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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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oder zumindest spärlich bekleideten Damen, jede zweite kommt mir bekannt vor. Es sind die großen Mädels, diejenigen, die in der Oberliga mitspielen. Ich tippe auf jedes Bild, auf dem ich jemanden wiedererkennen kann.
    »Susi, Elvira, Pretty, Florenca, Wessney …«
    Claire schiebt mich in ihre Umkleide, einen Raum, auf dessen Tür AIR steht. Drinnen sind gewaltige Spiegel angebracht, eine Polestange auf der einen, ein großes, abgewetztes Sofa auf der anderen Seite. Zwei Hosen, ein Pullover und ein mächtiger Haufen Dessous liegt in einer der Ecken, verstreut auf einem kleinen Tischchen.
    »Setz dich«, sagt sie und nickt in Richtung Sofa. Ich lasse mich nieder. Es ist unbequem, aber es dient seinem Zweck. Ich bemerke ein winziges Kissen und eine schmutzige Decke. Ein Pappteller mit Essensresten steht auf einem der Tischchen vor dem Spiegel. »Nettes Zuhause.«
    Sie schweigt.
    Mein Blick trifft auf den meines Spiegelbilds. Ich stehe wieder auf, um mich besser betrachten zu können.
    Was ich zuvor in Claires Augen gesehen habe, lässt mich jetzt befriedigt nicken. Dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, ein voller Mund, eine gerade Nase, das Paar schrägstehender Augen eine Mischung aus Flaschengrün und Himmelblau, und ich habe einen Leberfleck, direkt auf der Schläfe. Ich bin zufrieden.
    »Also«, beginne ich und drehe mich langsam zu Claire um, die es sich auf dem Podest der Stange bequem gemacht hat und das Buch auf ihrem Schoß nachdenklich anschaut. Ich betrachte es mit schräg gelegtem Kopf. »Von wem hast du es gestohlen?«
    Sie sieht auf und runzelt die Stirn, fast so, als wolle sie sagen, dass ich darauf ganz sicher keine Antwort erhalten werde.
    Claire ist irgendwie anders. Ich kann sie mir nicht weinend vorstellen, dabei habe ich schon einige Frauen zum Weinen gebracht. Es war früher meine Aufgabe, Menschen in emotionales Chaos zu stürzen. Ihnen die Lust am Leben zu nehmen, ihnen einen Grund zu liefern, an sich zu zweifeln. Und ich habe jede einzelne Sekunde davon genossen, weil es mich innerlich befriedigt hat. Ich glaube, wenn ich Claire sagen würde, dass sie wie ein kleines, zwölfjähriges Kind aussieht, würde sie mir dieses breite Grinsen schenken und »Danke, das freut mich« erwidern, weil die Tatsache, dass sie einen Kinderkörper hat, für ihre Arbeit nur förderlich ist.
    Eine Haarsträhne ihres karottenroten Haars hat sich in ihr Gesicht verirrt, der Träger auf der linken Seite ist verrutscht. Ich schaue auf die nackte, gläserne Haut, die im hellen Licht noch weißer wirkt.
    Statt mir eine Antwort zu geben – wer hätte es sich auch anders denken können –, beugt Claire sich vor und puhlt unter einem der vielen Pappteller ein Stück Papier hervor. Es ist doppelseitig beschrieben und verdreckt.
    Sie hält es mir wortlos hin.
    Ich mache zwei lässige – ich möchte trotz meines menschlichen Körpers irgendwie beeindruckend wirken – Schritte durch den Raum und nehme ihr den Zettel aus der Hand.
    »Was ist das?«
    Ich drehe ihn und betrachte ihn von allen Seiten. Die Namen springen mich an. Nutren, Rashen, Olgenie, Abreen, Pezran. Jeder einzelne von ihnen ist mir bekannt, sie alle stehen im Buch der Oishine, denn sie alle sind welche. Mein Name ist eingekringelt.
    »Du kannst ja wohl lesen«, erwidert sie und hebt die Brauen. »So, ich geh jetzt duschen, vielleicht beantwortet das ja deine Frage, und du nervst mich nicht so viel.«
    »Ich? Ich ner…«, ich bringe den Satz nicht zu Ende, denn plötzlich zieht sich Claire ihr Top über den Kopf und steht oben ohne vor mir.
    Habe ich über ihre nicht vorhandenen Brüste geschimpft? Pardon, ich nehme alles zurück, sie sind wirklich entzückend. Zwei Erbsen auf einem Brett. Na ja, zwei Pfirsiche trifft es eher. Sie passen zu Claire. Sie funkelt mich über meinen etwas, nun ja, zugegebenermaßen verblüfften Gesichtsausdruck, belustigt an, tastet gemächlich nach dem weißen Handtuch auf dem Boden und wickelt es sich um ihren Oberkörper.
    »Was ist? Du siehst mich ja nachher sowieso bei meiner Show. Nur keine falsche Verlegenheit, Rashen.«
    Ich greife ihre Worte direkt auf:
    »Deine Show … Du bist also keine Prostituierte?«, frage ich und verschränke die Arme vor meinem breiten Oberkörper.
    Claire schürzt beleidigt die Lippen und stemmt eine Hand in die Hüfte, was sie wie einen wütenden Gnom und nicht wie ein ernstzunehmendes Problem aussehen lässt.
    »Spinnst du? Sehe ich etwa so aus?!«
    Ich schüttle den Kopf. »Nö.«
    Sie

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