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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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war der Boden gefliest. Julia machte ein aufwändiges Schachbrettmuster aus und blickte danach zur Decke. Der Saal wurde nicht ausschließlich von den altertümlich aussehenden Kronleuchtern erhellt. Es gab viele dekorative Lichter, die ausgewählten Teilen des Raums ein buntes Disco-Flair verpassten.
    Am Ende des Saales war eine kleine Bühne aufgebaut worden, auf der eine Live-Band modernen Jazz spielte. Vor allem der enthusiastische Saxophonist fiel ihr sofort ins Auge.
    Julia mochte Jazz, hoffte allerdings, dass sie niemand in ein Gespräch über Musik verwickeln würde, denn davon hatte sie absolut keine Ahnung und würde sich bloß blamieren.
    An der rechten Längsseite des Saales gab es ein üppiges Buffet. Julia erkannte nun auch, dass sie beim Überfliegen der Menschenmasse mindestens zehn eifrige Kellner mitgezählt hatte, die Tabletts mit Gläsern durch die Menge balancierten.
    Julia stand immer noch in der Nähe des Eingangs und beobachtete das muntere Treiben. Niemand beachtete sie, denn alle waren entweder mit Tanzen, Trinken oder Tratschen beschäftigt.
    Plötzlich erblickte Julia ein bekanntes Gesicht, das noch dazu freundlich lächelte. Es war Katarina. Sie kam gerade auf Julia zu, brachte ihr einen bunten Cocktail mit und begrüßte sie herzlich.
    Julia realisierte, dass die Party schon einige Zeit im Gange sein musste, denn Katarina wirkte bereits leicht angetrunken, als sie Julia ansprach und auf den Cocktail zeigte: „Ich hoffe, du magst das Zeug. Ich habe dich so verloren in der Ecke stehen sehen, da dachte ich, dass dich ein kleiner Drink bestimmt auflockert.“
    Julia war dankbar, dass Katarina sie nicht allein unter all den Unbekannten ließ. Sie hatte geahnt, dass sie in einer solchen Gesellschaft nicht unbedingt der Star des Abends sein würde. Aber sah sie wirklich so verloren aus? Machte sie tatsächlich schon nach einer knappen Minute den Eindruck, als sei sie eine graue Maus, die noch nie auf einer richtigen Party war?
    Sie nippte an ihrem Cocktail und erinnerte sich an ihren Vorsatz für den Abend. Sie wollte sich höchstens zwei, allerhöchstens drei Drinks genehmigen, hatte sie sich vor der Abfahrt gesagt. Julia bemühte sich, ein Gespräch in Gang zu bringen, um warm zu werden und um ihr Graue-Maus-Image aufzubessern. Katarina schien es nicht eilig zu haben, denn sie beobachtete nun ebenfalls die Menschenmenge.
    „Dein Kleid ist sehr schön. Das war bestimmt sauteuer, oder? In den Läden, die ich kenne, findet man so etwas nicht“, begann Julia mit einem wissenden Blick auf Katarinas schlichtes Kostüm, dass komplett in schwarz gehalten war und lediglich an einer Stelle über der Brust einen Einblick in Form einer Raute gewährte. So konnte man ihren Busen nur erahnen. Es war ein elegantes Stück und Julia fühlte sich in ihrem türkisfarbenen Cocktailkleid ein wenig underdressed.
    Die meisten Gäste trugen schwarz, grau oder blau. Sogar die Frauen hielten sich einigermaßen bedeckt, zumindest was die Farben anging. Tiefe Ausschnitte und pralle Rundungen gab es dennoch im Überfluss.
    Julia fiel außerdem ein, dass sie ihren Mantel im Wagen gelassen hatte. Sie hoffte, dass der Fahrer sich um ihre einzige winterfeste Jacke kümmern würde.
    Katarina freute sich ehrlich über das Kompliment und versuchte Julia Mut zu machen, da sie merkte, wie nervös sie war: „Hör mal, Julia. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Auch wenn die Leute hier nicht danach aussehen, es sind ganz normale Menschen wie du und ich. Danke außerdem, dass du mein Kleid zu schätzen weißt. Ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, hier nochmal reinzupassen. Alexej hat es mir vor Ewigkeiten geschenkt, als wir frisch verheiratet waren. Hey, keine Sorge, ich will hier nicht mein Revier markieren. Wir sind geschieden und das ist gut so. Du kannst ihn ganz für dich allein haben. Abgesehen von Annabelle natürlich.“
    Katarina nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem eigenen Cocktailglas. Sie hatte den Strohhalm offenbar weggeschmissen. Julia bewunderte sie dafür, denn das feine Getue und Gehabe, was die meisten dort an den Tag legten, gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Katarinas letzter Satz allerdings machte ihr Sorgen. Annabelle hatte sie fast vergessen. Just in dem Moment sah Julia Alexejs attraktive Sekretärin in der Nähe der Bühne stehen. Sie unterhielt sich mit einer der jüngeren Frauen. Sie wirkte selbstbewusst in ihrem langen, blauen Kleid, das perfekt zu ihrer Figur passte. Stil hatte

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