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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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die Aura von Vishnas Eiskegel zu durchbrechen«, sagte Matteo wehleidig.
    Er sah den Freund mit großer Begeisterung an. »Du hast den Angriff verbessert.«
    Der große Jordain zuckte die Achseln. »Die Taktik funktioniert nicht bei jedem. Man muß schnell sein, und es schadet auch nicht, daß ich mehr wie eine Schlange als wie ein Stier gebaut bin. Ein muskulöserer Mann könnte nicht schnell genug stoppen.«
    »Jedenfalls nicht, ohne dem Magier das Bein auszureißen«, sagte Matteo. Er schnippte mit den Fingern und grinste. »Das wäre eine interessante Variante. Themo könnte deinen Angriff ausführen und dann das versteinerte Bein des Magiers als Knüppel benutzen!«
    Sie mußten beide grinsen, als sie sich ihren Klassenkameraden in Aktion vorstellten. Themo war noch größer als Andris, dabei massig gebaut und so stark wie einer der großen haarigen Nordmänner, die gelegentlich in die Hafenstädte kamen, um zu handeln oder ein Abenteuer zu erleben. In seinem Herzen war Themo mehr Krieger als Gelehrter, und er war bereits mehr als einmal in Schwierigkeiten geraten, da er sich davongeschlichen hatte, um in Tavernen Kämpfe zu provozieren.
    »Genau eine solche Waffe hätte er im Kometen gebrauchen können«, stimmte Andris. Seine Augen leuchteten bei der Erinnerung.
    Dann wurde Matteo wieder ernst. »Stimmt. Wärst du nicht dagewesen, um eine Kampftaktik zu entwickeln, hätte es durchaus sein können, daß seine Freunde in jener Nacht gestorben wären.«
    Der Jordain zuckte abwehrend die Achseln. »Wenn es um Gedächtnisleistung oder Debatten geht, kann ich es nicht mit dir aufnehmen«, sagte er frei heraus. »Mich interessieren mehr Strategien.«
    »Sie interessieren dich nicht, du bist von ihnen besessen«, korrigierte sein Freund gutgelaunt. »Bist du mit dem Kilmaruu-Paradox weitergekommen?«
    Das war als rhetorische Frage gemeint. Matteo wählte die Worte gezielt, um Andris’ Faszination für die schwierigsten und unverständlichsten militärischen Rätsel auszudrücken. Daher war er erstaunt und fasziniert, als er sah, wie die Augen seines Freundes aufleuchteten.
    Ein bewußt gelassener Ausdruck machte sich auf Andris’ Gesicht breit. »Es ist ein klassisches Dilemma«, sagte er. »Die halruaanische Marine hat sich jahrelang damit beschäftigt. Diese Frage nimmt nicht nur die klügsten Köpfe auf dem Stützpunkt in Zalasuu in Anspruch, sondern auch die zweitausend Soldaten, die das Fort dahinter halten.«
    »Ganz zu schweigen von dem guten Dutzend Abenteurer und Magier, die Jahr für Jahr im Sumpf verschwinden«, fügte Matteo an. »Wie heißt es doch so schön: Der Sumpf von Kilmaruu sorgt dafür, daß es in Zalasuu nie zu viele Narren gibt.«
    »Ja, aber darin liegt das Paradox«, sagte sein Freund listig. »Es steht geschrieben, daß die Magi und Abenteurer, die im Sumpf verschwinden, lediglich den Appetit der Untoten weiter anregen, von denen der Sumpf heimgesucht wird, und sie so in das umgebende Land hinaustreibt. Schwere Angriffe auf den Sumpf haben sich für die Stadt und die umliegenden Dörfer als verheerend entpuppt. Wenn das Militär nichts tut, werden die Untoten in die Azuth-Bucht vordringen und die Schiffe angreifen. Ob man in Aktion tritt oder nicht, in jedem Fall ist eine Katastrophe die Folge.«
    Matteo nickte. Geschichte und insbesondere Militärgeschichte waren jahrelang Bestandteil ihres Studiums gewesen, doch in diesem Moment interessierte er sich weniger für dieses alte Rätsel als dafür, was sein Freund mit seinen Ausführungen andeuten wollte.
    »Das Paradox ist immer so verstanden worden, daß ein Einschreiten genauso vergeblich ist wie Untätigkeit. Deine Worte klingen nach einer anderen Deutung.«
    Andris legte die Hände auf den Rücken und betrachtete gedankenverloren eine Flugechse, die am Himmel ihre Bahnen zog, während er seine nächsten Worte sorgfältig wählte. »Angenommen, jemand hat eine Angriffsformel. Angenommen, er hat ausgiebig recherchiert und zu jeder nur denkbaren Situation, die das Schicksal präsentieren kann, eine Strategie. Angenommen, jemand hat diese Lösung seinen Meistern als seine Abschlußarbeit für die fünfte Stufe vorgelegt. Würdest du sagen, ein solcher Mann könnte einen Platz als Berater an der Seite eines Kampfmagiers bekommen?« Er sah ihn an, dann fuhr er sehnsüchtig fort: »Vielleicht könnte ein solcher Mann die Tradition umwerfen und nicht nur Berater werden, sondern sogar ein eigenes Kommando erhalten.«
    Matteos Mund stand offen.

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