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Raststätte Mile 81

Raststätte Mile 81

Titel: Raststätte Mile 81 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihre Eltern gefressen hat.«
    »Bitte wiederholen!«
    »Ich glaube, sie meinen damit, dass irgendjemand, der drinnen lauert, sie gepackt hat. Schicken Sie alle verfügbaren Wagen her, verstanden?«
    »Alle verfügbaren Wagen, verstanden, aber der erste ist in frühestens zehn Minuten da. Es ist Wagen 12, ein Code 73 in Waterville.«
    Al Andrews, der bestimmt in Bob’s Burgers futterte und politisierte. »Verstanden.«
    »Gib mir die MMK des Kombis, 17, dann überprüfe ich sie.«
    »Alle negativ. Kein Kennzeichen. Was Marke und Modell betrifft, ist die Karre so mit Schlamm bespritzt, dass sich das nicht sagen lässt. Allerdings ist es ein amerikanischer Wagen.« Denke ich. »Vermutlich ein Ford oder ein Chevy. Die Kinder sitzen bei mir auf dem Rücksitz. Sie heißen Rachel und Blake Lussier. Fresh Winds Way, Falmouth. Die Nummer hab ich vergessen.«
    »Neunzehn!«, riefen Rachel und Blakie im Chor.
    »Sie sagen …«
    »Schon verstanden, 17. Und mit welchem Wagen sind sie angekommen?«
    »Daddys Expundition!«, rief Blakie, der sich freute, Auskunft geben zu können.
    »Ford Expedition«, sagte Jimmy. »Kennzeichen 3772 IY. Ich sehe mir jetzt diesen Kombi näher an.«
    »Verstanden. Aber sieh dich vor, Jimmy.«
    »Klar doch. Oh, und ruf die 911-Zentrale an, und sag denen, the kids are alright, okay?«
    »Redest du da – oder höre ich Pete Townshend?«
    Sehr witzig. »17, ich bin 62.«
    Er wollte das Mikro in die Halterung hängen, aber dann gab er es Rachel. »Wenn irgendetwas passiert – irgendwas Schlimmes –, drückst du diese Taste hier und rufst dreißig. Das bedeutet, dass ein Polizeibeamter Hilfe braucht. Hast du das verstanden?«
    »Ja, aber Sie dürfen nicht zu nah an den Wagen rangehen, Trooper Jimmy. Er beißt, und er frisst, und er ist klebrig. «
    Blakie, der aus Staunen darüber, dass er in einem echten Polizeiauto saß, vorübergehend vergessen hatte, was seinen Eltern zugestoßen war, erinnerte sich jetzt wieder und begann abermals zu weinen. »Ich will Mami-n-Daddy!«
    Obwohl die Situation unheimlich war und eine potenzielle Gefahr darstellte, brachte Rachel Lussiers Da-sehen-Sie-was-ich-ertragen-muss-Ausdruck, bei dem sie die Augen verdrehte, Jimmy fast zum Lachen. Wie oft hatte er exakt diesen Ausdruck auf dem Gesicht der fünfjährigen Ellen Golding gesehen?
    »Hör zu, Rachel«, sagte Jimmy. »Ich weiß, dass du Angst hast, aber hier bist du sicher, und ich muss meinen Job machen. Falls deine Eltern in dem Wagen sind, wollen wir nicht, dass sie verletzt werden, stimmt’s?«
    » HOL MAMI-N-DADDY RAUS, TROOPER JIMMY! «, trompetete Blakie. » SIE SOLLEN NICHT VERLETZT WERDEN! «
    Im Blick des Mädchens sah Jimmy einen Funken Hoffnung – aber nicht so viel, wie er erwartet hätte. Wie Agent Mulder in der alten Fernsehserie Akte X wollte sie sich irgendwie der Hoffnung hingeben … aber wie Agentin Scully, Mulders Partnerin, tat sie es dann doch nicht. Was hatten diese Kinder gesehen? Er hatte weder Zeit, das rauszubekommen, noch war es sein Job, Kinder unter vierzehn Jahren eingehend zu befragen. Für solches Zeug hatte die State Police einen beratenden Psychiater, der jederzeit erreichbar war.
    »Seien Sie vorsichtig, Trooper Jimmy.« Sie hob einen Finger. Noch liebenswerter wurde diese lehrerhafte Geste durch ein leichtes Zittern. »Fassen Sie ihn nicht an.«
    Als Jimmy sich dem Kombi näherte, zog er seine Dienstwaffe, eine Selbstladepistole von Glock, ließ sie aber gesichert. Vorläufig noch. Leicht südlich der einen Spalt weit offenen Tür stehend forderte er noch einmal jeden auf, der sich vielleicht in dem Wagen befand, mit offenen und leeren Händen voraus herauszukommen. Niemand kam heraus. Er griff nach der Tür, aber dann fiel ihm die letzte Ermahnung der Kleinen ein, und er zögerte. Er streckte die Hand mit der Pistole aus, um mit dem Lauf die Tür zu öffnen. Nur ging sie nicht auf – und der Pistolenlauf klebte fest. Das Ding war ein Leimtopf.
    Er wurde nach vorn gerissen, als hätte eine starke Hand den Lauf der Glock gepackt und zöge kräftig daran. Eine Sekunde lang hätte er noch loslassen können, aber auf diese Idee kam er gar nicht. Zu den ersten Dingen, die man auf der Academy nach der Waffenausgabe lernte, gehörte, dass man seine Dienstwaffe niemals losließ. Niemals.
    Also hielt er sie weiter fest, und der Wagen, der schon seine Pistole gefressen hatte, fraß nun seine Hand. Und seinen Arm. Die Sonne kam wieder heraus und warf Jimmys kleiner werdenden Schatten

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