Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Hass, den er für mich empfand. Eine dumpfe Befriedigung machte sich in mir breit.
Was zum Henker suchte er in einer Vorstellung von Penelope? Sein Auftrag war abgeschlossen, er hatte ihrem eifersüchtigen Ex-Freund eine Lehre erteilt. Dafür war er schließlich beschworen worden.
Sein Blick war durchdringend, wütend. Doch noch etwas anderes flackerte darin. Angst? Hatte Chaske tatsächlich Angst?
Ich stutzte. Angst? Doch vor was?
Kapitel 13
Unverhofft kommt oft.
D er Regen wird von einem unappetitlichen Mix aus Nässe und Schnee ersetzt, was mich dazu zwingt, wenigstens so zu tun, als sei mir kalt. Claire bebt, ihre Lippen sind blau angelaufen, ihre Augen geschwollen und mit dicken Ringen darunter. Kein Wunder, nach zwei Stunden Schlaf. Nach ihrer Arbeit gab es schließlich noch eine Junggesellenabschiedsparty im Club. Wie gut, dass Claire sich jetzt wenigstens für die nächsten paar Tage freinehmen kann. Sehr zum Missfallen unserer französischen Lady, aber man soll ja schließlich nicht auf alles und jeden Rücksicht nehmen.
Ich trotte, ohne ein Wort von mir zu geben, stillschweigend neben ihr her. Sie hat sich für eine weniger kindliche Variante des Schulmädchenoutfits entschieden.
»Hatte er ein Tattoo?«, breche ich das Schweigen zwischen uns. Sie weiß sofort, von wem ich spreche. Levathian, von wem sonst.
»Wie kommst du plötzlich da drauf?«
»Die meisten Dämonen haben Male, die sie für immer zeichnen und die sie nicht verändern können, egal in welchem Körper sie stecken. Narben, Tattoos. Es ist ein bisschen so wie ein Barcode, nur nicht ganz so perfide.«
Und es gibt noch die Möglichkeit, dass Dämonen untereinander Pakte aushandeln. In den seltensten Fällen ist ein Dämon allerdings so verzweifelt, um sich auf dieses dumme Angebot einzulassen. Wer büßt schon gern seine Unsterblichkeit gegen das ewige Verbrennen ein?
»Mir fällt nichts ein.«
»Weißt du denn gar nichts mehr von ihm?«, möchte ich wissen und starre sie eindringlich von der Seite an. Claire sieht albern aus, die Schleife in ihrem Haar verleiht ihr zu dem Schulmädchenoutfit das Aussehen einer Zwölfjährigen. Ich wirke daneben wie ihr pädophiler Onkel.
»Nee, tut mir leid. Es war dunkel. Er hat geraucht. Dunkler Bartschatten, rote Augen, mehr konnte ich nicht sehen.«
Ich ächze und fahre mir mit der Hand über die Nasenwurzel. Kein Tattoo. Chaske trägt das Zeichen einer Eidechse. Ich habe früher vier gezackte Sterne auf meinem Handgelenk besessen. Als man mich zum Oishine machte, wurde mir auch mein Mal genommen.
Seufzend laufe ich durch das Drehkreuz an der Underground-Haltestelle und warte auf Claire. Ein winziger blauer Fleck auf ihrer Schläfe fällt mir ins Auge. Ein höhnisches Lächeln huscht über meine Züge, verschwindet aber schnell wieder. Das kommt davon, wenn man gegen eine Tür läuft. Obwohl es schon fast zehn Tage her ist, kann man die blassen Umrisse noch gut erkennen.
Endlich schließt sie zu mir auf. Gemeinsam quetschen wir uns durch die Menge. Obwohl es so früh ist, sind sie bereits in Scharen unterwegs, strömen wie ein Bienenschwarm aus, um Geld zu beschaffen. Und lassen es anschließend für Drogen, Nutten, eine wilde Partynacht oder teuren Schmuck liegen. Dämlich. Apropos teurer Schmuck. Ich knirsche mit den Zähnen. An die Bezahlung einer Hexe, die Levathian in die Menschenwelt holt, habe ich gar nicht gedacht.
»Das wird teuer. Eine Hexe beschwört nicht umsonst einen Dämon.«
»Bitte?«, ruft Claire gegen den Lärm an.
»Ich hoffe, du hast einen reichen Onkel, der bereits gestorben ist und dir sein Vermögen vermacht hat.«
»Wieso das?«, will sie wissen, zieht eine ihrer rotbraunen Brauen hoch und reiht sich in eine Schlange ein, die sich in die Bahn zu drängen versucht. Ich stehe dicht hinter ihr und kläre sie raunend auf:
»Eine Hexe ist nicht ganz billig. Wir sollten uns besser eine gute Möglichkeit überlegen, wie wir sie bezahlen. Vielleicht mit einem Wunsch?«
»Für wie bescheuert hältst du mich? Ich breche doch nicht den Vertrag und wandere dafür in die Hölle.« Claire senkt die Stimme, als einige irritierte Blicke auf sie treffen. »Vergiss es, Rashen.«
»Einen Versuch war es wert«, erwidere ich ungerührt.
»Da wirst du lange warten müssen. Es geht hier schließlich um deinen Arsch. Nicht um meinen.«
»Um genau zu sein, retten wir hier den brennenden Arsch deines toten Verlobten. Ich habe mit der Sache eigentlich nichts zu tun. Du hast es nur
Weitere Kostenlose Bücher