Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
einen direkt in Versuchung, auf meinen Namen Gesundheit zu erwidern. Ich benutze wohl gerne Metaphern und intensive Adjektive, um die Dramatik meiner Worte zu unterstreichen.
»Verarschen kann ich mich selbst«, sagt Gloria.
»Airs Zuhälter? Ihr Freund?«
Langsam aber sicher reißt mir der Geduldsfaden.
»Rashen, der …«
Gloria unterbricht mich mit einem entrüsteten Schnauben, während sie mit ihren dickgetuschten Augen rollt. Ich mache Anstalten, an ihr vorbeizugehen, doch sie versperrt mir den Weg.
»Komm schon, du bist doch nicht ein einfacher Oishine?«
»Nerv jemand anderen, Gloria«, sage ich nur, hebe sie an der Hüfte hoch, drehe mich um 180 Grad und stelle sie hinter mir wieder ab. Sie starrt mir beleidigt hinterher, als ich den Raum verlasse und auf die Tür zusteuere, durch die Air verschwunden ist.
Kapitel 6
Manche Tatsachen sollten lieber nicht ausgesprochen werden.
D ie Musik wird lauter. Die Luft ist beißend vor Zigarettenrauch, und mich beschleicht das leise Gefühl, dass es nicht alleine Madame Pompadour ist, die den Qualm zu verantworten hat. Männergejohle übertönt den Beat, ich schiele um die Ecke und sehe zwei Mädchen tanzen. Eine davon ist Claire. Die andere, einige Meter weiter an der zweiten Polestange, ist brünett und hat fast unendlich erscheinende, lange Beine, die in schwarzen Plateauschuhen stecken. Ihre Bewegungen sind lasziv, langsam, ihre Augen halb geschlossen. Ich würde ihr gerne länger zuschauen, doch mein Blick jagt wie von selbst zu der Stange, auf der Claire ihren kleinen, runden Hintern in das sabbernde Gesicht eines Bankers presst.
Ein mechanisches Lächeln ziert ihr Gesicht, und auch wenn sie es gut überspielen kann, sehe ich Ärger in ihren Augen blitzen. Doch weder ihre Bewegungen noch ihr Lächeln wirken hölzern. Dennoch erkenne ich deutlich, wie sehr sie dieser Job nervt.
Ich versuche, meine Augen von Claire zu lösen, was mir ein wenig misslingt, denn im selben Moment springt sie vom Boden ab. Ihre Hände halten die Stange umklammert, dann gleitet sie graziös hinauf, die Beine gespreizt, ein rotes Höschen, das ihrer Schuluniform schmeichelt, blitzt hervor, jeder darf es sehen. Sie dreht sich um die Stange, einmal, zweimal. Ich halte den Atem an. Wütend schmeiße ich die Tür hinter mir zu und drehe den Kopf von Claire weg, was die Aufmerksamkeit des Barmädchens auf mich zieht. Schwarz, oben ohne, keine gemachten, aber dennoch üppige Brüste. Sie grinst.
»Bist du Rashen?«, ruft sie mit einer tiefen Stimme. Meine Anwesenheit hat unter den Damen also bereits die Runde gemacht. Auch gut. Dann werde ich wenigstens angemessen behandelt und nicht wieder bespuckt, nur weil Claire mich als Dämon ausgewiesen hat.
»Ja, bin ich.«
»Oprah. Claire hat erwähnt, dass du wahrscheinlich auftauchst. Willst du was trinken?«
»Danke.«
Eine gute Ablenkung könnte jetzt nicht schaden.
»Scotch, bitte.«
Sie stellt mir ein Glas hin und nickt mir zu. Ihre vollen Lippen sind zu einem aufreizenden Lächeln verzogen, die Augenbrauen mit einem dunklen Stift nachgezogen, ein schillernder Lidschatten passt perfekt zu ihrem gewagten Outfit.
Ich lasse meinen Blick über die Ansammlung an Männern und Frauen schweifen. Das Klientel ist gehoben. Das hier ist kein einfacher Stripclub. Die Leute sind hier, weil sie eine gute Zeit haben wollen. Es ist anrüchig, keine Frage. Nackte Brüste bleiben nackte Brüste, aber es wirkt nicht allzu vulgär.
» Ist es immer so voll hier?«, will ich wissen.
»Ja, unsere Mädels legen sich auch kräftig ins Zeug dafür«, erwidert sie mit einem breiten Lächeln und starrt an mir vorbei auf das Podest, das ich sehr wohl zu verdrängen weiß.
»Die Bezahlung ist sicher auch nicht so schlecht?«
Ich drehe das Glas in meiner Hand, schwenke den Inhalt und kippe dann die Hälfte in mich hinein.
»Wüsste nicht, was dich das angeht«, meint die Schwarze, ohne dabei unfreundlich zu klingen. Oprah zupft sich eine Haarsträhne aus den Augenwinkeln, um anschließend wieder einen Cocktail zu mixen. »Was machst du hier? Claire hat noch nie jemanden mitgebracht. Sie ist eine von denjenigen, die diesen Job zwar gern, aber nicht ganz freiwillig machen. Sie trennt Privates vom Beruflichen, du musst also was ganz Besonderes sein …«, sieht sie mich erwartungsvoll an.
»Bist du einer dieser Menschen, die an Gott glauben?«, frage ich, um abzulenken.
Die Barkeeperin dreht die dünne Silberkette, die sie um ihren Hals trägt, nach
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