Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
sollten zu Ihrer Frau Kontakt aufnehmen«, sagte er behutsam. »Der Fehltritt mit der Crouchford muss nicht das Ende bedeuten. Entschuldigen Sie sich bei Sarah!«
Wendel hob an, Stephan zu unterbrechen, doch der wehrte ab.
»Folgen Sie meinem Rat, Herr Wendel, und vertrauen Sie darauf, dass ich weiß, wovon ich rede! Bitte!«
Wendel sah Stephan unsicher an, und Stephan wich dem Blick des anderen nicht aus.
»Es ist ein guter Rat«, bekräftigte Trost.
»Sie meinen das wirklich ernst«, erkannte Wendel.
»Sehr ernst, Herr Wendel! – Kommen wir wieder zu Ihrem Fall zurück! Was sagt Ihnen das Gartencenter ›Flor-Orbi‹?«
Stephan hatte Trost unauffällig im Blick behalten, als er die überraschende Frage platzierte. Er meinte, eine Regung im Gesicht des anderen bemerkt zu haben.
»Wie kommen Sie denn auf dieses Gartencenter?«, fragte Wendel.
»Ihre Frau sagte, Sie hätten dort anlässlich des zehnjährigen Firmenjubiläums mit einem Glückslos einen Birnbaum gewonnen.«
»Das stimmt. Wir und noch einige andere haben jeweils einen Baum für den heimischen Garten gewonnen. Wer den Baum nicht haben wollte, bekam ersatzweise dafür das Geld, was er gekostet hätte.«
»Wann war das?«, fragte Stephan.
Wendel überlegte. »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht drei oder vier Monate vor Gossmanns Tod, also im April oder Mai.«
»Haben Sie weitere Kontakte zu diesem Gartencenter gehabt? Ist Ihnen irgendetwas in Erinnerung, das mit dem Fall in Verbindung stehen könnte?«
»Wir waren einige Male dort. Im Frühjahr haben wir dort die Sommerbepflanzung eingekauft und zu Weihnachten einmal eine Lichterkette für die Tanne vor Sarahs Reihenhaus.«
»Ich suche überall Ansatzpunkte, Herr Wendel«, erklärte Stephan. »Ihre Frau sagt, dass Sie – wie übrigens auch Ihre Frau selbst – ein Gewohnheitsmensch sind. Ihr alltägliches Leben ist kalkulierbar. Sie kauften offensichtlich stets in denselben Läden, Sie joggten die stets gleiche Strecke entlang und so weiter. Alles schien vorgeplant. Und es kann natürlich sein, dass diese Kalkulierbarkeit in unserem Fall eine Rolle spielt. Womöglich gehörte es zum Plan des Täters, dass Sie am Tattage zu einer bestimmen Uhrzeit in dem Café auftauchten, an dem dann – ebenso kalkuliert – Michelle Crouchford vorbeilief und stürzte. Ich muss alles über Ihre Gewohnheiten wissen, Herr Wendel. Schildern Sie Ihren Alltag! Was haben Sie wann, wo und mit wem gewöhnlich gemacht? Nennen Sie mir Namen und Orte.«
Wendel stöhnte.
»Nicht jetzt«, beschwichtigte Stephan. »Notieren Sie alles. Machen Sie sich Gedanken und forschen Sie in Ihrer Vergangenheit. Ich will alles wissen. Das ist Ihre Hausaufgabe. Sie wissen, dass es um alles geht. Also strengen Sie sich an, Herr Wendel! Helfen Sie mir – und helfen Sie insbesondere sich!«
Als sich Stephan vor der Justizvollzugsanstalt wieder ins Auto setzte, beugte er sich nach hinten und griff in die Innentasche seiner Jacke, die er auf der Rückbank liegen gelassen hatte.
Trost, der schon eingestiegen war, wich etwas zur Seite, so gut er es vermochte.
»Was suchst du, Stephan?«
»Mein Handy«, antwortete Stephan. »Ich bin mir sicher, es eingesteckt zu haben.« Er wandte sich wieder nach vorn. »Nicht zu finden. Hoffentlich habe ich es nicht verloren.«
»Möchtest du mit meinem Handy telefonieren?«, bot Trost an.
Stephan fasste an seine Hosentaschen. »Nicht zu finden«, wiederholte er, stieg aus und suchte vergeblich auf dem Fahrersitz und im Fußraum.
Dann nahm er Trosts Angebot dankend an.
»Es dauert nicht lange«, versprach Stephan.
Er sah auf das Gerät und tippte Maries Nummer ein, dann ging er ein paar Schritte neben seinem Auto auf und ab. Marie meldete sich, wie vereinbart.
»Was hat der Kinderarzt gesagt?«, fragte Stephan.
»Der Zug war planmäßig um 13.13 Uhr in Bielefeld und um 14.18 Uhr in Hannover«, antwortete Marie. »Die SMS muss also am letzten Samstag zwischen diesen Zeiten gesendet worden sein.«
»Wie kommt er darauf, dass noch weitere Untersuchungen erforderlich sind?«, fragte Stephan besorgt und bewegte sich unruhiger. Er presste das Handy an sein Ohr und bat Marie, lauter zu sprechen. Der Verkehr war zu laut.
»Du musst nur die SMS aufrufen. Versuche, dir die Zielnummer zu merken. Jedenfalls die letzten drei Ziffern«, riet sie.
»Aber er muss doch sagen können, worum es sich handelt«, ereiferte sich Stephan. »Es wird doch nicht so ungewöhnlich sein, wenn Babys mal rote Flecken
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