Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
deiner Beschäftigung mit Kilmaruu wissen? Hast du außer mit mir und den Jordaini-Meistern sonst noch mit jemandem darüber gesprochen?«
»Mit niemandem.«
»Woher wußte sie es dann?«
Beide dachten schweigend über dieses beunruhigende Rätsel nach.
»Ich kann das beantworten«, sagte Tzigone widerwillig. »Du hast es den Jordaini-Meistern gesagt, ja? Dann ist es doch klar. Einer von ihnen gab die Information an Kiva weiter.«
»Unmöglich«, erklärte Andris.
»Vor einem Jahr hätte ich dir bedenkenlos zugestimmt«, sagte Matteo mit sorgenvoller Miene und sah zu Tzigone. »Gibst du hier eine Möglichkeit zu bedenken oder weißt du, daß es wirklich so ist?«
Tzigone wand sich. »Sagen wir, einer der Magier hat vielleicht ein Geheimnis, das nicht ausgesprochen werden soll. Kiva kennt dieses Geheimnis und tauscht ihr Schweigen gegen Informationen. Sie wollte einen Schlachtenspezialisten, richtig? Wer war dafür die beste Wahl?«
»Andris und ich waren in den meisten Fächern fast ebenbürtig«, sagte Matteo.
»Nun, das erklärt, warum Kiva Andris wählte. Ich vermute, der Meister stimmte ohne ein Wort des Protests zu. Wahrscheinlich war es ihm lieber, wenn sie Andris nahm, nicht dich.«
»Was ist sein Geheimnis?« fragte Matteo ruhig.
Sie schwieg einen Moment. »Angesicht aller Dinge, die du weißt ... wie würdest du reagieren, wenn man dir sagen würde, daß einer der Jordaini-Meister dein leiblicher Vater war? Wie lange würde es dauern, bis du die Geheimnisse der Jordaini-Klasse herausgefunden hast, bis du deine Mutter findest? Und wie lange würde es dauern, bis alle deine Brüder eine ähnliche Suche beginnen? Der gesamte Orden würde ins Chaos gestürzt.«
Matteo dachte nach. »Einer meiner Meister hat mich gezeugt. Und die Frau, die du mir gezeigt hast ... sie war meine Mutter?«
»Ja.«
Er nickte. Seine Miene war düster. »Dann hatte der Magier Grund, sein Geheimnis zu wahren. Für das, was er ihr antat, hätte ich ihn getötet. Vielleicht werde ich das noch tun. Du kennst seinen Namen, nicht?«
Tzigone zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe immer nur nach meiner Mutter gesucht. Als ich deine Abstammung sah, fiel mein Blick sofort auf den Namen deiner Mutter. Ich las alles, was da über sie geschrieben stand, aber ich habe kaum auf die Informationen zum Vater geachtet. Ich weiß nur mit Sicherheit, daß er ein Magier am Jordaini-Kolleg ist.«
Andris verfolgte diesen Wortwechsel mit zunehmend ungläubigem Gesichtsausdruck. »Matteo, das ist absurd! Du wirst doch nicht die Lügengeschichten dieses Jungen glauben! Es steht schlecht um den Orden, wenn sich die Männer auf offensichtliche Falschheit einlassen.«
»Paß auf, wen du hier einen Jordain nennst«, zischte Tzigone und pochte mit ihrem Zeigefinger auf Andris’ Brust. »Leg dich nicht mit mir an, sonst hörst du ein paar Dinge über dich, die du lieber nicht wüßtest.«
Der Mann wirkte ungewollt fasziniert. »Die Herkunft eines Jordain ist egal.«
»Du siehst aus, als seiest du davon sehr überzeugt«, sagte sie sarkastisch. »Belassen wir’s dabei: Du hast Elfenblut. Es reicht zwar ein paar Generationen zurück, aber du kannst mir glauben, daß es vorhanden ist.«
Andris sah sie an, als hätte sie ihm ein Schwert durch den Leib gejagt. Matteo seufzte und sah Tzigone an, die offenbar vergessen hatte, daß sie die »ausgeliehene« Kleidung des Jordaini-Ordens trug. »Mußte das sein?«
»Ich war in diesem Sumpf«, sagte sie düster. »Nicht weit, aber weit genug. Glaub mir, es mußte sein. Niemand, der auch nur einen Tropfen Elfenblut im Leib hat, sollte sich dem Sumpf nähern.«
»Im Gegenteil«, gab Andris zurück. »Ich habe nun noch mehr Grund als vorher.«
Tzigone schnaubte und warf die Hände in die Luft. »Da versucht man, jemandem zu helfen, und wer hört einem zu?«
Andris legte einen Arm um die Schultern seines Freundes. »Wir tun hier etwas Großartiges. Ich hoffe, du wirst dich entscheiden, dich uns anzuschließen.«
Sie drehten sich um, um die Kämpfer zu beobachten, die ihr Training wiederaufgenommen hatten. Während Matteo die Gruppe betrachtete, erkannte er einige Männer von seiner Schule wieder, Studenten, die in jungen Jahren für das Leben als Jordain als ungeeignet eingestuft und entlassen worden waren. Er entdeckte auch zwei oder drei Männer, die von der Bluthündin als mit Magie befleckt verurteilt worden waren. Und trotzdem hatten sie voller Leidenschaft und Stolz gekämpft und sich
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