Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
Vom Netzwerk:
Ausritt mit«, antwortete Georgiana und hob aufgeregt die Hand, um nach der langen Feder an ihrem Hut zu greifen.
    Charlotte zog eine Augenbraue hoch. »Hältst du das für eine gute Idee? Euch beiden zusammen trau ich zu, dass ihr die Stallungen zum Einsturz bringt.«
    Georgianas Unterlippe bebte, und sie sah voller Anspannung zu ihrem Vater hinüber, der das Wortgefecht verfolgte.
    »Ich sehe da überhaupt keine Schwierigkeiten«, mischte sich Ada ein. »Georgie ist eine gute Reiterin, und Beauty ist ein braves altes Ross.«
    »Adas gesundem Menschenverstand vertraue ich mehr als deinem, Georgiana; wenn sie dafür ist, lasse ich dich gern ausreiten«, meinte Lord Westlake. »Aber mute dir nicht zu viel zu, Georgiana – denk an deinen letzten Schwächeanfall.«
    Georgiana lächelte. Als sie sich erhob und den Raum verließ, flüsterte sie Ada ins Ohr: »Danke, Schwesterherz.«

17
    Georgiana folgte Michael die lange Auffahrt hinunter; Beauty trottete dahin, bedächtig wie ein Kutschpferd. Prince, Michaels großer Rotbrauner, ließ sich nicht so leicht handhaben; er scheute, tänzelte zur Seite, schüttelte den Kopf. Georgiana bemerkte es kaum, sie hatte nur Augen für Michaels attraktives, wenn auch gerade sehr angespanntes Gesicht. Er presste die Lippen zusammen und brauchte seine ganze Konzentration, um sein Pferd unter Kontrolle zu halten. Georgiana brannte darauf, ihm von Rose zu erzählen, aber sie hatte versprochen, nichts zu verraten, und womöglich würde es ihn gar nicht interessieren. Er schien sich nicht viel aus Musik zu machen, sondern war immer draußen, spielte Cricket, saß auf einem Pferd oder ging auf die Jagd. Das fand Georgiana sehr ermüdend, wich ihm aber dennoch nicht von der Seite. Früher oder später würde er sie bemerken, ganz bestimmt. Das musste er einfach. Sie würde nicht aufgeben. Und dann … sie hatte noch nie einen Kuss bekommen, aber ganz sicher war es schwindelerregend, umwerfend, wunderbarer als alles, was sie bisher erlebt hatte. An diesem Punkt versagte regelmäßig ihre Phantasie, denn der bloße Kontakt zweier Lippenpaare – so ging das wohl, das Küssen, da war sie ziemlich sicher – kam ihr nicht sonderlich aufregend vor, jedenfalls nicht so aufregend, wie alle behaupteten. Aber allein schon, wenn sie Michael ansah, bekam sie Herzklopfen und musste die Zügel fester umfassen.
    »Ich kann Prince nicht in diesem Tempo halten«, warf er ihr über die Schulter zu. »Ich muss ihn galoppieren lassen.«
    Kies spritzte auf, und Prince schoss davon wie ein fliehender Hirsch.
    »Komm schon, Beauty!« Georgiana schnalzte mit der Zunge und trieb ihr Pferd an. Beauty verfiel in einen verdutzten Trab und schließlich in einen widerwilligen kurzen Galopp. Georgiana spürte den Wind im Gesicht, der Farbe in ihre Wangen blies. Sie liebte die Geschwindigkeit, es war, wie wenn ihre Finger über die Tasten des Klaviers flogen und sie in eine eigene Welt entschwand.
    Michael sah sich erst um, als er das Gatter in der Hecke erreichte.
    »Da bin ich!« Georgiana schloss mit glänzenden Augen und rosa Wangen zu ihm auf.
    »Na endlich«, war alles, was Michael dazu zu sagen hatte. Georgiana war geknickt.
    »Sollen wir ins Dorf hinunterreiten?«, schlug sie vor, als er abstieg, um das Gatter zu öffnen. »Ich habe ein bisschen Geld dabei, wir könnten uns heiße Schokolade kaufen und uns an den Fluss setzen.« Flussufer gehören doch zu den Orten, an denen man womöglich geküsst werden könnte, dachte sie.
    »Auf so etwas Langweiliges kann ja nur ein Mädchen kommen«, brummte er und hielt das Gatter für sie auf.
    Georgiana wurde rot. Als sie das Gatter durchquert hatte, brachte sie ihr Pferd zum Stehen und sah sich um. »Ich finde dich sehr unhöflich«, sagte sie mit fester Stimme. »Und einen aufregenderen Gegenvorschlag hast du auch nicht zu bieten.«
    Michael sah sie betreten und sogar ein wenig reumütig an. Er schloss das Gatter und stieg wieder auf. Seite an Seite ritten sie weiter. »Du hast ja recht«, sagte er mit entwaffnender Ehrlichkeit. »Ich hab eine Stinklaune. Tut mir leid. Ich bin nur so … also, wenn ich ehrlich sein soll: Ich wünschte, ich wäre nicht von der Schule geflogen.«
    Georgiana riss die Augen auf. »Aber du hast doch gesagt, es sei dir egal. Du hast gesagt …«
    »Na, vielleicht hab ich nur geblufft.« Er schien nun richtig verlegen, fuhr mit der Hand durch das blonde Haar, dass es in die Höhe stand. »Die Sache ist: Ich hasse Schule. Eigentlich möchte ich

Weitere Kostenlose Bücher