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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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Ohrmuschel.«
    »Das ist gut.«
    Fieberhaft krame ich mit James’ Menschenhirn nach Erinnerungen, die mich mit diesem Dämon in Zusammenhang bringen. Längliche, flache Narbe. Bei mir läutet nichts. Nichts und niemand. Mir fällt absolut niemand ein.
    Wir gehen vorbei an Essensständen, der Geruch nach indischen, asiatischen und englischen Gerichten füllt die neblig-nasse Luft. Es ist noch nicht Essenszeit, und das Gedränge hält sich in Grenzen. Nur die Frühaufstehertouristen pressen und schieben sich in eiligem Tempo an uns vorbei.
    Wir kommen endlich in den Gang, wo an verschiedenen Ständen Ringe, spirituelle Mittel, Kleidung und sonstiger Krimskrams feilgeboten werden.
    Ich halte Ausschau nach einer Hexe. Ich entdecke eine Frau, deren schwarzes, krauses Haar von grauen Fäden durchzogen ist. Sie wirkt jung, trotz der grauen Haare. Ihr wachsamer Blick verfolgt uns. Sie verkauft allerlei Schmuck, Ringe mit verschiedenen Steinen. Hauptsächlich Onyx, Mondstein und Bernstein. Bingo!
    Breitbeinig bleibe ich vor der Auslage stehen. Ein erfreuter Ausdruck huscht über ihr Gesicht, rasch erhebt sie sich aus ihrem Klappstuhl. Der schwarze Wintermantel betont ihre schlanke Gestalt, sie ist groß und wirkt außerordentlich robust.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, will sie wissen. Ein ostischer Akzent mischt sich in ihr lupenreines Britisch.
    »Ich suche einen Dämon«, komme ich ohne Umschweife zur Sache, und das Gesicht der Frau verdunkelt sich augenblicklich. Mit einer abweisenden Geste wendet sie sich ab.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, junger Mann.«
    Claire ist neben mich getreten, wir sind die Einzigen, die Interesse an ihrem kleinen Stand zeigen, außer uns ist niemand in der Nähe.
    »Lassen wir die Spielchen, Hexe«, sage ich in einem Tonfall, der gleichzeitig leise genug ist, um nicht von anderen vernommen zu werden, aber bedrohlich genug, um meine Absichten klarzumachen. Die Frau verzieht ihre rissigen Lippen, entblößt eine Reihe ebenmäßiger weißer Zähne. »Du bist nicht von dieser Welt, sonst wüsstest du, dass es sich nicht gehört, uns direkt anzusprechen. Aber du bist auch kein Dämon, sonst müsstest du dich nicht an mich wenden. Ich tippe auf einen Oishine. Dennoch ist deine Unhöflichkeit höchst untypisch für einen aus deinem Stand.«
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung«, erwidere ich zynisch und deute eine Verbeugung an. Die Hexe lächelt belustigt. Wahrscheinlich ist ihr so ein Oishine auch noch nicht untergekommen. Wer kann schon von sich behaupten, einer der ganz Großen gewesen zu sein, um anschließend bei einer drittklassigen Hexe nach ehemaligen Arbeitskollegen anzufragen?
    »Kommt herum, wir müssen unter vier Augen sprechen, hier gibt es zu viele Lauscher.«
    Sie führt uns nach hinten und holt zwei Klappstühle heran, während sie einen der unzähligen Ringe an ihrer Hand dreht und etwas vor sich hinmurmelt. Wahrscheinlich ein Dämpfungszauber, damit niemand unser Gespräch mit anhören kann.
    »So, nun sind wir ungestört. Was willst du?«, spricht sie mich direkt an.
    »Wie gesagt, wir suchen einen Dämon. Levathian ist sein Name.«
    Die Frau wiegt den Kopf hin und her, ihre knochigen Finger spielen abwechselnd mit den Ringen. Erst schaut sie mich an, dann Claire. Ihr beißender Atem fährt mir in die Magengrube, als sie nachdenklich ausatmet.
    »Was könnt ihr mir geben?«, fragt sie schließlich und legt den Kopf schräg.
    »Was brauchst du?«
    »Ich könnte etwas anderes als Geld vertragen.« Die Hexe blickt Claire durchdringend an, in ihren schwarzen Kohleaugen zeichnet sich Interesse ab. Ich weiß, was als Nächstes kommt, dafür brauche ich keine verdammte Kristallkugel. »Sie soll ein Geheimnis für meinen Wunsch opfern.«
    »Das geht nicht.«
    Meine Stimme ist schneidend, noch ehe Claire den Mund öffnen und lospoltern kann. Die Verhandlung führe ich.
    Mit einer herrischen Geste bedeute ich ihr, still zu sein. Heftig blinzelnd lehnt sie sich zurück und klappt schnippisch den Mund zu. Besser ist das. »Und warum nicht?« Lauernd beugt sich die Hexe vor, streicht über ihren großen Mittelfingerring, einen gigantischen Mondstein. Na prima, wenn die Alte mir jetzt irgendeinen faulen Zauber an den Hals hext, würde ich eigenhändig dafür sorgen, dass sie als Expresslieferung in den Tartarus gelangt.
    »Es geht nicht, weil das einen Blutspakt brechen würde.«
    Der Blick der Hexe schießt zu Claire, die erschrocken zurückzuckt. Mit einem wüsten Fluch auf den Lippen

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