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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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keuchte sie.
    Michael kauerte neben ihr. Nein – sie lag sogar in seinen Armen! Leider konnte sie das nicht so ausgiebig genießen, wie sie es sich gewünscht hätte, denn sie musste sich zur Seite drehen und in die Büsche übergeben. Selbst in ihrer Lage empfand sie diese Peinlichkeit als empörende Ungerechtigkeit.
    »Was ist denn passiert?« Langsam kam die Erinnerung an den Baumstamm, an diese schwarze Barriere quer über dem Weg, in ihr Bewusstsein zurück.
    »Du bist vom Pferd gestürzt. Mann, war das ein Sprung! Ich dachte, du würdest einen Salto machen.«
    »Beauty?« Mühsam setzte sie sich auf. Beauty stand ganz in der Nähe, und ihr vorwurfsvoller Blick schien eindeutig sagen zu wollen, dass sie das ja habe kommen sehen.
    »Mit ihr ist alles in Ordnung. Sie hat nur eine kleine Schramme am Sprunggelenk. Sie war schlau und hat sich noch gefangen. Aber du bist direkt auf dem Kopf aufgekommen. Ich dachte, du wärst tot, Georgie. So was darfst du mir nie wieder antun!«
    Georgiana strahlte, so besorgt klang er, doch dabei schoss ihr ein solcher Schmerz durch den Schädel, dass sie wimmernd zusammenfuhr. Ihr blieb nichts anderes übrig, als »Vielleicht sollten wir nach Hause gehen« zu sagen.
    »Du solltest dich auf keinen Fall bewegen. Ich reite zurück und hole Hilfe – falls es für dich in Ordnung ist, für einen Moment allein zu bleiben.« Er stand auf und nahm Prince an den Zügeln. Dann blickte er wieder auf sie herunter und sagte: »Ich bin so froh, dass dir nichts Schlimmes passiert ist. Ich hätte mich gefühlt wie – na, egal.«
    Georgiana lächelte schwach. Das muss ich öfter machen, dachte sie.

18
    Jeder in Oxford wusste, wo Sebastian Templetons Wohnung lag. Dort standen immer die Fenster offen, aus ihnen schallte das lauteste Gelächter, die lauteste Grammophonmusik, und selbst die Sonne schien am längsten dort zu verweilen, wo sich Studenten herausbeugten und die Passanten mit rauer, betrunkener Stimme anpöbelten. Zu jeder Tages- und Nachtzeit hielten dort mit quietschenden Bremsen Automobile, denen junge Männer mit glänzenden Zylindern und scharf näselnden Aristokratenstimmen entstiegen, die sogleich nach oben rannten und dort so laut lachten, dass Professoren, die mehrere hundert Meter entfernt schliefen, davon aufwachten und sich zähneknirschend schworen, Sebastian gleich am nächsten Tag von der Universität zu verweisen. Doch irgendwie kam es nie dazu. Oxford wäre ohne ihn einfach nicht dasselbe gewesen.
    »Da haben wir den Wagen einfach im Heuhaufen stehen lassen und sind das letzte Stück nach Hause geschwommen!«, beendete Lord Evelyn Spencer seine Anekdote. Sie wurde vom »Set«, wie sich die modischen, vermögenden jungen Männer und Frauen nannten, mit einer Lachsalve honoriert. Lord Evelyn streckte mit leicht schwankendem Arm sein Glas aus. »Sebastian, wo steckt denn dein Kammerdiener mit dem Champagner?«
    Oliver hörte ihn von der Küche aus und eilte mit einer neuen Flasche herbei. Er verbeugte sich mit gesenktem Kopf und hoffte, dass niemand seine Nervosität bemerkte. Sebastian flegelte zwischen Archie Ffoulkes und Prinz Alexander Tatenov auf der Couch; als Oliver den Champagner einschenkte, zwinkerte er ihm zu. Oliver gestattete sich ein kurzes Lächeln.
    Aber es kam nicht von Herzen. Er zog sich in die Küche zurück, um die Porzellanschälchen herzurichten, die Sebastian auf ihrer Rückfahrt bei einem Antiquitätenhändler gekauft hatte. Es fiel ihm schwer, Sebastian so sorglos und ungezwungen zu sehen und selbst nicht mit in das Gelächter einstimmen zu dürfen, sondern mit einem Pokerface im Hintergrund bleiben zu müssen. Nach den letzten gemeinsamen Tagen empfand er das wie einen Verrat.
    Während er in jedes Schälchen mit einem Silberlöffel sorgfältig Kaviar füllte, rief er sich zur Vernunft. Er konnte von Sebastian nicht erwarten, dass er allein seinetwegen sein ganzes Leben änderte. Wenn er das täte, würden alle Verdacht schöpfen. Und er hatte schließlich gewusst, dass Sebastian so war. Ehrlich gesagt mochte er ihn deshalb ja auch so.
    Als er mit dem Kaviar in den Salon trat, klingelte es an der Tür.
    »Oh!«, rief Evelyn. »Kommt jetzt dein Neuzugang, Sebastian?«
    Einen Augenblick dachte Oliver, er selbst sei damit gemeint, und wurde blass. Doch Sebastian antwortete: »Na hoffentlich! Er ist überaus faszinierend – eine dunkle Schönheit, und so viel Leidenschaft.«
    Die Worte klangen Oliver in den Ohren, als er zur Tür ging. Ob das nun im

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