Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
Vom Netzwerk:
in die Hand.
    »Das Zeug kannst du vergessen«, sagte Tobias nach einem kurzen Blick. »Das sind bloß alte Rech…«
    Er verstummte abrupt, was Martha, die immer noch nach Roses Brief suchte, erst gar nicht bemerkte. Tobias las weiter, einen hochkonzentrierten Ausdruck in seinem verschlagenen Gesicht. Nach ein paar Minuten fiel Martha die Stille auf, und sie sah zu ihm hinüber.
    »Du, das ist hier keine Lesehalle«, raunzte sie ihn an.
    »Halt die Klappe.« Ein Grinsen überzog langsam sein Gesicht.
    »Was ist? Hast du den Brief?« Martha schnappte ihm das Papier aus der Hand. Sie runzelte die Stirn. »Das sind doch bloß alte Zahlungen von Lord Westlake an Mrs Cliffe.«
    »Und dir fällt gar nichts Komisches daran auf?«
    »Nein. Er zahlt ihr eben ihren Lohn, was ist denn daran so komisch?«
    »Schau dir doch mal das Datum an, Martha.« Tobias deutete auf die Stelle. »Mrs Cliffe war damals noch gar nicht hier in Diensten. Aber ich war schon da und weiß, dass sie erst 1904 gekommen ist. Und ich erinnere mich noch, dass sie sich gleich bestens im Haus auskannte und behauptete, dass sie schon mal als Dienstmädchen hier war und Somerton Court verlassen hat, um zu heiraten.«
    Martha schüttelte den Kopf. »Also, ich komm da nicht mit.«
    »Lord Westlake hat einem Dienstmädchen immer noch Geld bezahlt, obwohl es schon seit Jahren nicht mehr da war. Und wer kam als Haushälterin mit einer Tochter zurück? Einer Tochter, die sich für was Besseres hält, immer die Nase in der Luft? Komm schon, Martha. So ein Unschuldslamm bist du nun auch wieder nicht.«
    Martha blieb der Mund offen. »Also jetzt, wo du’s sagst, da erinnere ich mich«, sagte sie langsam. »Noch am gleichen Abend, als er aus Indien zurückkam, ist er nachts runter, zu ihr in die Stube. Ich hab mich damals schon gewundert, was die miteinander zu mauscheln haben – mitten in der Nacht.«
    »Das heißt, die Sache ist immer noch am Laufen.« Tobias grinste. »Vergiss Roses Brief. Also, wenn Stella Ward dafür nicht was springen lässt, heiße ich Hase.«

32
    Die Lokomotiven pfiffen und tuteten und füllten die Luft mit Dampf. Gepäckträger eilten hierhin und dorthin, schoben Rollwagen voller Gepäck. Ada stand am Bahnsteig und sah in die wogende Menschenmenge, sah Reiche und Arme, Junge und Alte. Unwillkürlich hielt sie Ausschau, obwohl sie kaum damit rechnen konnte, dass sich ihre Hoffnungen erfüllten. Ihr Vater hatte darauf bestanden, dass sie London so schnell wie möglich verließen. Sie hatte kaum Zeit gehabt, Ravi eine kurze Notiz zu schreiben. Selbst wenn er sie bekommen hatte, würde er doch seine Vorlesungen besuchen müssen …
    Doch da war er. Die Dampfwolken verzogen sich und gaben den Blick auf ihn frei. Wie er bei den Fahrkartenschaltern stand, nahm er sich klein und einsam aus. Er sah sich um. Adas Herz machte einen Sprung. Sie wandte sich an Rose, die auf das Gepäck achtete.
    »Rose …« Ada machte mit den Augen eine winzige Bewegung in Ravis Richtung. Rose gab wortlos zu verstehen, dass sie ihn gesehen hatte. »Ich muss mit ihm reden. Würden Sie mich bei Charlotte und Fiona mit irgendetwas entschuldigen?« Die beiden bedrängten ein Stück weiter vorn auf dem Bahnsteig einen Schaffner mit der Frage, wann denn der Zug endlich abführe.
    »Selbstverständlich, Mylady, aber seien Sie vorsichtig«, antwortete Rose. »Sie sind hier in aller Öffentlichkeit.«
    Ada nickte. Seit dem Schock, der ihr in die Glieder gefahren war, als sie ihren Vater in Oxford angetroffen hatte, brauchte man sie nicht mehr vor solchen Gefahren zu warnen. Sie schlenderte in Richtung Fahrkartenschalter und sah sich unauffällig um. Niemand schien sie zu beachten. Jetzt erst entdeckte Ravi sie, seine Augen leuchteten auf. Anstatt bei ihm stehen zu bleiben, ging sie dicht an ihm vorbei und hoffte, er würde ihr folgen.
    Sie wagte es nicht, einen Blick hinter sich zu werfen, sondern schlängelte sich durch die Menge bis zu dem dunklen, schmutzigen Ende des Bahnhofs, wo das Fundbüro war. Ein Verkaufsautomat für Schokolade und ein mit Kofferstapeln beladener Rollwagen bildeten einen dunklen Winkel. Ada blieb vor dem Automaten stehen, als überlege sie, ob sie nicht eine Tafel Schokolade kaufen solle. Sie spürte, wie Ravi sich von hinten näherte. Ganz nahe bei ihr blieb er stehen, jedoch ohne sie zu berühren.
    »Sie haben meinen Brief bekommen«, sagte sie leise und fuhr mit dem Finger über die angeschlagenen Preise auf der Maschine.
    »Ich muss mit Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher