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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Alten Markt warst. Und er hätte wissen müssen, wie du aussiehst. All das konnte er nicht wissen. Du bist Traunhof noch nie begegnet. Also muss es ein Zufall gewesen sein. Der Typ beim Kinderwagen wird irgendein Spinner gewesen sein, auch wenn er nach dieser ungefähren Beschreibung Traunhof ähnlich sehen könnte.«
    »Denk an die nächtlichen Anrufe«, sagte Marie. »Es könnten Drohanrufe gewesen sein. Und vielleicht hat er die lateinischen Worte nur deshalb benutzt, damit wir gerade so denken, wie wir es tun.«
    »Das halte ich nicht für wahrscheinlich.«
    »Vielleicht hat er die Information von Trost«, sagte Marie.
    »Das kann nicht sein.«
    »Warum bist du dir so sicher?«, fragte Marie.
    Stephan war sich nicht sicher. Er grübelte, erinnerte sich an Fetzen des Gesprächs mit Trost im Zug, das gemeinsame Frühstück im Bistrowagen, den Sekt. Er versetzte sich gedanklich zurück, begann vor seinem geistigen Auge die Reise mit Trost nach Leipzig erneut. Er hatte dem anderen davon erzählt, dass sich Marie mit Frau Wendel treffen wollte – und er hatte gesagt, wann und wo sie sich verabredet hatten. Ungefragt hatte er dies Trost erzählt, eher beiläufig, als der andere angemerkt hatte, dass man Marie auf diese Reise hätte mitnehmen sollen. Stephan erzählte Marie, woran er dachte.
    »Aha! – Wann hast du ihm das erzählt?«
    »Etwa in Bielefeld«, antwortete Stephan. »Ich weiß noch, dass Trost Sekt nachbestellen wollte, weil er dies gewöhnlich immer dann tue, bevor der Zug Bielefeld erreicht.«
    »Super!« Marie nickte anerkennend.
    »Und wann hat er Traunhof angerufen?«
    »Er hat Traunhof nicht angerufen. Jedenfalls nicht in meiner Gegenwart. Mag sein, dass er Traunhof nach unserer Ankunft in Leipzig angerufen hat, als wir uns für eine Weile getrennt hatten und sich jeder auf seinem Zimmer frisch machte.«
    »Wann war das?«
    »Das kannst du selbst beantworten«, sagte Stephan. »Wir hatten um diese Zeit miteinander telefoniert. Schau auf dein Handy.«
    »Es war kurz vor sechs«, erinnerte sich Marie. »Da war ich schon mit Elisa auf dem Weg zum Alten Markt. Wenn er in dieser Zeit mit Traunhof telefoniert und dieser erst zu diesem Zeitpunkt erfahren hat, wann und wo ich mich mit Sarah Wendel treffe, dürfte das zu kurzfristig gewesen sein. Also ist es wahrscheinlich, dass Traunhof die Information zu einem früheren Zeitpunkt erhalten hat.«
    »Er hat im Zug nicht telefoniert«, war sich Stephan sicher. »Er ist nicht einmal zur Toilette gegangen. Wir waren die ganze Zeit beieinander. Die zweite Hälfte der Fahrt hat er nur aus dem Fenster geschaut und dann geschlafen. Ich hätte es mitbekommen, wenn er telefoniert hätte.«
    »Keine SMS zwischendurch?«, fragte Marie.
    »Nein! – Doch! – Eine an seine Tochter Delia.«
    »Wann?«
    »Zwischen Bielefeld und Hannover.«
    »Und wenn die SMS nicht an Delia, sondern an Traunhof ging?«
    »Es sind sehr vage Anhaltspunkte, Marie!«
    Ihre Augen funkelten.
    »Du musst nicht künstlich protestieren! Wir denken genau das Gleiche, Stephan. Zwischen Bielefeld und Hannover. Das lässt sich zeitlich gut einordnen. Und ob dein Gereon wirklich eine SMS an seine Tochter geschickt hat, werden wir herausfinden.«

20
    Stephan nahm am Dienstagmorgen denselben Weg nach Werl, den er bereits bei seinem ersten Besuch Wendels in der Justizvollzugsanstalt gewählt hatte. Trost saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und rutschte unbehaglich hin und her. Stephans altes Auto war nicht nur technisch anfällig geworden; es war und blieb unbequem, doch Trost sagte nichts.

    Maxim Wendel war die Enttäuschung anzusehen, als er neben Stephan seinen früheren Verteidiger im Besucherraum erblickte.
    »Es soll also keinen Sinn machen«, vermutete er lauernd und begehrte sofort wütend auf: »Ich werde das nicht akzeptieren!«
    »Das sagt und meint keiner«, beschwichtigte Stephan.
    »Nichts gegen Sie, Herr Dr. Trost«, sagte Wendel. »Aber ich habe mir lange genug eingeredet, dass es rechtlich sinnlos sein soll, sich mit einem Urteil abzufinden, das in der Sache falsch ist. Ich will und werde jetzt nach vorn gehen.«
    »Darum sind wir hier«, erwiderte Stephan. »Ich versichere Ihnen, dass ich Sie weiterhin vertreten und jeden Ansatzpunkt nutzen werde, der auch nur die leiseste Chance auf Erfolg verspricht. Und ich darf sagen, dass Herr Dr. Trost mittlerweile seine Meinung geändert hat. Er ist hier, um Ihnen das zu sagen, und ich denke, dass dies für Ihre Moral und Ihre Psyche gut ist

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