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Raststätte Mile 81

Raststätte Mile 81

Titel: Raststätte Mile 81 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einander los, um sich die Ohren zuzuhalten.
    Am unteren Ende der Einfahrt zur Raststätte brachte Al Andrews Wagen 12 schleudernd zum Stehen. Er stieg aus und fuhr wegen des schrecklichen Kreischens zusammen. Wie eine Luftschutzsirene, die aus den Lautsprechern einer Heavy-Metal-Band kommt, würde er später sagen. Er sah einen Jungen, der etwas so hielt, dass es die Seite eines schlammigen alten Ford- oder Chevy-Kombis fast berührte. Der Junge zitterte vor Schmerzen, Entschlossenheit oder beidem.
    Der rauchende schwarze Fleck auf der Seite des Kombis begann sich auszudehnen. Der von ihm aufsteigende weiße Rauch begann dichter zu werden. Er wurde erst grau, dann schwarz. Was als Nächstes passierte, geschah rasch. Pete sah um die schwarze Fläche herum winzige blaue Flämmchen entstehen. Sie breiteten sich aus und schienen über der Oberfläche des Autowesens zu tanzen: so wie die Holzkohlebriketts in ihrem Gartengrill, wenn sein Vater sie mit Feuerzeugbenzin besprenkelte und dann ein Zündholz draufwarf.
    Der schleimige graue Fangarm, der den stehenden Fuß fast erreicht hatte, schnellte zurück. Der Wagen zog sich wieder mit einem Ruck in sich selbst zusammen, aber diesmal umgaben ihn wie eine Korona auf allen Seiten blaue Flammen. Er zog sich enger und noch enger zusammen und wurde zu einer Feuerkugel. Dann, während Pete und die Lussier-Geschwister und Trooper Andrews sie beobachteten, schoss sie in den blauen Frühlingshimmel hinauf. Sie war noch einen Augenblick lang wie ein glühendes Stück Kohle zu sehen, und dann war sie verschwunden. Pete musste unwillkürlich an das eisige Dunkel außerhalb der Erdatmosphäre denken – an jene endlosen Weiten, in denen alles Mögliche leben und lauern konnte.
    Ich hab’s nicht umgebracht, ich hab’s nur vertrieben. Es musste fort, damit es sich wie ein brennendes Holzstück in einem Eimer Wasser löschen kann.
    Trooper Andrews starrte sprachlos in den Himmel hinauf. Einer der wenigen funktionierenden Bereiche seines Gehirns fragte sich, wie er einen Bericht darüber schreiben sollte, was er eben gesehen hatte.
    Aus der Ferne heulten weitere Sirenen heran.
    Pete ging mit der Satteltasche in der einen und seinem Richforth-Vergrößerungsglas in der anderen Hand zu den beiden kleinen Kindern zurück. Er wünschte sich, George und Normie wären hier gewesen. Dann hätten sie den Babytrick, den sie nicht schon tausendmal gesehen hatten, nicht verpasst. Aber was soll’s. Er hatte auch ohne die anderen Jungs einen spannenden Nachmittag erlebt, und ob er dafür Hausarrest bekam oder nicht, war ihm egal. Das hier ließ Sprünge mit Fahrrädern vom Rand einer blöden Kiesgrube lahm erscheinen.
    Möglicherweise hätte er aufgelacht, wenn die Kinder ihn nicht beobachtet hätten. Sie hatten gerade mit ansehen müssen, wie ihre Eltern von irgendeinem Alien gefressen worden waren – bei lebendigem Leib –, und jetzt Freude zu zeigen wäre völlig daneben gewesen.
    Der kleine Junge streckte seine molligen Arme aus, und Pete hob ihn hoch. Er lachte zwar nicht, als der Kleine ihn auf die Wange küsste, aber er lächelte. »Danke«, sagte Blakie. »Du bist toll.«
    Pete setzte ihn ab. Auch das kleine Mädchen küsste ihn, was irgendwie nett war, obwohl es netter gewesen wäre, wenn sie eine erwachsene Mieze wie eines der Pin-up-Girls in dem Restaurant gewesen wäre.
    Der Trooper kam jetzt auf sie zugerannt, und das erinnerte Pete an etwas. Er beugte sich zu dem kleinen Mädchen hinunter und hauchte ihr ins Gesicht.
    »Riechst du was?«
    Rachel Lussier sah ihn einen Augenblick lang verständig an. »Geht schon in Ordnung«, sagte sie und lächelte dann tatsächlich. Es war nur ein kleines Lächeln, aber besser als gar keines. »Lutsch bloß ein Pfefferminz oder so was. Und atme ihn nicht an.«
    ENDE

Leseprobe
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Prolog
    I ch war nie das, was man eine Heulsuse nennt.
    Meine Exfrau gab meinen »nicht vorhandenen emotionalen Gradienten« als Hauptgrund dafür an, dass sie mich verließ (als ob der Kerl, den sie bei den Anonymen Alkoholikern kennengelernt hatte, ganz nebensächlich wäre). Christy sagte, sie könne mir zur Not verzeihen, dass ich auf der Beerdigung ihres Vaters nicht geweint habe; ich hätte ihn nur sechs Jahre gekannt und könne daher nicht sehen, was für ein wundervoller, großzügiger Mensch er gewesen sei (was beispielsweise ein Mustang-Cabrio zum Highschool-Abschluss bewies). Aber als ich auch auf den Beerdigungen meiner Eltern nicht weinte – sie

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