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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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des Dachs.
    Tzigone erinnerte sich an ihre Spiele und die leuchtenden Stränge, die am nächtlichen Himmel einen Plan der Stadt zeigten. Zum ersten Mal verstand sie den praktischen Nutzen dieses Spiels. Ihre Mutter hatte ihr immer die umliegenden Gebäude und Schleichwege gezeigt, und gemeinsam hatten sie ein »Was wäre wenn«-Fangspiel improvisiert, das oft seltsam und manchmal zum Schreien komisch war, dabei aber immer todernst.
    Es fühlte sich seltsam an, wieder ein Kind zu sein. Das Dach kam ihr endlos vor, als sie auf kurzen, dünnen Beinen zur anderen Seite lief. Sie erreichte den Rand, ohne zu bremsen, und sprang. Der Sturz war kurz, die Landung hart. Sie rollte über die harten Dachziegel eines Badehauses. Ihr Bein brannte vor Schmerz, da sie gegen einen gezackten Dachziegel gestoßen war. Sie berührte die schmerzende Stelle und merkte, daß ihre Hand feucht war.
    »Lauf«, flüsterte ihre Mutter, während sie sie hochzog. »Bleib nie stehen! Nie!«
    Sie ignorierte den Schmerz und lief mit ihrer Mutter über das Dach des Badehauses. Gemeinsam kletterten sie an der anderen Seite des Gebäudes nach unten, wobei sie sich an den Blütenranken eines Nachtschattengewächses festhielten, das die Mauer überzog. Die Blüten, die sie dabei zerdrückten, gaben einen intensiven Geruch ab und hüllten sie in einen Wirbel aus Blütenstaub. Moschusartige Süße umgab sie wie eine erdrückende Wolke. Noch nie hatte ein Duft so düster gewirkt, und dem kleinen Mädchen kam es vor, als machten die Blumen mit den Verfolgern gemeinsame Sache. Sie betatschten sie mit ihren Ranken wie die gefährliche, suchende Magie und versuchten, sie dazu zu verleiten, sich zu erkennen zu geben. Tzigone verfluchte sie stumm und kämpfte gegen einen Niesreiz an.
    Endlich berührten ihre Füße das Pflaster. Auf der anderen Seite der Straße ragte eine Mauer aus rosafarbenen Steinen in die Höhe, vor der ein erhöhtes Becken in der Form eines Halbmonds gebaut war, das von einer leise plätschernden Fontäne mit Leben erfüllt wurde. Die Mauer zog sich um ein bekanntes Haus, das sie während ihrer Spiele bei einem früheren Besuch in der Stadt schon besucht hatten.
    Zielstrebig sprangen sie ins Wasser und zwängten sich durch den engen Tunnel, der das zirkulierende Wasser wieder in den inneren Graben zurückleitete. Tzigone schwamm wie ein Aal, doch die Mauer war dick, und der Tunnel beschrieb irreführende Kurven. Sie stieg zur Oberfläche des Teichs auf, prustete und schnappte nach Luft.
    Während sie blinzelte, damit das Wasser aus ihren Augen verschwand, sah sie ein funkelndes Augenpaar, das sich zielstrebig auf sie zubewegte. Darunter verbarg sich im Wasser die krokodilsartige Form eines Behir-Kopfs. Ihre Mutter streckte die Hand aus, um das Tier abzuwehren, aber keine Magie wurde ihm entgegengeschleudert, sondern nur eine Handvoll Wasser. Sie änderte ihre Taktik und zog Tzigone fast panisch hinter sich her an den Rand des Wassergrabens.
    Tzigone erinnerte sich an das Haus. Während ihrer nächtlichen Wanderungen waren sie zuvor schon einmal hiergewesen. Es war von Monstern und Magie gut bewacht. Die erste Welle der Verteidigungsmagie traf die Eindringlinge, sobald sie trockenen Boden unter den Füßen hatten. Ihre Mutter zuckte zusammen und stieß einen leisen Schrei aus, wie kurz zuvor der Dieb auf dem Marktplatz, als er auf dem Dolch des Wachmanns zusammengesackt war. Tzigone spürte nichts von den magischen Abwehren und erwartete es auch nicht.
    »Komm«, keuchte ihre Mutter, während sie auf einen freistehenden Turm zuliefen, der den gesamten Garten überragte und keine Verbindung zum Haus selbst zu haben schien.
    Obwohl der Turm auch aus geringerer Entfernung eine völlige glatte Außenhaut zu haben schien, war in Wirklichkeit in den rosafarbenen Stein eine schmale Treppe gehauen worden. Als sie die Spitze erreichten, beugte sich ihre Mutter vor und stützte die Hände auf die Knie, während sie durchzuatmen und etwas zu sagen versuchte. Tzigone konnte kaum verstehen, daß sie sie um Licht bat.
    Sie war darin geschult, welches Licht sie bei einem derartigen »Spiel« zu beschwören hatte, und wirkte rasch den kleinen Zaubertrick. Ein Licht erschien, sanfter als das Mondlicht und geformt wie eine riesige Träne, dabei aber nur für sie sichtbar. Es erhellte auch nicht die natürliche stoffliche Welt, sondern die Magie, die sie schmückte.
    Der schwache Lichtschein ließ einen gläsernen, durchscheinenden Weg erkennen, der sich vom

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