Rasputins Tochter
Ländern und anderen Zeiten mit.
„Schließe deine Augen und halte meine Hand, lieber Junger“, kam Papas tiefe, süße Stimme. „Nun stell dir vor, wie schlendern durch den Wald in der Nähe meines Heimes in Sibirien. Kannst du es dir vorstellen? Kannst du den endlosen Föhrenwald sehen und den süßen Duft riechen? Die Bäume - sie sind so groß!“
Seine Augen schlossen sich, Aleksei atmete ein, atmete aus und erwiderte leise. „Ich sehe alles, Vater Grigori … so viele Föhrenbäume … und auch Pilze! Viele, viele Pilze!“
„Ja, das stimmt! Pflücken wir welche, sollen wir?“
„Da-s!
Also führte Papa den Jungen über eine Geschichte zu unserem Wald, zeigte ihm die Talschluchten und kleinen Bäche und die besten Orte, um endlose Zahlen an Pilzen zu finden. Und als sie fertig waren, als ihre Körbe überflossen, fiel der Schnee weich und weiß.
„Aljoscha, möchtest du auf eine wilde Troikafahrt gehen, gezogen von drei der schönsten Pferde im Reich?“, fragte Papa.
Aleksei, der alles sah, als er dort mit zusammengekniffenen Augen lag, grinste und nickte und fort flogen sie durch den Schnee, mein Vater an den Zügeln, jauchzte und brüllte, die Glöckchen bimmelten und die kalte, kalte Luft strömte gegen ihre rosigen Wangen.
„Hier, du lenkst, Aljoscha. Ich werde dir die Zügeln übergeben.“
„Aber … aber ich habe nie -“
„Natürlich kannst du es tun! Du hast Macht, du hast Stärke! Hier sind sie, nimm die Zügel … aber sei vorsichtig. Bleib auf der Straße! Pass auf die Bäume auf! Und schau dir nur den Schnee an, er geht bis zur Taille!“
Aleksei lachte laut und lenkte sie weiter durch die Fantasie.
Danach nahm ihn Papa zum Fischen und zur Jagd mit, sie spazierten und wanderten und schwammen schließlich in den kühlen Gewässern unseres Lieblingsbaches. Und in dem allen fand der Junge Frieden und Trost und schritt an diesem Nachmittag, Dank meines Vater, nicht über die Türschwelle des Todes.
Als Aleksei von der Geschichte in den Schlaf fiel, schlüpfte Papa ins Gebet und stand dort Stunde um Stunde beim Bett und murmelte und sang zum Himmel. Seine Stärke und Ausdauer war unglaublich, etwas, was ich nicht tun konnte. An einem gewissen Punkt begann ich zu schwanken. Mein Kopf wurde leicht und ich sackte zu Boden, zog meinen Umhang über mich und purzelte in den Traum, eingelullt durch die tiefen Töne von Papas Stimme. ich wurde nur von den Geräuschen des Zaren und der Zarin geweckt, die zurück ins Zimmer kamen. Es war natürlich dunkel, unsere nördliche Sonne war schon untergegangen, aber es war offensichtlich, dass tatsächlich ein Wunder stattgefunden hatte, denn nicht nur Alekseis Temperatur war wieder normal, sondern sein schrecklich geschwollenes und verdrehtes Bein ruhte flach auf dem Bett. Zur großen Erleichterung von jedem war die Farbe des Jungen ebenso zurückgekehrt, und innerhalb der Stunde aß er zwei Eier und trank eine ganze Tasse Tee mit Milch.
Die Krise abgewendet, waren Papa und ich bis zehn Uhr an jenem Abend zurück zu Hause.
Wir entschieden uns für Gift.
Sie erkennen wahrscheinlich, dass bis dahin Wladimir Purischkewitsch, der große Monarchist, sehr darin verwickelt war. Auch der alte Dr. Lazawert, den Sie, weiß ich, schon ausführlich befragten. Wir waren alle schrecklich nervös - wir redeten nach allem über die Sünde des Mordes - aber der Albtraum des Rasputinismus musste um jeden Preis aufgehalten werden.
Purischkewitsch betrieb seinen eigenen wohltätigen Krankenhauszug, indem er die verwundeten an der Front einsammelte und sie nach Hause brauchte. Dr. Lazawert arbeitete in diesem Zug, wie ich mir sicher bin, dass Sie sich gewahr sind. Es war dort, in Purischkewitschs Privatwaggon, dass wir uns versammelten, um die letzten Anordnungen zu treffen. Wir entschieden uns für die Nacht des 16. Dezember, weil Dmitri Pawlowitsch jede andere Nacht beschäftigt war, und wir wollten seinen Zeitplan nicht ändern, damit wir keine Aufmerksamkeit anziehen. Und wie ich gesagt habe, entschieden wir uns für Gift. Tatsächlich, erinnere ich mich deutlich, hielt Dr. Lazawert ein kleines Glasfläschchen mit Kaliumzyanid in Flüssigkeit aufgelöst hoch.
„Wir werden es großzügig in das Feingebäck und in seinen Wein streuen“, sagte der Arzt.
Der Plan war einfach. Eine Party versprechend, würden wir Rasputin nach Mitternacht abholen und ihn zum Palast an der Moika bringen. Wir würden ihn durch die Seitentür und hinunter in das
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