Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
Lieblingssessel Platz genommen hatte. Lange jadegrüne Locken fielen über ein Kleid in Grün und Gold und rahmten ein Gesicht ein, das die Farbe und Kälte polierten Kupfers hatte.
Cassia riß sich mit aller Würde zusammen, die sie aufbringen konnte. Immerhin war sie die Oberste Ratsherrin des Königs, und diese Kreatur war trotz ihrer Position nur eine Elfe.
»Wie könnt Ihr es wagen, ungebeten in mein Zimmer zu kommen, und dazu noch mit magischen Mitteln?«
Kiva lächelte, und plötzlich schien es im Raum kalt zu werden. »Ich gehe dorthin, wohin mich meine Pflicht führt.«
»Und wieso kommt Ihr dann zu mir? Ihr habt hier nichts zu suchen.«
»Nein?« Kiva erhob sich. »Die Reihen der Jordaini müssen vor magischen Beschmutzungen bewahrt werden. Niemand, ganz gleich, wie weit oben er in der Rangordnung steht oder wie mächtig sein Patron ist, kann sich davon freisprechen. Wenn ich entscheide, gegen dich zu ermitteln, dann wird mir das Recht niemand absprechen.«
Cassia hatte darüber nicht nachgedacht. Sie stellte eine große Bedrohung dar. Cassia schluckte mühsam. »Was wollt Ihr?«
Die Elfe streckte gebieterisch die Hand aus. »Zunächst diese Papiere.«
Cassia zögerte einen Moment, dann gab sie ihr die Schriftrollen. Kiva betrachtete sie und sah dann die Jordain stechend an.
»Wie du mit viel Mühe erfahren hast, bin ich schon seit einiger Zeit auf der Suche nach dieser Frau. Sie wird für eine Befragung gesucht. Das ist meine Pflicht, und ich werde keine Störungen dulden. Dieser Jagd ist mein, Jordain. Halte dich raus, dann wird vielleicht keine zweite Jagd notwendig.«
Cassia mußte nicht fragen, wem diese zweite Jagd gelten sollte. »Ich nehme Eure Bedingungen an«, sagte sie.
»Ihr habt es eilig«, erwiderte die Elfe und lächelte kühl. »Ich war noch nicht fertig. Habt Ihr mit irgend jemandem über das gesprochen, was Ihr in Erfahrung gebracht habt?«
Kiva griff in die Falten ihres gelben Ärmels und holte einen Silberstab hervor, jenes Instrument, das Magie aufspüren konnte, ganz gleich, wo sie verborgen war, und das jeden Jordain verdammen konnte, der von Mystra berührt worden war.
Cassias Blick hielt ihrem stand, und die Worte, die sie sprach, waren zum Teil wahr, zum Teil behutsame Falschaussage. »Ich habe mit niemandem gesprochen, und ich werde es auch nicht«, schwor sie und ging über den Brief hinweg, den sie eben abgeschickt hatte. Sie empfand ein Gefühl der Sicherheit, weil Jordaini traditionell nichts aufschrieben und keine Briefe verschickten.
Kiva akzeptierte die Aussage mit einem Nicken. »Gut. Wenn ich davon erfahre, daß du dein Schweigen gebrochen hast, werden wir uns wiedersehen. Und ich versichere dir«, fügte sie leise an, »daß du dann mit mir einen weit unerfreulicheren Handel abschließen wirst.«
* * *
Matteos neues Quartier war im Südflügel des Königspalastes gelegen, weit weg von den Ratskammern und einige Stockwerke über dem mechanisierten Hof der Königin. Auch wenn es sich nicht um den angesehensten Teil des Gebäudes handelte, war es doch die bei weitem luxuriöseste Suite, in der er je gewohnt hatte. Es gab ein Schlafzimmer, ein Empfangszimmer, ein Arbeitszimmer voller Bücher und ein Badezimmer, das so groß und edel war, daß es ihm fast schon peinlich war.
Als er sich in seine Räumlichkeiten begab, vernahm er leises Plätschern und Wasserrauschen. Vorsichtig zog er einen Dolch und schlich zur Badezimmertür. Der Anblick, der sich ihm dort bot, ließ ihn auf der Stelle erstarren, und er war nicht sicher, ob er lächeln oder stöhnen sollte.
Tzigone war zurückgekehrt, und offensichtlich fühlte sie sich wie zu Hause. Sie lag in der Badewanne, die kleinen bloßen Füße über den einen Rand gelegt, den Kopf gegen den anderen gedrückt. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihr kurzes braunes Haar war unter wohlriechendem Schaum verschwunden.
Er räusperte sich.
»Komm ruhig herein«, sagte Tzigone, hielt aber die Augen geschlossen. »Ich warte schon seit Stunden auf dich. Nicht, daß ich mich beklage. Ich habe schon an viel übleren Orten gewartet.«
Einen Moment überlegte er, ob sie sich damit auf die Wanne oder das Badezimmer bezog, beschloß aber, nicht zu fragen.
»Wie bist du hereingekommen?«
Sie öffnete ein Augen einen Spalt breit. »Ist dir schon einmal aufgefallen, daß du jedes Gespräch mit einer Frage einleitest?«
Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern redete weiter. »Ich habe im Bilboabaum drüben im Park am Hafen
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