßen, wie Georgiana erkannte, Edith, das Kindermädchen Priya und ein quengeliger Augustus, der auf ihrem Schoß herumzappelte. Georgiana hob die Reitgerte und winkte. Edith lächelte huldvoll.
    »Wer war denn das?«
    Michaels Ton ließ Georgiana überrascht aufhorchen. Sie drehte sich zu ihm. Er starrte der Kutsche nach wie vom Donner gerührt.
    »Lady Edith natürlich. Sie fährt wahrscheinlich ins Dorf, Lady Fairfax besuchen.«
    »Nicht sie! Die … andere.«
    Georgiana spürte plötzlich eine tiefe Beklemmung. Sie wusste nicht genau, warum, aber es gefiel ihr überhaupt nicht, wie gebannt Michael der Kutsche nachstarrte.
    »Das war nur … das Kindermädchen«, gab sie widerstrebend Auskunft. »Ich glaube, sie heißt Priya.«
    »Priya«, murmelte Michael, den Blick immer noch auf die Kutsche geheftet. Er erinnerte Georgiana an einen verzauberten Prinzen – verzaubert von einer geheimnisvollen Fee.
    Sie geriet in Panik. Irgendwie musste sie seine Aufmerksamkeit wieder auf sich ziehen. »Los, galoppieren wir!«, rief sie und wendete Beauty. »Komm schon – auf in den Wald!«
    Sie galoppierte mit Beauty in rasantem Tempo den Hügel hinab. Michael rief ihr etwas nach, aber sie beachtete ihn nicht. Der Hang war unerwartet steil, das Reiten im Wald würde nicht ungefährlich sein. Aber sie musste Michael ablenken. Sie musste den Bann unbedingt brechen.
    »Los, Beauty!«
    Sie erreichte den Wald und steuerte Beauty weg vom Unterholz, zurück auf den Pfad. Beauty war schon jahrelang nicht mehr so galoppiert und schüttelte voller Protest den Kopf hin und her, aber Georgiana gab ihr die Sporen.
    Sie wollte Michael zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt war, also verringerte sie ihr Tempo nicht, sondern trieb Beauty weiter den Pfad entlang, dass unter ihren donnernden Hufen die Dreckklumpen nur so hochspritzten.
    »Halt, Georgiana!«, hörte sie Michael schreien. Sie drehte den Kopf und grinste ihm zu, und erst, als sie wieder nach vorn blickte, sah sie den umgestürzten Baum, der den Weg blockierte.
    Georgiana biss sich auf die Lippe und trieb Beauty weiter vorwärts. Die alte Stute setzte mühsam zum Sprung an und hievte sich über den Stamm – aber dahinter gab es keinen Boden. Das Terrain fiel dort ganz plötzlich ab, Beauty wieherte angstvoll und strauchelte. Georgiana hatte kaum mehr Gelegenheit, einen Schrei auszustoßen, als sie auch schon über Beautys Kopf flog. Die Welt um sie herum war grün und schnell, und in der erstaunlich zäh sich hinziehenden Sekunde, bevor sie auf den Boden aufschlug, hatte sie noch Zeit zu denken: Das wird weh tun.

    Sie driftete durchs Dunkel, in ihrem Kopf tobte der Schmerz. Dann drangen einzelne Worte zu ihr durch. »Georgie! Georgiana! Kannst du mich hören?«
    Das klang nach Michaels Stimme, aber das konnte wohl nicht sein. Noch nie hatte er so erschrocken geklungen, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
    »Georgiana, wach auf! Sag was!«
    Sie wollte sagen: »Hör auf zu schreien«, schaffte es aber nicht, ihre Stimme bis nach oben zu holen, es war, als wolle sie etwas unglaublich Schweres aus tiefem Wasser ziehen. Sie versuchte es noch einmal und brachte ein Stöhnen hervor.
    »Gott sei Dank! Du bist nicht tot.« Er schluchzte jetzt richtig. Das war so verblüffend, dass sie es auf keinen Fall verpassen wollte. Sie zwang ihre Lider auseinander, und der schwache Schein der Sonne traf sie wie ein Vorschlaghammer.
    »O-o-o-o-oh … mein Kopf!«,

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