Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Was war denn in der Dusche? Mein Mund, deine Klitoris, dein doppelter Orgasmus?«
Claire errötet, doch sie sagt nur knapp:
»Levathian. Wir müssen los.«
Ein, zwei Telefonate und ein paar Minuten im Internet – und schon hatten wir Levathians Adresse. Dieser Stümper hat sich doch tatsächlich eine gigantische Stadthauswohnung im nettesten Viertel Londons gegönnt. Fragt sich nur, mit welchem Blutgeld er das bezahlt. Ich kann es mir eigentlich denken. Es gibt zu viele Seelen da draußen in der Zwischenwelt, die irgendwie aus dem Weg geräumt wurden.
Ich schaffe es, dass Claire sich beeilt und wir schließlich bald darauf im Taxi sitzen. Sie mit einer albernen, venezianischen Maske auf der Nase und ich mit einem improvisierten Batman-Augenschlitz. Dieses Mal ist der Fahrer etwas gesprächiger, ohne Unterlass redet er vom Verkehr, auch wenn Claire vermutlich die Hälfte seiner indisch klingenden Wörter nicht versteht. Er erzählt von seiner Familie, die er durchbringen muss, um dann anschließend bei der britischen Politik zu landen. Zwanzig Minuten später lässt er uns vor einem großen, viktorianischen Gebäude raus, an dessen hell erleuchteter Eingangstür bereits ein Portier wartet.
Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden, und starre in die Dunkelheit der angebrochenen Nacht. Ich sehe einen Raben, der unweit des Eingangs auf einem Ast sitzt. Sonst ist niemand zu erkennen.
»Da kommen wir niemals ohne Einladung rein«, wispert mir Claire zu. Heute hat sie sich konservativ entschieden. Weniger Haut, weniger Leder, mehr Glamour. Ihre Haare sind imposant nach oben gesteckt, was ihren dünnen Hals und das störrische Kinn noch mehr hervorhebt.
»Das werden wir noch sehen.«
Das Wechselgeld landet als Trinkgeld in der Hand des Fahrers, der sich ordentlich, aber unverständlich, bedankt und davonfährt. Claire schiebt ihren in das enge, dunkelrote Kleid gepressten Hintern vorwärts, nicht ohne meinen Blick auf die perfekte, leicht knochige Rundung ihres Beckens zu lenken. Meine Kiefer aufeinander malmend, folge ich ihr in diskretem Abstand: Unsere Schultern stoßen nahezu bei jedem Schritt gegeneinander, was Claire dazu veranlasst, mir vernichtende Blicke zuzuwerfen.
Der Portier ist ein älterer Herr mit grauen Schläfen, breiten Furchen im Gesicht, vom Wetter und der knochigen Arbeit gezeichnet. Seine Augen sind warm und voller Güte, die dicken, graubraunen Balken, die wohl als Brauen durchgehen sollen, wölben sich fragend, als wir näherkommen. Ich rücke die Plastikmaske zurecht und nicke ihm freundlich zu.
»Ich nehme an, Sie sind geladene Gäste von Mr. Thian?«
»Genau«, erwidere ich. Drei als Hasen verkleidete Frauen kommen an uns vorbei, in langen Strumpfhosen, Schwänzchen und langen Ohren. Angesichts dieser Freizügigkeit wirken Claire und ich etwas overdressed.
»Hey, geht ihr auch zu Lev?«, fragt einer der Hasen, eine langbeinige Brünette, und hakt sich kichernd bei mir unter.
»Yep … Bunny«, versuche ich feixend ihren Namen zu erraten.
Spielerisch schlägt sie nach meinem Oberarm, verengt die Augen zu schmalen Schlitzen und beugt sich vor.
»Dummerchen, ich heiße Bridget. Ihr seid ein süßes Pärchen, woher kennt ihr Lev?«
Ich will bereits bei dem grauenhaften Wort Pärchen unterbrechen, doch Claire kommt mir zuvor. Eiskalt schmiegt sie sich an meinen anderen, unbesetzten Arm und verzieht keine Miene.
»Geschäfte.«
Das klingt, als würden wir täglich brünette, knappbekleidete Bunnys entführen, mit ihnen heiße Sexspielchen treiben und sie danach in der Themse entsorgen.
Bridget öffnet den Mund zu einem staunenden O, während ihr gesamter Gesichtsausdruck die Hohlheit ihres Gehirns widerspiegelt. »Oh, wow, das ist ja spannend«, presst sie raus. »Kommt, dann gehen wir doch zusammen rein.
Mit den Mädels ist das irgendwie etwas einfacher als gedacht. Gemeinsam fahren wir in den sechsten Stock hinauf. Oben angekommen stolzieren die drei Damen voraus, die wackelnden Hasenschwänze direkt vor meiner Nase. Wir erreichen eine Tür, durch die bereits laute Partymusik dringt.
Eine der drei hämmert dagegen, so dass die Tür prompt aufspringt und uns einen Blick ins Innere der Penthouse-Wohnung gewährt. Marmorboden, protziger Kronleuchter, weißes Dreimeter-Ledersofa, teure Fotos an den Wänden.
Maskenball. Soll das ein Witz sein? Die meisten der hier anwesenden Damen tragen nichts weiter als eine Maske auf der Nase. Gut, vielleicht noch ein knappes Höschen und ein
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