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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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Spaß gesagt war oder im Ernst, er fand es von Sebastian nicht sonderlich witzig, vor ihm herumzuflirten. Er öffnete die Tür. Draußen standen zwei Männer, ein hochgewachsener, gutaussehender Inder, der aussah, als wäre er lieber woanders – und der Honorable Peregrine Winchester.
    Oliver sog vor Schreck scharf die Luft ein und seine Hand fuhr automatisch nach oben, um sein Gesicht zu verdecken. Er konnte die Bewegung gerade noch so aussehen lassen, als striche er sich die Haare aus den Augen; hastig trat er zurück. Von allen Menschen auf der Welt musste ausgerechnet Perry hier hereinplatzen. Aber dass er nach Oxford gehen würde, war eigentlich klargewesen. Wenn er ihn erkannte …
    Doch Perry Winchester warf ihm nur seinen Mantel entgegen und schritt herein; mit dröhnender Stimme begrüßte er die anderen: »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich habe einen Freund mitgebracht, Ravi Sundaresan.«
    Sebastian sprang mit einem breiten Lächeln auf.
    »Mein lieber Ravi – ich freue mich so, dass Sie kommen konnten. Setzen Sie sich, trinken Sie etwas. Campbell, holen Sie ihm ein Glas.« Er führte Ravi zu einem Sessel. Ravi setzte sich mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich sagte, Campbell, holen Sie ihm ein Glas!«, blaffte Sebastian ihn ungeduldig über die Schulter hinweg an.
    Oliver fuhr zusammen; er hielt immer noch Perrys Mantel im Arm. Seine Befürchtung, Perry könnte ihn erkannt haben, hatte ihn mit einem Schlag in die Vergangenheit zurückkatapultiert und vergessen lassen, dass er sich, seitdem er sich als Kammerdiener verdingt hatte, Campbell nannte. »Sofort, Sir.«
    Sein eigener Aussetzer wurmte ihn genauso wie Sebastians Schroffheit. Er war froh, dass er sich mit seinem Zorn in die Küche zurückziehen konnte. Schmerzhaft bekam er zu spüren, was es hieß, Diener zu sein: keine Widerrede, keine Gegenwehr, alle Demütigungen schlucken. Na, wenn du etwas anderes erwartet hast, warst du ganz schön blöd, dachte er. Trotzdem stieg ihm die Röte in die Wangen, und er spürte im Herzen einen Stich der Enttäuschung. Er war jetzt ein Dienstbote, das durfte er nie vergessen. Es war seine eigene Entscheidung gewesen, sein Leben wegzuwerfen – und das war ihm weiß Gott gründlich gelungen. Er konnte nicht erwarten, dass ein Gentleman wie Sebastian das, was sie miteinander hatten, ernst nahm.
    Er kam mit dem Champagner heraus und bot ihn in der Runde an. Als er Perry ein Glas reichte, zitterte seine Hand, aber Perry sah ihn nicht einmal an. Oliver war ebenso erleichtert wie verärgert. Als Kammerdiener war man anscheinend unsichtbar, sogar für seine alten Freunde aus Harrow.
    Er bemerkte, dass Ravi vom Set nicht beeindruckt schien. Er saß schweigend da und gab einsilbige Antworten, während die anderen ununterbrochen quasselten, Tratsch über Persönlichkeiten aus der Gesellschaft oder Pläne für Feste in ihren Landhäusern austauschten. Oliver fragte sich, warum Ravi überhaupt gekommen war und warum er nicht ging, wenn die Gesellschaft so wenig nach seinem Geschmack war.
    Erst viel später, als einige Mitglieder des Sets bereits aufgebrochen waren und andere sich beim Pianola versammelt hatten, um Schallplatten aufzulegen, saß Sebastian mit Ravi allein auf dem Sofa. Oliver kam aus der Küche, um leere Gläser einzusammeln. Ravi saß mit gerunzelter Stirn da und betrachtete sein Glas. Sebastian beobachtete ihn nachdenklich. Er schenkte Oliver keinerlei Beachtung.
    Ravi brach das Schweigen. Unvermittelt sagte er: »Wie geht es … allen auf Somerton Court, Sebastian? Ich hoffe, Sie haben … die ganze Familie bei guter Gesundheit zurückgelassen.«
    »Bei sehr guter Gesundheit.« Sebastian sah ihn überrascht an.
    »Gut«, murmelte Ravi. Er legte die Stirn in Falten, und Oliver sah ihm an, dass er überlegte, wie er das Gespräch fortsetzen könnte.
    Sebastian räusperte sich. »Sie mögen mich nicht, habe ich recht?«
    Sein Ton war kokett. Oliver nahm hastig das letzte Glas und kehrte in die Küche zurück, um seine Gefühle zu verbergen. Aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, das Gespräch durch den Türspalt zu belauschen.
    Ravi antwortete kühl und distanziert. »Im Gegenteil. Sie sind mir sehr sympathisch.«
    »Wirklich? Ich hätte fast vermutet, dass Sie mich verachten. Wie kommt es, dass ich dieses Gefühl habe?«
    Ravi zögerte. »Vielleicht, weil ich Verschwendung hasse.«
    »Verschwendung? Wie meinen Sie das?«
    Ravi machte wieder eine Pause, bevor er antwortete. Die Sonne

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