Rashminder Nächte (German Edition)
musste nicht gefragt werden.
Junge Männer waren wie Vieh an den Wänden entlang angekettet, die meisten von ihnen fast noch Kinder, allesamt gut gebaut und mit hübschen Gesichtern. Sie waren nackt, ihre Augen bezeugten, dass man sie magisch oder mit irgendwelchen Rauschmitteln ruhig gestellt hatte. Fillip war nicht unter ihnen, was Kaiden eher beunruhigte. Ob er überhaupt noch lebte? Er hatte diesen Jungen noch nie wirklich gesehen, und trotzdem fühlte er sich für ihn verantwortlich. So wie auch für all die anderen Gefangenen. Am liebsten hätte er die Ketten mit bloßen Händen zerfetzt und sie hier rausgebracht.
Kaiden wusste, dass er mit solchen Gedanken niemandem helfen, sondern eher alle in Gefahr bringen würde, doch er kam nicht dagegen an. Mattus lag wie ein ewiger Schatten über seiner Seele, eine Schuld, die er niemals mehr abtragen konnte.
Sein kleiner Bruder … Kaiden war zwölf, Mattus neun Jahre alt gewesen. Ihre Eltern waren verreist, Kaiden sollte mit auf Mattus achtgeben, da ihr Diener alt und fast taub war. Ihr Vater war ein verarmter Edelmann, sie mussten an allem sparen, wollten sie nicht gezwungen sein, für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Etwas, was für einen Adligen, und sei er noch so heruntergekommen, der gesellschaftliche Ruin bedeutete. Darum auch die Reise, ihre Eltern waren auf der Suche nach reichen Gönnern, die ihnen eine Apanage dafür zahlten, dass sie sich dem Gefolge anschlossen und somit den Ruhm und das Ansehen mehrten.
Kaiden versuchte, nicht an den verhängnisvollen Streit zu denken. Er hatte vergessen, um was es dabei gegangen war. Die Folge war jedenfalls gewesen, dass er sich beleidigt in sein Zimmer verzogen hatte und erst Stunden später merkte, dass Mattus spurlos verschwunden war. Es war der schrecklichste Tag seines Lebens, und der Tag, an dem seine Magie erwachte. Der erste Zauber, den ein junger Magier wirkte, prägte sein gesamtes weiteres Leben. Aus diesem Grund gab es sehr viele Kampfmagier, denn allzu häufig waren das Momente in Todesangst oder während eines Angriffs. Bei Kaiden war es ein Suchzauber gewesen, der ihn zielsicher zu Mattus Leiche geführt hatte. Sein Bruder war fortgelaufen, wütend über ihren sinnlosen Streit, und im nahen Fluss ertrunken. Man hatte Kaiden erst am nächsten Morgen gefunden, wie er neben Mattus saß und seine Hand hielt. Nur mit äußerster Gewalt war es möglich gewesen, ihn zum Loslassen zu zwingen – Kaiden hatte gewusst, sobald er Mattus’ Hand freigab, war sein altes Leben unwiderruflich verloren. Wirklich zu Bewusstsein war er erst wieder gekommen, als ein alter Mann ihn in eine Dachkammer schob und verkündete, er sei von nun an Kaidens Lehrmeister der Magie. Seine Eltern hatte er nur noch selten wiedergesehen …
Aus diesem Grund war Kaiden einer der stärksten Suchmagier in ganz Rashmind und tiefe Schuld trieb ihn dazu, sich verantwortlich zu fühlen, wenn Unrecht geschah, besonders dann, wenn Kinder oder Jugendliche in Gefahr gerieten.
Ihre Bewacher ließen Kaiden und Eryk unmittelbar vor dem großen Podest anhalten. Naxander trat zu ihnen, sein freundliches Lächeln schürte Kaidens Hass auf diesen Mann, den er kaum kannte. Er wusste, welch pervertierter Geist hinter diesem Lächeln lauerte.
„Euch zu Ehren werden wir die Auktion für heute aussetzen.“ Naxander nickte einem der Bewaffneten zu, der seine Schwertklinge bedrohlich nah vor Kaidens und Eryks Köpfen zucken ließ. Einer der Magier hob die Hände, zweifellos bereit für den Angriff, sollte Kaiden auch nur mit der Wimper zucken.
„Zieht euch aus und dann ab mit euch auf das Podest. Ihr werdet uns ein feines Schauspiel bieten – entweder ihr seid unzüchtig, oder ihr werdet schön langsam zu Tode gefoltert.“
Es war sinnlos den Befehl zu verweigern. Kaiden hätte vor Scham heulen können, doch er beherrschte seine Angst und zog sich langsam aus, mit dem Rücken zu den Zuschauern, genauso wie Eryk. Er hörte die Männer hinter sich abfällig murmeln und lachen, was diesen Alptraum nur noch verschlimmerte. Gemeinsam kletterten sie auf die hölzerne Bühne und setzten sich mit angezogenen Beinen hin, bemüht, ihre Blöße so wenig wie möglich zu zeigen.
„Lasst euch ruhig Zeit, diskutiert aus, wer oben liegt. Ob ihr Spaß daran habt ist mir gleichgültig, ob es zärtlich oder gewaltsam abgeht genauso. Ihr bekommt kein Öl oder sonstige Hilfsmittel. Derjenige, der unten liegt, darf all sein Elend herausbrüllen, der
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