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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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spiel noch ein bisschen
mit dem Bullen, aber warte nicht zu lange. Mach sie kalt, bevor seine Kollegen Wind
davon bekommen, und dann bring sie alle zu der verabredeten Stelle, dorthin, wo
sie niemand jemals wieder findet.« Sie wandte sich erneut Pohlmann zu und ergänzte
ihren Satz. »Dort, wo ihr so tief im Moor versinkt, dass kein einziger Köter der
gesamten Hundestaffel euch finden kann. Kennen Sie das Pietzmoor bei Soltau, Bulle?
Tief genug für eine ganze Kompanie, wenn’s sein muss. Es ist nur recht und billig,
dass Sie wissen, wohin Sie demnächst umziehen werden.«
    Nach diesen
Worten kam sie ganz dicht an seine rechte Seite heran und leckte mit der Zungenspitze
an seinem Ohr. Sie beugte sich dabei vor und gab einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté
frei. Martin war nach allem anderen als nach erotischen Gedanken zumute. Dann flüsterte
sie ihm ins Ohr: »Hast du wirklich gedacht, ich hätte Interesse an dir gehabt? Ein
Bulle ist ganz bestimmt nicht mein Ding. Leb wohl, Alterchen.« Sie wandte sich von
ihm ab und nahm die Klinke der Kellertür in die Hand. »Du weißt, was du zu tun hast,
und tue es schnell, hast du verstanden?« Dräger nickte gehorsam und öffnete ihr
die Tür.
    Sie verließ
das Haus und ließ Martin für die schlimmste Stunde seines Lebens mit Dräger allein
zurück.
     
    *
     
    Martin spürte, wie er in ein tiefes
Loch der Depression und der Verzweiflung gezogen wurde, aus dem er keinen Weg zu
entkommen sah. Eine Grube mit glatten Wänden, an denen man keinen Halt fand. Er
wollte nicht aufgeben zu kämpfen, auch wenn die Situation noch so aussichtslos zu
sein schien. Ein Ass hatte er noch im Ärmel, und wenn es einen Gott in diesem Universum
gab, sollte er es fügen, dass er dieses Ass ausspielen konnte.
    »Sie haben
gehört, was Anne gesagt hat. Ein bisschen spielen darf ich noch. Ich denke, ich
werde Sie jetzt der Eisernen Jungfrau anvertrauen. Schließlich habe ich noch andere
Sachen zu tun, als mich nur um Sie zu kümmern. Die beiden nebenan wollen ja schließlich
auch ihren Spaß haben.«
    Dräger begann,
die modifizierte Eiserne Lady vorzubereiten. Er drehte den Stuhl, der wie ein Schrank,
in dem man sitzen konnte, konstruiert war, um. Er überlegte, Pohlmann unter die
Arme zu greifen, um ihn dort hineinzuhieven. Er ahnte nicht, wie viel Kraft noch
in dessen zerschundenem Körper steckte. Der Eindruck, den er von Martin hatte, war
nicht der eines Mannes, der ihn überwältigen konnte. Er war davon überzeugt, er
könne sein Opfer, schlaff in seinen Armen hängend, auf den Stuhl mit den Nägeln
verfrachten.
    Dräger öffnete
zuerst die Riemen an der Stirn, dann die Metallklammern um die Fußfesseln und zu
guter Letzt die Handschellen um Martins Gelenke.
    Martin hatte
die Augen geschlossen gehalten und den Eindruck eines sterbenden Mannes abgegeben.
Dräger stand links neben ihm und ließ Martin für einen kurzen Augenblick aus den
Augen. In diesem Moment griff Martin mit der gesunden linken Hand unter seine Jacke
und zog den Bleistift, der in der Hemdtasche steckte, hervor. Er hatte ihn in der
Nacht an der rauen Kellerwand angespitzt und hielt ihn in der linken Faust, sodass
die Spitze direkt auf Dräger zeigte. Es galt, keine Sekunde zu verlieren, und er
rechnete sich keine besonders großen Chancen aus, dorthin zu treffen, wohin er es
beabsichtigt hatte. Ein Bleistift als Mordinstrument, dachte er noch, wie lächerlich.
In dem Augenblick, der nicht länger währte als ein Herzschlag, ergriff Martin seine
Chance. Dräger bückte sich in der Absicht, Martin mit seinen muskulösen Armen unter
die Achseln zu greifen, als Martin mit der linken Hand ausholte, den Arm zu Dräger
schwang und den Bleistift mitten in Drägers rechtes Auge rammte. Von dem unverhofften
Angriff und dem heftigen Schmerz überrascht, der in seinem Auge tobte, begriff der
erst nicht, was geschehen war. Er wollte die Augen schließen, doch etwas Langes
ragte aus einem heraus. Er griff danach und schrie. Ihm wurde bewusst, dass er sich
nicht traute, den Bleistift herauszuziehen. Er stand genau zwischen Pohlmann und
dem geöffneten Dornenstuhl, und von Pohlmann nahm ein Gedanke Besitz, dem er blitzschnell
folgte. Während Dräger damit beschäftigt war, den Bleistift aus seinem Auge zu entfernen,
stemmte sich Martin auf der Lehne seines Stuhls mit seinem gesunden Unterarm ab
und legte alle Kraft in seine Beine. Er hob die Beine an und trat Dräger mit Wucht
gegen die Knie. Der knickte ein und stolperte nach

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