Rashminder Tage 3 (German Edition)
war es aber auch nur richtig, damit Kaiden nicht als gebrochener Mann zurückbleiben muss …“
Natt wollte schreien, doch kein Laut wollte sich durch seine Kehle pressen lassen. Nach allem, was geschehen war, was die beiden überlebt hatten, da konnte Naxander nicht triumphieren und sie mit in den Tod reißen! Er spürte bloß am Rande seines Bewusstseins, dass Cael ihn umklammerte und auf ihn einsprach. In seinen Ohren rauschte es zu laut, um irgendetwas zu verstehen, er schüttelte bloß unentwegt den Kopf. Irgendwann löste sich der Schrei und brach mit so viel Macht aus ihm heraus, dass es ihn in die Knie zwang:
„NEIN! NEIN! NEIIIIIIN!“
Alle, die ihn damals gerettet hatten, als er nicht mehr weitermachen wollte, sie alle waren nun tot. Eryk war der letzte gewesen, und ihn hatte Natt gerade erst als Freund zurückgewonnen.
Betäubt blieb er in Caels Armen hängen, als ihm die Kraft zum Schreien ausging.
„Ich bleibe bei dir, solange du willst“, hörte er ihn flüstern. Vielleicht war es auch bloß Wunschdenken, Cael blieb sonst niemandem treu, außer Lark und sich selbst.
„Es gibt noch Hoffnung“, sagte Lys, der sich zu ihm niederkniete. Er, ein Fürst, beugte sich zu einem schlichten Soldaten herab …
„Wir durften die beiden nicht so lange kennen wie du. Aber ich habe erlebt, zu was Kaiden fähig ist. Wenn irgendjemand einen Weg findet, dann er.“
Natt nickte. Er wollte keine Hoffnung. Nur Gewissheit. Und dass Cael ihn nicht losließ, bis er sicher wusste, ob sein Bruder im Geiste verloren war oder nicht.
Kapitel 27
Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Kaiden orientierungslos. Dennoch ging er immer weiter, umgeben von lichtlosem Grau. Eine Welt ohne Schatten, ohne Raum, Zeit oder irgendetwas, an dem man sich festhalten könnte. Die Unendlichkeit war so allumfassend, dass Kaiden regelmäßig die Augen schließen musste, um nicht den Verstand zu verlieren. Er fühlte sich beobachtet. Seine Magie wisperte ihm hartnäckig zu, dass er selbst es war, der sich auf den Hinterkopf starrte. Noch etwas, worüber er nicht zu lange nachdenken wollte.
„Eryk!“, brüllte er hin und wieder. Seine Stimme schien direkt von den Lippen weg zu verdunsten, der Schall erreichte kaum seine Ohren. Trotzdem rief er nach ihm. Es half, das Denken zu vergessen.
Vergeblich tastete er mittels Magie durch die Unendlichkeit, auf der Suche nach Eryk, nach einem Rückweg, nach was auch immer, das hilfreich sein könnte – bis er endlich etwas wahrnahm. Eine zarte Regung zunächst, tief in seinem Inneren. Rasch wurde sie stärker, bis er sicher wusste, dass er Eryk in sich spürte. Er war nah, stellte Kaiden verwirrt fest. Nah und fern und eigentlich überall … Eryk lebte, das war alles, was zählte. Er lebte und litt fürchterliche Angst.
„Ich komme!“, dachte Kaiden so intensiv wie möglich. Die nutzlosen Augen hielt er geschlossen, es gab nichts zu sehen, was gesund für seinen Verstand war. Stattdessen vertraute er sich dem Band an, das ihn zu seinem Liebsten führte, bis er gegen ihn stieß.
Eryk kauerte am Boden. Oder vielmehr dort, wo unten zu sein schien, denn es war kein Boden sichtbar.
„Ich bin hier“, dachte Kaiden und schloss ihn erleichtert in die Arme. Eryk zitterte und stöhnte, es dauerte eine ganze Weile, bis er sich weit genug beruhigt hatte, um Kaiden erkennen zu können.
„Du hättest dort bleiben sollen, wo du sicher warst.“ Aus blutunterlaufenen Augen starrte Eryk ihn hoffnungslos an. Zumindest hatte sein Geist nicht zu stark gelitten. Wie ein Kind ließ er sich wiegen und lauschte den beruhigenden Gedanken, mit denen Kaiden ihn umhüllte.
„Sie sind hier …“ Panik regte sich in Eryk, zerfiel aber sofort zu stumpfer Empfindungslosigkeit.
Kaiden brauchte nicht zu fragen, wer Sie waren. Mit einem Mal fand er sich umringt von gewaltigen Kreaturen, zu groß, um sie begreifen zu können. Wirbelnde Schatten, Klauen und Reißzähne, ledrige Schuppen und kalter Atem. Zu gewaltig selbst für den endlosen Raum – Drachen.
Dutzende, vielleicht sogar hunderte Drachen, ragten über ihnen beiden auf und starrten grollend und fauchend auf sie nieder. Im Gegensatz zu den menschlichen Schreien hatte das drachische Getöse keine Schwierigkeiten, das Ohr zu erreichen.
Eryk sank wimmernd mit dem Kopf gegen Kaidens Schulter.
Kaiden selbst war zu schockiert, um den Blick abwenden zu können. Sogar Todesangst fand keinen Weg zu seinem erstarrten Bewusstsein. Unter den kalten
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