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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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war zu hören. Der Dorn steckte tief in der rechten Lunge. »Hat
mich auch in der Klinik untergebracht, mir ein top Zeugnis geschrieben.« Dräger
grinste und entblößte die blutverschmierten Zähne. »Hat keine Sau gemerkt. Er hat
mir das Propofol für die Seifert gegeben und mir gezeigt, wie man es so spritzt,
dass derjenige dabei draufgeht. Er hat mich auch damals zu dem alten Strocka geschickt.«
Dräger lachte hysterisch auf. »War ganz einfach. Es war ja schon einer vor mir da,
der Strocka eins übergebraten hatte. Als ich kam, lag der am Boden und blutete aus
einer Kopfwunde, aber er war noch nicht tot. Ich stand vor ihm in seinem Hotelzimmer,
und als er aufwachte, hab ich den schweren Kerzenleuchter genommen und ein paar
Mal so richtig …«
    »Sie sind
wahnsinnig, Dräger. Sie haben ihn nicht nur einfach erschlagen, Sie haben seinen
Kopf zertrümmert. Der Mann war ja kaum wiederzuerkennen.«
    Wieder lachte
Dräger stoßweise auf. Blut quoll aus seinem Mund heraus. »Aber es hat Spaß gemacht.
Ein ganz neues Gefühl. Und ein gut bezahlter Job.«
    »Wer war
vor Ihnen in Strockas Zimmer?«
    »Na, Keller
natürlich. Die arme Sau hat zwei Jahre lang gedacht, er hätte Strocka umgebracht.«
Dräger gackerte. »Seinen eigenen Vater.«
    »Haben Sie
Kellers Unterlagen gestohlen?« Dräger hustete und bespuckte Martin mit seinem Blut.
    »Logisch
hab ich die.«
    »Wo sind
die Sachen?«
    Dräger kicherte,
und die Stimme, kalt wie von einem Dämon, ließ Martin die Haare im Nacken aufrecht
stehen. »Alles kann ich Ihnen auch nicht verraten. Lecken Sie mich am Arsch, Mann.«
    Martin biss
die Zähne aufeinander und musste sich zurückhalten, Dräger die Dornen der Tür ins
Fleisch zu rammen. Dann sah er den Schlüsselbund in Drägers Brusttasche. Schnell
nahm er die Schlüssel an sich und wandte Dräger den Rücken zu.
    Ein weiterer
elementarer Fehler, wie sich bald herausstellen sollte.

Kapitel 59
     
    Scharmbeck, 13. November 2010
     
    Als Pohlmann den Schlüssel ins Vorhängeschloss
der Zelle steckte und die Tür öffnete, kehrten seine Schmerzen mit unverminderter
Intensität zurück. Jetzt erst spürte er, wie viel Kraft ihn dieser Kampf gekostet
hatte. Doch er wusste, er war noch nicht zu Ende. Er schob die knarrende Tür auf
und blickte in die fahlen Gesichter von Feldmann und Emilie. Feldmann öffnete den
Mund vor Schreck, als er sah, wie viel Blut auf Martins Jacke verschmiert war. Er
dachte, es wäre Pohlmanns Blut.
    »Was ist
passiert? Wo ist Dräger?«
    »Ich habe
Dräger eine Lektion erteilt – im Übrigen mit Ihrem Bleistift.« Es gelang Martin,
ein gequältes Grinsen zu produzieren. »Dräger ist im Augenblick, na, sagen wir mal,
etwas unpässlich.«
    Feldmann
starrte auf Pohlmanns blutverschmierte Jacke. Martin blickte an sich herunter und
erahnte Feldmanns Gedanken. »Das ist ausnahmsweise mal nicht mein Blut. Allerdings
mache ich mir Sorgen um meine Finger. Er hat Ihren schönen Verband abgerissen.«
Pohlmann zwang sich erneut zu einem Lächeln, es wollte ihm aber nicht so recht gelingen.
Er war zu geschwächt, und es warteten noch Aufgaben auf ihn. Er ging in der dunklen
Zelle zu Emilie, die zusammengekauert und apathisch in der Ecke des Raumes auf der
Pritsche saß, die sie die ganze Nacht und den Tag außer zum Urinieren in den rostigen
Wassereimer nicht verlassen hatte. Sie hatte die Beine an den Körper gezogen und
wiegte sich wie ein Kind vor und zurück. Unablässig murmelte oder summte sie vor
sich hin. Ihre Augen waren starr geradeaus gerichtet, als blicke sie durch Martin
hindurch. Er näherte sich ihr behutsam und setzte sich neben sie. Im Hintergrund
hörte man Drägers Winseln und Fluchen.
    »Hallo,
Emmi. Ich bin’s, der Martin.« Er legte einen Arm um ihre Schulter und achtete darauf,
keine hektischen Bewegungen zu machen. Er versuchte, sie aus ihrem Tagtraum zu wecken.
Er schüttelte sie leicht. »Emilie, hallo. Wachen Sie auf. Es ist vorbei. Sie sind
frei.«
    Als kehre
sie aus einer weit entfernten Traumwelt zurück, wandte sie den Kopf Martin zu und
sah ihn an.
    »Frei?«,
krächzte sie und schüttelte den Kopf. »Frei ist nur der Wind, der durch die Äste
streift.« Sie schwieg eine kurze Weile, bevor sie fortfuhr. »Manchmal kommt er mich
besuchen und streichelt mir durchs Haar. Dann flüstert er mir ins Ohr und fragt
mich, ob ich nicht mitkommen möchte, aber ich sage ihm, ich kann nicht. Ich bin
nicht wie du, sage ich ihm. Ich kann hier nicht weg. Man lässt mich nicht

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