Ratgeber Magersucht
vor einer bestimmten Zeit essen; Essen nur als Belohnung für sportliche Anstrengungen etc.).
– Beschränkung der Nahrungsmittelauswahl. Es wird versucht, so wenig wie möglich zu essen, Fett wird vermieden, es werden hauptsächlich kalorienarme oder -reduzierte Nahrungsmittel aufgenommen.
– Kalorienzählen zur Kontrolle der Nahrungsaufnahme.
– Vermeiden der Nahrungsaufnahme im Beisein von anderen und Vermeiden von Aktivitäten, bei denen die Nahrungsaufnahme eine Rolle spielt (gemeinsames Essengehen, Partys und Feten, Mahlzeiten in der Kantine etc.).
– Bei ca. der Hälfte der Patienten Auftreten von Heißhungeranfällen, während derer die Betroffenen die Nahrungsmittel zu sich nehmen, die sie eigentlich vermeiden wollen.
– Erbrechen von Nahrungsmitteln zur Gewichtskontrolle.
– Häufiges Wiegen, gelegentlich mehrfach täglich.
– Vermehrtes Sporttreiben (Fitnesstraining, joggen, reiten, Rad fahren etc.); Versuche, ständig in Bewegung zu sein.
– Rückzug von Freunden und Bekannten.
die Diagnose einer Magersucht gestellt werden kann. Es gibt viele andere Erkrankungen, die mit Untergewicht einhergehen, und es gibt auch Menschen, die völlig gesund aber konstitutionell bedingt untergewichtig sind. Trotz größter Anstrengungen gelingt es diesen nicht an Gewicht zuzunehmen. Dies sind sicherlich aber ganz seltene Ausnahmen.
1.2 Woran erkennt der Fachmann, dass ein Mensch an einer Magersucht leidet?
Während Übergewicht ab einem gewissen Ausmaß nicht mehr verheimlicht werden kann, gelingt es magersüchtigen Menschen teilweise, ihre Erkrankung lange zu verbergen. Dabei weisen sie eine Essstörung weit von sich und werden ärgerlich, wenn sie auf Hinweise dafür angesprochen werden. Ohne die Kooperation der Erkrankten ist daher die Diagnosestellung nicht einfach und zumeist dann besonders langwierig, wenn zuvor – aufgrund der Verleugnung der Betroffenen – alle möglichen organischen Ursachen ausgeschlossen werden müssen, die mit einem starken Untergewicht oder Gewichtsverlust verbunden sein können. Absolut sicher kann man bei der Diagnosestellung erst dann sein, wenn die Betroffenen dem Behandler gegenüber ehrlich sind und wahrheitsgetreu Auskunft geben. Dies ist leider nicht immer der Fall, da ein Teil der Betroffenen an einer mangelnden Krankheitseinsicht leidet und die Erkrankung verleugnet. In dieser Phase der Erkrankung, die häufig besonders bei Krankheitsbeginn sehr ausgeprägt ist, sind die Betroffenen nur wenig therapiemotiviert und lehnen Hilfe von außen vehement ab. Von daher ist es in jedem Fall wichtig, das Vertrauen der Betroffenen zu erlangen und sie dadurch zur Kooperation zu bewegen, dass sie in dem Behandler einen Helfer und keinen Gegner sehen können.
Von einer Magersucht kann man erst dann sprechen, wenn eine Vielzahl von Merkmalen gleichzeitig erfüllt ist. Das sind (1) ein erhebliches Untergewicht, (2) eine ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme, (3) eine Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers, d. h. die Betroffenen überschätzen ihren Körperumfang, (4) eine überstarke Abhängigkeit des Selbstwertes vom eigenen Körper und der Figur sowie (5) das Aussetzen der Regelblutung. Im Folgenden sollen die einzelnen Merkmale genauer beschrieben werden.
1. Ein erhebliches Untergewicht
Bei einem erwachsenen Menschen geht man davon aus, dass er untergewichtig ist, wenn sein Körpergewicht deutlich unter dem zu erwartenden Gewicht von gesunden Personen gleicher Größe liegt. Um dafür einen festen Vergleichsmaßstab zu haben, hat man den Body Mass Index (BMI) eingeführt. Der BMI beschreibt das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße und korreliert eng mit dem Körperfettanteil. Der BMI wird nach folgender Formel berechnet:
Durch die Berechnung des BMI lässt sich problemlos feststellen, ob eine Person noch in einem vertretbaren gesunden Gewichtsbereich liegt. Der „wünschenswerte“ BMI hängt vom Alter ab und steigt mit den Jahren an. Die Tabelle 2 zeigt BMI-Werte für verschiedene Altersgruppen.
Tabelle 2: BMI-Werte für verschiedene Altersklassen
Alter
BMI
19–24 Jahre
19–24
25–34 Jahre
20–25
35–44 Jahre
21–26
45–54 Jahre
22–27
55–64 Jahre
23–28
> 64 Jahre
24–29
Neben dem Alter spielt auch das Geschlecht eine wichtige Rolle. Männer haben in der Regel einen höheren Anteil von Muskelmasse an der Gesamtkörpermasse als Frauen. Deshalb sind die Unter- und Obergrenzen der BMI-Werteklassen bei Männern
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