Rasputins Tochter
gestorben. Heute war er gestürzt und nun war sein Bein schrecklich geschwollen und verdreht; Blut war zu der Quetschung auf seinem Knie geströmt, füllte das ganze Gelenk und zwang ihn, mehr Platz zu machen, indem er es hochbog. eine tiefe Welle des Mitleids wogte in mir und ich wollte aufschreien, aber Aleksei lächelte schwach zu mir hinauf. Er wird seinen Anhaltspunkt von mir nehmen, dachte ich, daher muss ich meinen Glauben und meine Hoffnung übermitteln. Ich muss ihm meine Stärke geben, damit er seine finden kann. Daher lächelte ich herzlich auf ihn hinab.
Hinter mir hob Papa wieder eine Hand zur Kazanskaja , während er meine Schulter mit der anderen ergriff. Oh. Also so war es. Wir sollten die Energie von der Ikone durch meinen Vater, durch mich und zum Jungen hinuntertelegrafieren. Ich kann das, sagte ich mir mit Zuversicht. Ich griff hinunter und legte meine rechte Hand auf die heiße Stirn des Jungen und meine linke sanft auf sein geschwollenes Bein. Aleksei zuckte leicht zusammen, aber ich blieb sicher in meiner neugefundenen Zuversicht, und einen Augenblick später spürte ich schon, wie er sich entspannte.
Papa atmete ein, atmete aus und stimmte halb singend an: „O glühende Fürsprecherin, Mutter des höchsten Herrn, bete zu deinem Sohn Christus unseren Gott und rette alle, die deinen Schutz suchen. O souveräne Dame und Königin, hilf und verteidige uns alle, die in Mühe und Last, in Schmerz und beladen mit Sünde in deiner Gegenwart vor deiner Ikone stehen, und die mit Reue, Zerknirschung und Tränen und mit unermüdlicher Hoffnung in dir beten. Gewähre, was für uns gut ist, Erlösung vom Bösen, und rette uns alle, o Jungfrau Mutter Gottes, denn du bist eine göttliche Beschützerin deiner Diener.“
Während der Jahre hatte mein Vater endlos die Schriften studiert, lange Passagen auswendig gelernt, weil er nicht lesen konnte, und heute Nachmittag hätte keiner das Gebet einfacher oder demütiger aussprechen können. Er fuhr fort, flehte die Himmel um Barmherzigkeit, um Trost um Vermittlung an. Und ich konnte es fühlen, die Wärme, die den Arm meines Vaters auf meinen Rücken strömte, durch meinen Körper, aus meinen Händen und in den Zarewitsch. Ich schloss fest meine Augen und fühlte die Macht aus meinen Fingerspitzen brennen. Es war, als ob Dr. Derewenko, der persönliche Arzt des Erben, einen seiner elektrischen Apparate an mir befestigt hätte. Mein ganzer Körper begann zu zittern. Etwas des Transpirierens ähnlich begann aus meinen Handflächen auf die Haut des Jungen zu brodeln und in seinen wunden Körper einzusinken. Einen Augenblick wurde ich von Wärme überwältigt, im nächsten zitterte ich und es war mir eiskalt. Papas Worte hallten in meinen Ohren und ertönten durch meinen ganzen Körper.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort so stand, zehn Minuten oder zwei Stunden, aber ich begann etwas zu verstehen, das immer vor mir gewesen war, aber das ich nie gesehen hatte: die unendliche Macht der Liebe. Ja, wirklich, die Macht der Liebe, um zu beruhigen und zu stärken, die Macht der Liebe, um zu entspannen und Zuversicht zu inspirieren - und äußerst wichtig hier dieser Nachmittag, die Macht der Liebe zu pflegen und zu heilen. So waren die Lektionen von Christus unserem Herrn, und so war die einfache und heimliche Waffe meines Vaters. Die Monarchisten, die Sozialdemokraten, die Reichen und die Armen trachteten alle danach, meinen Vater zu benutzen, den sagenhaften Rasputin zu einer politischen Legende von der einen oder anderen Art zu ihrem Vorteil zu verwandeln. Mein Vater wusste das, aber es war ihm egal, denn er hatte die endgültige Wahrheit, dieses intensive Gefühl der Zuneigung und Fürsorge, genannt Liebe, und die extravaganten Vorteile, die Liebe verschwenderisch geben konnte, nicht nur dem Herzen und der Seele, sondern dem körperlichen Sein ebenso.
Nach einer Weile wandte sich Papa von der Ikone weg und noch immer singend, kam er herüber zur anderen Seite des Bettes und berührte den Jungen so sanft. Und ich sah es mit meinen eigenen Augen, die Gebete meine Vaters hoben Aleksei zu einem Ort, wo es keinen Schmerz gab. Aus dem Mund meines Vaters fielen die Worte des Herrn auf den Erben, trugen ihn auf einer weichen Wolke zu einem Ort der himmlischen Ruhe. Und wie ein Fieber, das ausbrach, konnte ich sehen, wie der Schmerz aus diesem kleinen Jungen ging und weiterzog wie ein schnell vorüberziehendes Unwetter.
Dann nahm Papa Aleksei auf eine Reise zu anderen
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