Rasputins Erbe
offensichtlich, dass unser neuer Kunde nicht gerade einfach ist. Das sehe ich ein. Aber trotzdem: du musst dich zusammenreißen. Wenn deine persönlichen Probleme zu Problemen unserer Firma werden, dann ist das, nun ja, nicht gut. Weder für die Firma noch für deine eigene Karriere.“
Julia nickte gehorsam, denn ihr war klar, dass es hier keinen Raum für eine faire Diskussion gab. Peer suchte einen Sündenbock und dieser Sündenbock sollte Julia sein.
Es war ungerecht. Julia hatte nicht das hier verdient, sondern eine gehörige Portion Lob. Sie – und sie allein – hatte das Schiff vor dem Kentern bewahrt. Sie – Julia – und niemand sonst, hatte dafür gesorgt, dass die FemediaX GmbH einen millionenschweren Werbedeal ergattern konnte.
Julia biss sich auf die Unterlippe und schluckte ihren Ärger hinunter. Sie konnte bloß hoffen, dass von nun an alles glatt lief.
Peer lehnte sich wieder nach vorne und schaute diesmal Deniz an. Er runzelte die Stirn und sagte: „Deniz, es geht mich nicht wirklich etwas an, wem du wann und warum hinterher spionierst, aber wenn du deine privaten Angelegenheiten bei dieser Internetseite – wie heißt sie noch? Facebook? - weiterhin während deiner Arbeitszeit und noch dazu in deinem eigenen Büro verfolgst, müssen wir ein ernstes Gespräch über deine Zukunft in unserer Firma führen.“
Deniz wollte sich entschuldigen, aber Peer winkte ab und stand abrupt auf, um sie zur Tür zu dirigieren. Er verabschiedete sie mit einem echten Lächeln. Seine Maske hatte er wieder ausgezogen und Julia war klar, dass auch Peer bloß gestresst war.
Sie nahm es ihm weiterhin übel, dass er nicht sehen konnte, was sie in den letzten Tagen geleistet hatte. Oder will er es nicht wahrhaben, fragte sie sich auf dem Weg nach draußen.
Deniz war es offenbar peinlich, dass er in Julias Gegenwart für seine persönlichen Facebook-Ermittlungen gerügt worden war und ging mit gesenkten Kopf in sein Büro zurück.
Julia jedoch blieb stehen und schaute sich im Flur der FemediaX um. Überall war geschäftiges Treiben, man hörte Menschen reden, telefonieren, fluchen, lachen.
Julia war trotz allem froh, ein Teil dieser Firma zu sein und sie beschloss, Verena vom erfolgreichen Deal zu erzählen. Außerdem wollte sie ihren Rat bezüglich der anstehenden Geburtstagsparty einholen, denn Verena kannte sich mit Mode ziemlich gut aus.
Verena passte zwar selbst in nichts mehr hinein, was ansehnlicher als ein Kartoffelsack war, aber sie wusste, was Julia stand und was nicht.
Kapitel 12 – Happy Birthday
Julia hatte das Wochenende kaum erwarten können. Am Vortag hatte sie sich in letzter Minute doch noch ein neues Kleid besorgt. Zuvor hatte sie ein ausführliches Telefongespräch mit ihrer besten Freundin geführt. Verena meinte, dass Julia sich richtig rausputzen sollte. „So eine Gelegenheit kommt vielleicht nicht wieder“, hatte sie energisch gesagt.
Julia wusste, dass sie damit goldrichtig lag. Das Kleiderproblem war gelöst. Sie hatte sogar ein kleines Geschenk besorgt, aber sie war sich nicht sicher, ob es angemessen war. „Hör auf dein Herz“, flüsterte ein schemenhaft erkennbarer Balu in ihrem Kopf und ihr Herz antwortete mit einem positiven Gefühl, als sie das Geschenk einpackte.
Sie wollte es definitiv wagen. Wenn es schiefging, wäre ja nicht alles verloren, beschwichtigte sie sich selbst.
Anschließend begutachtete sie ihr nagelneues Outfit nochmal im Spiegel und nickte ihrem Ebenbild mit grimmiger Entschlossenheit zu.
Ich werde das Kind schon schaukeln, dachte sie und verließ das Haus. Alexejs Fahrer stand bereits neben dem pechschwarzen Jaguar und öffnete Julia die hintere Tür des Luxusautos. Sie hatte eher mit einem Taxi gerechnet und nicht mit so einem Gefährt.
Immer wieder vergaß sie, dass sie mit einem der reichsten Männer im gesamten Kölner Raum ins Bett ging. In seinen Kreisen schickte man nun mal kein ordinäres Taxi, sondern eine Limousine.
Julia setzte sich und befühlte neugierig das exquisite Leder des Innenraums. Der Fahrer startete den Wagen und Julia hatte das Gefühl, als würde das Auto gleiten anstatt zu fahren. Der Motor war im Innern des Autos kaum zu hören. Julia erinnerte sich an ihre eigene Rostlaube, ihr erstes Auto, dass sie sich damals gekauft hatte, als sie noch auf dem Land wohnte. An dieses exklusive Gefährt, in dem sie nun aufgeregt saß, hätte sie sich durchaus gewöhnen können.
Nach ungefähr fünf Minuten Fahrt fiel Julia auf, dass
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