Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Push-up-Spitzen-BH, aber damit hat sich die Kleiderwahl auch schon erledigt.
Ein junger Mann bietet uns Sekt an, und ich genehmige mir das spritzige Getränk. Und stürze es in einem Zug hinunter. Giggelnd ziehen die Hasen weiter. Nur Claire bleibt neben mir stehen.
»Weißt du, wo ich den Gastgeber finde?«, frage ich den Kellner.
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er auf dem Balkon und hat sich dort unterhalten.«
»Danke.«
»Ihnen noch einen schönen Abend, Sir«, nickt mir der bleichgesichtige Angestellte zu.
Ich ziehe Claire zur Seite, packe ihr Kinn und zwinge sie, mich anzuschauen. Ein wütendes Blitzen schießt durch ihre Augen.
»Was?«, zischt sie durch ihre zusammengebissenen Zähne.
Ich nehme ihr das Glas aus der Hand und stelle es zusammen mit meinem auf eine Anrichte, direkt neben uns. Claire kräuselt die Lippen, das Gesicht spricht Bände, die alberne Maske hat sie abgenommen. Ich starre sie eindringlich an. Wortlos folgt sie meinem Beispiel.
»Kein Alkohol. Ich schnapp mir jetzt Levathian. Und du bleibst hier.«
»Soweit ich mich erinnern kann, hat dir der Ausgang von gestern Nacht ganz gut gefallen.«
»Ich brauch dich nüchtern, wenn es hart auf hart kommt.«
»Was meinst du mit hart auf hart?«, fragt sie und klingt plötzlich etwas beunruhigt. Wie schön, dass sie sich um mich sorgt.
Ich habe es ihr zwar noch nicht gesagt, aber es gibt nur eine einzige Möglichkeit, einen Blutspakt zu lösen. Der Dämon, der ihn geschlossen hat, muss sterben. Auch wenn er der Gastgeber ist. Tragisch, aber unausweichlich. Ich weiß, es wird nicht einfach, aber wenn Levathian wirklich ein Lakai war, dann ist er kein besonders starker Dämon. Außerdem gilt unter ihnen noch immer so etwas wie ein Ehrenkodex. Je näher man seinem Gegner bei dessen Tötung ist, desto ehrenvoller ist der Tod. Handfeuerwaffen sind grundsätzlich verpönt. Man greift am ehesten auf seine Hände zurück. Nein, um den Pakt mit Claire zu brechen und mich aus diesem Körper zu befreien, damit ich der möglichen Gefahr einer endlichen Bannung entgehen kann, muss Levathian sterben.
Oder aber ich werde mein Leben lassen. Dann ist es aus und vorbei mit Rashen de Andiel. Dann gibt es nur noch den Tartarus oder die Qualen der Hölle für mich. Auf einmal wird mir bewusst, dass ich tatsächlich sterben könnte und es vielleicht das letzte Mal sein wird, dass ich Claire sehe.
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Der Griff um ihr Kinn wird weicher – unbewusst fahre ich die Linie ihres störrischen Kiefers nach.
»Du bist ein kleiner, bösartiger weiblicher Dämon mit dem Herz eines Menschen. Du hast deine Berufung verfehlt, weißt du das eigentlich?«, flüstere ich und schiebe ihr, ohne es steuern zu können, eine Haarsträhne hinter das Ohr. Wehmut, ist es das, was ich empfinde?
Ich halte in meiner Bewegung inne. Was mache ich da? Suchend starre ich in Claires Augen, versuche, dort eine Antwort auf meine Frage zu finden. Etwas hat sich verändert.
Röte schießt in ihre Wangen, schimmert selbst durch das dicht aufgetragene Make-up hindurch. Meine Kehle ist staubtrocken, ihr Blick wandert fragend über mein Gesicht. Begreift sie, dass ich mich von ihr verabschiede? Mein Daumen berührt ihre Lippen, die sich einladend öffnen, mein Herz pumpt mir gegen die Rippen.
Und dann weiß ich es. Claire hat etwas verändert. Etwas in mir. Ich werde sie vermissen. Ich werde es vermissen, in diesem Körper zu stecken und komische Sachen mit der Zunge machen zu wollen. Zu fühlen, wie es mich erregt, wenn sie sich im Nacken berührt, zu beobachten, wie sie sich von Air in Claire verwandelt, nicht gerettet wird, sondern die Sache selbst in die Hand nimmt. Egal was kommt, das werde ich vermissen.
Intuitiv drückt sich Claire etwas näher an mich, ihr warmer Atem streift mein Gesicht. Doch es ist zu spät.
»Bleib einfach hier stehen, ja?«, raune ich ihr zu, sehe sie ein letztes Mal an. Schnell lasse ich sie los und mache mich auf den Weg zum Balkon. Ich spüre ihren Blick im Rücken.
Auf halbem Weg fällt mir ein Blondschopf ins Auge. Er trägt einen perfekt sitzenden Anzug, unterhält sich mit einer Frau, die ihm schmachtende Blicke zuwirft. Es gibt nichts an ihm, was mich in irgendeiner Weise interessieren würde, außer einem Detail, das mir einen Schauder über den Rücken jagt. Ein Eidechsentattoo auf seinem Nacken. Es gibt nur einen Dämon, der dieses Zeichen benutzen darf. Chaske, mein Bruder.
Die aufgeladene
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