Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
herbeigeführten Umständen zu kämpfen. Magier waren dafür bekannt, daß sie sich mit ihrem Widersacher gen Himmel bewegten, weil sie glaubten, im Luftkampf einen Vorteil zu haben. Den Jordaini fehlte es zwar völlig an magischen Fähigkeiten, aber vor Taktiken von Magiern wichen sie auf dem Schlachtfeld keinen Schritt zurück.
Matteo verschränkte die Arme und grinste den Freund schief an. »Ein steinernes Bein ist eine harte Waffe, da gebe ich dir Recht. Aber dir wird nicht entgangen sein, daß der gute Meister Vishna eine bequeme Sitzposition gefunden hat und auf einmal ein neues Paar Schuhe benötigt.«
«Mir ist auch nicht entgangen, daß dein Schienbein sich allmählich unangenehm blau verfärbt«, erwiderte Andris trocken. »Es gibt eine bessere Methode.«
Sofort verlor Matteo das Interesse an dem Geplänkel. »Zeig sie mir.«
Andris lief auf den Magier zu, ließ sich zu Boden fallen und riß ihn weitestgehend so von den Beinen, wie Matteo das zuvor auch gemacht hatte. Doch als Andris in die Hocke ging, sah er Vishna nicht an, wie es das Angriffsmuster vorschrieb, sondern er präsentierte ihm seine rechte Seite. Als sein Bein den Magier traf, geschah das mit dem angespannten Muskel der Wade, nicht mit dem recht ungeschützten Schienbein.
Matteo verstand den Sinn. Der Schmerz würde nicht so stark sein, und das veränderte Angriffsmuster beseitigte fast die Gefahr, sich die Knochen zu brechen, was bei dieser Sequenz sonst häufig vorkam. Gegenwärtig waren zwei Studenten der zweiten Stufe im Krankenzimmer, wo sie eingegipst lagen und finster die Pflege durch die Schwestern der Mystra über sich ergehen ließen. Sie würden in wenigen Tagen wieder einsatzbereit sein, doch bis dahin mußten sie sich zahlreiche spöttische Bemerkungen von ihren Kameraden gefallen lassen.
»Es gibt ein Problem«, stellte Matteo fest. »Der erste Angriff ist deutlich besser, das muß ich einräumen. Aber sobald der Magier liegt, bist du nicht mehr in der Lage, das Messer gegen ihn zu führen.«
»Aber nein«, erwiderte Andris. »Ich zeige es dir.«
»Aber ohne mich«, protestierte Vishna und erhob sich. »Ob Steinhaut oder Fleisch, meine Knochen sind genug durcheinandergewirbelt. Ich nehme ein Bad.«
»Möget Ihr im Licht der Wahrheit wandeln«, sagten beide Studenten gleichzeitig – die förmliche Verabschiedung der Jordaini. Der Magier erwiderte sie mit einer gar nicht förmlichen, flüchtigen Handbewegung, während er wegging.
»Ich werde dein Magier sein«, bot Matteo an und sprach mit der Unbekümmertheit, wie sie nur Jordaini verstehen konnte.
Andris reagierte reflexartig mit einem Schutzzeichen. »Hüte deine Zunge, du Narr!« sagte er leise und eindringlich. »Du hast mehr Dreistigkeit als Verstand.«
»Eine Metapher«, wndte Matteo ein. »Nur eine Metapher. Wenn man sich gelegentlich beim Stil der Barden bedient, erhöht das die Redegewandtheit eines Jordains.«
»Mag sein, doch Metaphern können gefährlich sein. Es gibt viele unter uns, die die Wahrheit für eine ernste, wörtlich gemeinte Angelegenheit halten. Es gibt manche, die dich falsch verstehen könnten, wenn sie eine solche Aussage mitbekommen.
Matteo seufzte. »Greif an.«
Sein Freund nickte und kam auf ihn zugestürmt. Bevor Matteo sich daraufgefaßt machen konnte, spürte er, wie er auf den Boden schlug, und dann sah er am Morgenhimmel Sterne tanzen. Er zwinkerte, bis die Sterne vor seinen Augen verschwunden waren, und sah, wie Andris seine Drehung fortsetzte. Dann packte der rothaarige Jordain Matteos Fußgelenk, benutzte diesen Halt, um abrupt zu stoppen. Er riß hart an ihm, wechselte die Richtung seiner Bewegung und holte mit der freien Hand nach Matteos Fuß aus.
Andris rammte die Faust in den Fußballen seines Widersachers. In einem richtigen Kampf hätte er ein Messer gehabt. An der Sohle gab es Schmerzpunkte, die ein Jordain gut kannte. Obwohl der Angriff ohne Waffe ausgeführt worden war, sorgte der Treffer dafür, daß sich ein eisiger Blitz durch Matteos Bein nach oben bewegte. Er biß die Zähne zusammen, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken.
»Das klappt«, bestätigte er mit gepreßter Stimme.
Andris erhob sich und hielt ihm die Hand hin. Matteo hielt sich am Handgelenk des Freundes fest und richtete sich auf. kein Bein war fast bis zur Taille taub, und er beschrieb humpelnd kleine Kreise, während er daraufwartete, daß das Blut in das getroffene Glied zurückkehrte.
»Das erinnert mich daran, wie es mir nicht gelang,
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