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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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zum Artefaktmagier erhebt. Aber ich weiß, dass Menschen nicht allmächtig sein dürfen. Ich will kein Gott sein und ich bin nicht gestorben, ohne meine Lehren daraus zu ziehen!
    Das Gestaltraubartefakt war großartig. Er hatte freie Wahl, ob er in den Körper seines Opfers schlüpfte und diesen mit seinem Geist besetzte, während der andere so lange in seinem, Naxanders Körper schlief und träumte; oder ob er sich die geraubte Gestalt ‚überstülpte’ wie einen Mantel. In ersterem Fall übernahm er das Wissen und eventuell vorhandene magische Fähigkeiten des Opfers. Bei Eryk hatte er darauf verzichtet, aus Angst, dessen tiefe Liebe zu Kaiden würde ihn behindern, seinen Plan durchzuführen. Meistens war es allerdings günstiger, in den Wirtskörper zu schlüpfen, da er sich so bereits an dem Ort befand, wo er agieren wollte – gleichgültig, wo sich sein natürlicher Körper gerade befand. Auch nach Beseitigung der Kristalle wäre er nicht in der Lage gewesen, problemlos ins Königsschloss einzudringen. Es war lehrreich gewesen, Lirayams Leib zu besetzen, die kleine Königin war wirklich weitaus klüger, als er befürchtet hatte.
    „Konzentrier dich“, befahl Naxander seinem eigenen Spiegelbild. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, wieder ein junger Mann zu sein. Allzu häufige Gestaltwechsel waren ermüdend für Körper und Geist, er musste sich die nächsten Tage zurückhalten. Gerade jetzt war das so wichtig! Er wollte schließlich Layn werden!
    Ja, nach all den Jahren, in denen er so vorsichtig und bescheiden geblieben war, war es endlich an der Zeit, die Macht an sich zu reißen, die ihm gebührte. Layn Kumien war ein guter Herrscher gewesen. Bis zu dem Tag, an dem er sich in Lyskir von Corlin verliebt hatte. Der junge Fürst hatte sein Herz gestohlen und dann verschmäht. Lys liebte ausschließlich seinen Kirian. Kumien hatte das Richtige getan, er hatte Lys schwer verletzt fortgeschickt, ohne ihn zu vernichten. Ihm die Möglichkeit gegeben, seinen Liebsten aus der Sklaverei zu befreien, ohne ihm die Rückkehr zur politischen Macht zu nehmen. Maggarn hatte sich zutiefst beeindruckt von seinem Bruder gezeigt!
    Doch es hatte Kumien gebrochen, so sehr er auch dagegen angekämpft hatte. Sobald er erfuhr, dass Lys und Kirian nicht nur zurück nach Onur geflohen waren, sondern sich stärker denn je über ihre Feinde erhoben hatten, war der Layn mit jedem Tag ein bisschen mehr zugrunde gegangen. Wie sonst war seine Reaktion zu erklären, als dieser lächerliche Erebos von Corlin, Lys’ Vater, ihn aufgesucht hatte? Pures Glück, dass er, Naxander, zu diesem Zeitpunkt in Irtrawitt gewesen war!
     
    „Dieses Amulett gehört meinem Sohn“, sagte Erebos und verneigte sich steif.
    Kumien blieb äußerlich unbewegt, als er das unscheinbare silberne Ding an sich nahm. Naxander hingegen, der in der Tracht eines irtrawittischen Dieners in der Nähe stand, beäugte es aufmerksam. Er wusste alles über das Silberamulett, das anfänglich für ein Vergessensritual der Priester genutzt wurde, um die Erinnerungen von Stefár von Lichterfels zu unterdrücken.
    Naxander musterte Erebos misstrauisch. Ob es wirklich seine eigene Idee gewesen war? Oder gab es einen Mitspieler, von dem er, Naxander, nichts ahnte?
    Nein, ganz sicher nicht! Vielleicht hat seine Schwiegertochter, die Witwe von Lys’ Bruder Roban ihm dazu geraten, aber schlimmeres kann nicht dahinter stecken.
    „Was bezweckt Ihr damit, mir dieses Kleinod zu überlassen?“, fragte Kumien in diesem Moment. Er wirkte nicht so amüsiert, wie Naxander es sich gewünscht hätte. Ein schlechtes Omen …
    „Ich will meinen Sohn tot sehen! Und Ihr wollt Euch doch gewiss dafür rächen, dass er Euch so frech entflohen ist und dabei einen Minensklaven und politischen Häftling geraubt hat. Nehmt das Amulett als Beweis, das ich die Wahrheit spreche.“ Der alte Krieger wirkte, als wäre ihm gar nicht wohl in seiner Haut. Erebos war sichtlich eingeschüchtert von dem Prunk, mit dem der Layn sich umgab.
    „Es hat sich für mich bezahlt gemacht, wie Ihr sicher wisst, Fürst Corlin? Euer Sohn hat mir über Graf – ahm, Fürst Sorala, exzellente Handelsbedingungen erschlossen. Dadurch, dass Sorala nun Thronfolger ist, sind diese Beziehungen legitimiert und alle Länder, Onur eingeschlossen, profitieren davon. Wollt Ihr den wachsenden Wohlstand Eures Landes verhindern?“
    Layn Kumien lächelte entspannt, jeder Zoll seines stattlichen Leibes ein Herrscher. Naxander

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