Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen
Merkzettel etc.). Das gezielte Schreiben von Wörtern (aus dem Grundwortschatz) oder Buchstaben kann mit Hilfe eines Karteikarten-Systems erfolgen. Die zu übenden Wörter werden auf Karteikarten geschrieben und täglich einzeln diktiert. (Bitte nicht länger als 10 bis 15 Minuten pro Tag!) Wird ein Wort an drei aufeinander folgenden Tagen richtig geschrieben, kann davon ausgegangen werden, dass das Wort beherrscht wird. Die Karteikarte wandert dannin den hinteren Teil des Karteikastens und das Wort wird erst nach einiger Zeit wieder erneut diktiert.
Um Rechtschreibregeln systematisch einzuüben, kann auf ein speziell für Eltern entwickeltes Rechtschreibtraining zurückgegriffen werden. Im „Marburger Rechtschreibtraining“ (von Schulte-Körne & Mathwig, 2001) werden den Kindern mit Hilfe von Merksätzen, die Regeln der Rechtschreibung vermittelt. Hierzu stehen zahlreiche Übungsblätter zur Verfügung, die sehr ansprechend mit Bildmaterialien gestaltet sind, um die Lernmotivation zu steigern. Von Vorteil ist außerdem die Auswahl des Wortmaterials. Es wurde darauf geachtet, dass zunächst einfache Aufgaben erledigt werden müssen, bevor zu schwierigeren übergegangen wird, um den Kindern Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Eine wissenschaftliche Überprüfung der Wirksamkeit des Programms zeigte, dass nach zwei Jahren Übungszeit die Fehlerrate im Rechtschreiben deutlich abnahm und sich die Leistungen im Durchschnitt um eine Note verbesserten. Darüber hinaus ließ sich das Selbstwertgefühl der Kinder steigern.
Steht ein Computer zur Verfügung, können unterstützend rechnergesteuerte Rechtschreibprogramme genutzt werden. Bei schwergradiger Lese-Rechtschreibstörung und Motivationsproblemen kann ein Computer-Lernprogramm hilfreich sein. Vorteilhaft ist, dass der Computer die Lese- und Rechtschreibleistung emotionsfrei prüft, der Schüler beim Eintippen der Wörter die genaue Reihenfolge der Buchstabenzeichen erinnern muss und sofort eine Rückmeldung gegeben wird. Es empfiehlt sich, Kinder zu Beginn nicht alleine mit dem Lernprogramm, sondern im Beisein eines Elternteils arbeiten zu lassen. Ein Computer-Lernprogramm ersetzt jedoch nicht die Lese-Rechtschreibtherapie, sondern kann ein Baustein der Gesamttherapie darstellen.
Tabelle 1: Übersicht über die Lern- und Übungsbereiche des Marburger Rechtschreibtrainings (Schulte-Körne et al., 1998)
Lern- und Übungsbereich
Beispiel
Erkennen des kurz gesprochenen Selbstlautes und Schreibung nach kurz gesprochenem Selbstlaut
„Katze“ – Ist der Selbstlaut kurz oder lang gesprochen?
Erkennen des lang gesprochenen Selbstlautes und Schreibung nach lang gesprochenem Selbstlaut
„Hose“ – Ist der Selbstlaut kurz oder lang gesprochen?
Wortarten erkennen
Hauptwort, Tuwort, Eigenschaftswort
Groß- und Kleinschreibung
Das Haus, groß, bringen
Erkennen von Wortstamm, Vor- und Endsilben
Glück, glücklich, glücken, verunglücken
Schreiben von Verben, Grundformbildung
er bringt (bringen), sie schreibt (schreiben)
Ableitregeln zur Schreibung der Endsilben
Wand (Wände), Berg (Berge)
Ableitregeln zur Schreibung gleichklingender Laute
Zähne (Zahn), Zelte (Zelt), Bäume (Baum)
Schreibung von gleichklingendem „Sch“ und „S“
„Schrank“ – „Stein“
Schreibung des stummen h
Lehm, Bühne, ernähren
13. Wie können Lehrer helfen?
Am wichtigsten ist zunächst, die Diagnose „Lese-Rechtschreibstörung“ ernst zu nehmen. Daraus ergeben sich die Anregungen zur schulischen Unterstützung. Dazu sind von den Schulministerien der meisten Bundesländer Richtlinien formuliert. Diese beinhalten spezifische schulische Förderungsmaßnamen und einen schulischen „Nachteilsausgleich“ (siehe Kapitel 14 ).
Im schulischen Unterricht wird der Lehrer die Leistungen im Lesen und Rechtschreiben nicht an der Klassennorm messen, sondern er wird die individuellen Leistungsfortschritte hervorheben. Um Kinder zu motivieren, können anstelle der Fehler die korrekt geschriebenen Wörter – beispielsweise in einem Diagramm veranschaulicht – festgestellt werden. Er wird es vermeiden, das Kind laut vorlesen oder an die Tafel schreiben zu lassen, um es nicht vor den Klassenkameraden bloß zu stellen. Er wird die Stärken des Kindes zur Geltung bringen: vielleicht beim Singen, im Sport, im Rechnen – wo auch immer.
Zur Förderung im Lesen und Rechtschreiben wurden Anfang der 90er Jahre einige Lese- und Rechtschreibprogramme entwickelt, die auf einem fundierten wissenschaftlichen
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