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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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unecht, von der Eleganz ihrer Handschuhe, von ihrer Londoner Ausdrucksweise. Wenn die Zofe schon so beeindruckend war, wie war dann erst Mrs Templeton, fragte sich Rose besorgt.
    »Äh … Mrs Cliffe schickt mich, um zu fragen, ob Sie Hilfe brauchen«, sagte sie dann.
    »Wird auch Zeit! Die Sachen da gehören Miss Charlotte. Häng sie auf.« Miss Ward warf Rose einen Armvoll Satin entgegen, und Rose wankte zum Mahagonischrank und hängte die Kleider sorgfältig hinein, mit Lavendel- und Veilchensäckchen an den Kleiderbügeln. Sie sah sich verstohlen im Zimmer um. Es war wie verwandelt. Ein riesiger Standspiegel war so aufgestellt, dass er möglichst viel Licht einfing, gleich daneben befand sich ein hübscher Chintzsessel. Die halbausgepackten Koffer, die überall herumstanden, schimmerten in der Nachmittagssonne, ihre aus Messingnieten gearbeiteten Initialen CT flammten wie Gold. Bürsten und Kämme mit silbernen Rücken, Schmuckschatullen aus Elfenbein und Parfumfläschchen aus Kristallglas standen auf dem Frisiertisch und blitzten und blinkten, als wären im Zimmer Juwelen verstreut.
    Größe und Stil der Kleider ließen Rose vermuten, dass Miss Charlotte etwa so alt war wie sie. »Ist Miss Charlotte schon in die Gesellschaft eingeführt?«, fragte sie schüchtern.
    Miss Ward ließ sich mit der Anwort Zeit, sie verstaute erst einen perlenbesetzten Fächer in seinem samtgefütterten Etui.
    »Nicht offiziell, aber seit zwei Monaten besucht sie mit ihrer Mutter Bälle und Gesellschaften. Sie findet bei den Gentlemen großen Anklang. Lord Fintan war sehr von ihr angetan, und der jüngste Sohn des Duke von Brentfordshire hat beim letzten Jagdball dreimal mit ihr getanzt.« Sie warf einen Blick aus dem Fenster. »Aber jetzt wird es wohl gemächlicher zugehen. Wie ist die Gesellschaft hier? Was unternehmt ihr zu eurer Unterhaltung?«
    »Also … wir haben ein kleines Klavier im Dienstbotenraum, und manchmal veranstalten wir einen Tanzabend, und es gibt immer das Dorf …« Rose verstummte; sie hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlte. »Nach London kommt Ihnen das vermutlich sehr ruhig vor. Es muss dort ja so aufregend sein.« Rose hatte die Kleider vergessen, die sie an sich gedrückt hielt.
    »Das versteht sich von selbst.« Miss Ward nickte. »Auf dem Land ist es gut und schön, von Samstag bis Montag, aber London ist das Zentrum der Mode und der Gesellschaft. Dort gibt es das Theater, und jeden Abend Bälle und Feste.«
    »Mit Musik?« Roses Augen glänzten.
    »Natürlich, wie sollen die Ladys und Gentlemen sonst tanzen? Mrs Templeton ist außerdem Mitglied in einem der neuen Damenclubs, wo sie oft ihren Lunch einnimmt. Ich weiß wirklich nicht, wie wir uns an das Leben hier gewöhnen sollen.« Sie schob eine Haarsträhne hinters Ohr und übte vor dem Spiegel einen Schmollmund. Rose sah mit großen Augen zu. Wenn sie sich jemals vor einem Spiegel so aufgeplustert hätte, dann hätte sie von ihrer Mutter aber etwas zu hören bekommen! Nämlich einen strengen Vortrag über Eitelkeit.
    »Es ist bestimmt wunderbar, die Zofe einer Lady zu sein«, hörte sie sich sagen. »Ich meine … Sie sind ja selbst wie eine Lady.«
    Miss Ward fing Roses Blick im Spiegel auf und lächelte.
    »Es ist harte Arbeit, aber sie lohnt sich. Und eine Zofe zieht immer mehr Verehrer an als ein Hausmädchen. Wir wohnen in der Nähe von St. James’, da gibt es immer ein paar hübsche junge Gardisten zum Spazierengehen.«
    »Sie dürfen Verehrer haben?«
    »Nicht offiziell. Aber irgendwie muss man sich ja amüsieren.« Sie zwinkerte Rose zu, die sich bei einem Lächeln ertappte.
    »Na, ich hoffe, Sie werden kein Heimweh bekommen«, sagte sie herzlich. »Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie etwas suchen und Hilfe brauchen.«
    Miss Ward wandte sich schließlich vom Spiegel ab und lächelte sie an. Das Lächeln war durchaus warmherzig, aber ihre Augen blieben abwägend.
    »Das ist sehr nett von dir. Ich bin sicher, wir werden gute Freundinnen werden.«
    Sie nahm den letzten Hut aus der Schachtel und setzte ihn sich zu Roses Entsetzen selber auf, neigte den Kopf und machte unter der blumenbesteckten Krempe einen koketten Augenaufschlag.
    »D… d… dürfen Sie das? Hat Miss Templeton nichts dagegen?«
    »Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.« Sie hielt das Kinn schräg und bewunderte sich wieder im Spiegel. »Der wird sowieso bald mir gehören. Miss Charlotte trägt einen Hut nie öfter als ein- oder zweimal.

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