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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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vorne und präsentiert mir ein kleines Kreuz. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das Kreuz, die Person und der Schuppen passen so gut zusammen wie ein Engel und ein Incubus: nämlich gar nicht.
    »Glaubst du auch an die andere Hälfte? Jenen Teil mit der Hölle?«
    »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?« , zitiert sie die Bibel und beginnt, zwei Gläser zu spülen.
    »Ich werte das als ein ›Ja‹.« Lächelnd trinke ich aus. »Ich war mal jene andere Hälfte.«
    »Ein gefallener Engel also? Ein Dämon?« Fast ein wenig wütend kneift sie die Augenbrauen zusammen.
    »Ich bin jetzt ein Oishine, kein Dämon mehr«, versuche ich sie zu beschwichtigen, auch wenn mir der Sinn meines eigenen Plans noch nicht ganz aufgeht. Vielleicht möchte ich einfach nur Ablenkung von dem räkelnden, roten Höschen, fünf Meter hinter mir. Überflüssig, der Barkeeperin zu erklären, dass es nur sieben gefallene Engel gibt und die anderen Dämonen aus ihrem Blut geschmiedet wurden und sich schließlich selbst fortgepflanzt haben. Ein Prozess, der sich über die Jahrtausende entwickelt hat.
    »Ein Oishine ist genauso ein Kind der Unterwelt, oder etwa nicht?«
    »Ja.«
    »Dämon bleibt Dämon«, schnappt sie und starrt mich wutentbrannt an.
    Erneutes Männergejohle, auf das ich prompt hereinfalle: Ich wende den Kopf und sehe gerade noch, wie sich Claire den BH über den Kopf zieht. Das Pochen in meiner Hose wird fast unerträglich.
    »Wie hat sie das gemacht?«, unterbricht mich die Barkeeperin.
    »Was gemacht?«, ich kann nur mit Mühe meinen Blick von dem engen, heißen Dreieck um Claires untere Körperhälfte lösen.
    »Dich in den Körper gekriegt? Wie hat sie das gemacht?«
    Nun hat Oprah meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie lässt ihren Blick über meine Erscheinung schweifen, die Augen eines Raubtiers. Berechnend, aber interessiert. Sie mag mich, das ist offensichtlich. »Kennst du dich mit dem Bannen von Oishine aus?«
    »Du bist der Erste, den ich sehe«, erwidert sie und kümmert sich um eine neu eingegangene Bestellung. Ihre Augen mustern eindringlich mein Gesicht. Ich habe das Gefühl, sie sieht mich tatsächlich an. Nicht James, mich. Rashen.
    »Hätte mich auch sehr gewundert«, sage ich, als sie den Cocktail fertig macht, ihn einem Kunden hinstellt und sich mir wieder zuwendet.
    »Wie viele gibt es von euch?«, beobachtet sie mich genau.
    »Hier in Europa? So um die zwanzig.«
    »Und insgesamt?« Oprah stützt sich mit angewinkelten Armen auf den Tresen.
    »Vielleicht hundert.«
    »Und richtige Dämonen?«
    Ich zucke bei dem Wort richtige zusammen. Zwar würde ich es wohl niemals zugeben, aber es schmerzt noch immer, nicht als vollwertig betrachtet zu werden. Nun, ist aber auch Sinn der Bestrafung. Als Arschkriecher von ganz unten anzufangen.
    »Nie gezählt. Führe kein Buch. Du wolltest wissen, wie Claire mich in den Körper bekommen hat? Ganz einfach: Sie hat an ihn gedacht, während sie den Kreis zog, das Buch der Oishine aufschlug, die Beschwörungsformel murmelte und meinen Bannungsgegenstand gegen die Seite schlug.«
    Bei dem Gedanken daran, dass ich Claire für einen dummen, törichten Jungen gehalten habe, kann ich mir ein zynisches Grinsen nicht verkneifen. Ist das wirklich erst wenige Stunden her? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.
    Ich stutze. Warum erzähle ich das alles überhaupt?
    »Deinen was?«, wiederholt Oprah und kneift die Augen zusammen. Mein Mund öffnet sich von selbst: »Bannungsgegenstand. Jeder von uns Oishine hat einen Gegenstand, der ihn an die Erde bindet. Für zweiundzwanzig Tage, zweiundzwanzig Stunden, zweiundzwanzig Minuten und Sekunden. Bei mir sind es nur noch zweiundzwanzig Tage und ein paar zerquetschte, immerhin.
    »Und Claire hat sich einfach einen Menschen vorgestellt, und dann warst du in seinem Körper?«
    Zweifelnd sieht mich Oprah an, aber ich kann erkennen, dass ihre Zweifel bröckeln. Ich meine, was für eine andere Erklärung soll es sonst für mich geben? Ich habe mich kaum mit Schaufel und Spaten auf den Friedhof begeben, den armen James aus seinem Sarg ausgegraben und mich dann freiwillig in ihn hineinbegeben, nur um jetzt jedes Mal einen Steifen zu bekommen, wenn Claire sich ein bisschen nach vorne beugt. Nein, ganz sicher nicht.
    »Ja, genau.«
    »So eine Scheiße.« Sie sieht mich an. »Claire hat sich also mit einem Oishine eingelassen. Aber ihr habt ja durchaus eure Vorzüge, nicht wahr?«
    »Was meinst du?«,

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