Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
nehmen wir nicht einen erfahrenen Ratgeber, der bei einem anderen Patron Dienst tut? Das wird doch oft gemacht.«
»Das stimmt, aber diese Methode ist nicht frei von Risiken«, warnte der Elf. »Ihr seid nicht der einzige, der mehr als einen Jordain beschäftigt. Aber wenn Ihr Euch zu offensichtlich darauf verlegt, einen Stab um Euch zu versammeln, wird das Euren Rivalen nicht lange verborgen bleiben. Die jungen Männer, die ich erwähnte, verfügen alle auch über andere Fertigkeiten, die von dem eigentlichen Zweck ablenken, den sie für Euch erfüllen sollen.«
»Ein wirklich weiser Rat«, erwiderte der Magier. »Gut, dann erledige das. Such die aus, die du für die Besten hältst.«
Der Elf verbeugte sich. »Ich werde Boten zum Kolleg schicken , sobald wir wieder im Landhaus sind. Es ist wichtig, sich so früh wie möglich um die besten Studenten zu bemühen.«
In Wirklichkeit begann Zephyr den Prozeß lange, bevor das Himmelsschiff wasserte. Er ließ seinen Patron zurück und begab sich unter Deck. Nachdem er die Tür hinter sich verbarrikadiert hatte, nahm er eine lose Planke aus dem Boden und holte aus dem Versteck eine kleine milchige Kugel hervor. Er blies sanft auf die Oberfläche. Die wirbelnden Wolken teilten sich und gaben den Blick frei auf das Gesicht einer hübschen Waldelfe.
»Kiva«, sagte er leise.
Sie zog die jadefarbenen Brauen zusammen. »Sprich. Stimmt etwas nicht? Bist du allein?«
»Welcher Jordain würde sonst einen magischen Gegenstand benutzen? Es könnte mich das Leben kosten, wenn mich jemand dabei erwischt.« Der alte Elf lächelte traurig. »Und ich habe nicht all diese Jahre ausgehalten, um die Vollendung unseres Lebenswerks zu versäumen.«
Kiva nickte kurz, eine Geste des Verstehens und der Solidarität. »Was hast du?«
»Ich habe Procopio Septus zwei Jordaini empfohlen. Beide werden ihm zusagen. Ich muß noch einige Erkundigungen einholen, ehe ich weiß, welcher von beiden für Eure Zwecke am besten geeignet ist.«
»Warum nicht beide?« fragte Kiva. »Brauchen könnte ich sie sehr gut.«
»Zu riskant«, warnte der alte Elf. »Ihr könnt einen aus der Gruppe nehmen, und der Rest wird froh sein, daß Eure Entscheidung auf einen anderen gefallen ist. Aber wenn zwei der vielversprechendsten Studenten verschwinden, wird es Gerede geben. Euer Orden könnte eine Untersuchung einleiten.«
»Die Azuth-Kirche?« gab sie verächtlich zurück. Dann wurde ihr sein Argument klar. Sie zuckte die Achseln und sprach weiter: »Du wirst mit mir Kontakt aufnehmen, sobald du weißt, welcher dieser Jordaini mir am nützlichsten sein wird.«
»Jawohl. Wie kommt Ihr mit Iago voran?«
»Er ist trotzig, sogar für einen Jordain«, gab die Elfe zu. »Kannst du mir noch einen beschaffen?«
»Es ist unwahrscheinlich, daß Procopio glaubt, die Crinti würden gleich zwei seiner Jordaini entführen«, sagte Zephyr. »Habt Ihr keine Hoffnung, mit Iago arbeiten zu können?«
»Kaum. Er läßt sich nicht von meiner Behauptung überzeugen, ein bedeutender Magier habe ihn für den Dienst am Land und der Wahrheit rekrutiert. Das ist das Problem mit den Jordaini – sie sind verdammt schwer umzudrehen! Magie führt bei ihnen zu nichts, man kann sie nicht bestechen, und sie lassen sich nicht unter Druck setzen. Sie haben einen brillanten Verstand, aber keine Leidenschaft. Was ich brauche«, überlegte sie, »ist ein Jordain mit einer Schwäche. Finde einen.«
»Ihr solltet besser sagen: ›Finde noch einen‹«, merkte Zephyr an.
Kivas Augen bekamen einen fast zärtlichen Glanz. »Der Wunsch nach Rache ist keine Schwäche, alter Freund«, sagte sie. »Wir kommen unserem Ziel näher, das verspreche ich. Wir werden die Dinge richten.«
»Habt Ihr das Geheimnis entdeckt?« fragte Zephyr voller Eifer. »Ihr wißt, wie man den Laraken vernichten kann?«
Einen Moment lang sagte Kiva nichts, dann wiederholte sie: »Wir werden die Dinge richten.« Abrupt verschwand ihr Gesicht von der Kugel.
Zephyr legte die Kugel rasch zurück in sein Versteck und begann, die Briefe an das Jordaini-Kolleg vorzubereiten. Erst als das Himmelsschiff am Dock festmachte, kehrten seine Gedanken zum Laraken zurück. Er überlegte, ob er und Kiva tatsächlich das gleiche Ziel verfolgten.
ZWEITES KAPITEL
D er Kampfmagier grinste und beschrieb mit den offenen Händen eine kreisförmige Geste. Eine winzige Sonne erschien in der Luft über seiner nach oben weisenden Handfläche. Sie explodierte und schleuderte einen Blitz aus
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