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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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Einen Augenblick lang rang er mit sich, um die Offenbarung zu verarbeiten. »Ist das wahr? Du hast das Kilmaruu-Paradox gelöst?«
    »Ich denke schon«, sagte Andris bescheiden.
    »Du ›denkst‹ schon?« wiederholte Matteo tadelnd. Diese Sache konnte über das gesamte weitere Leben seines Freundes entscheiden, und das war viel zu wichtig, als daß er sich so unpräzise ausdrückte. »Ein Jordain denkt zunächst, erst dann spricht er.«
    »Ja, ja, ich habe einen Strategie entwickelt, die den Sumpf von den Untoten befreien wird.«
    Matteo stieß einen Freudenschrei aus und umarmte den Freund, wirbelte ihn herum und hob ihn hoch. In einem Gewirr aus Armen und Beinen gingen sie zu Boden, wo sie spielerisch wie Welpen umhertollten.
    Nach einer Weile hatten sie davon aber genug, lösten sich voneinander und lagen nur einfach auf dem Boden. Vor angenehmer Erschöpfung schnappten sie japsend nach Luft. Andris warf Matteo einen sehnsüchtigen Blick zu. »Glaubst du wirklich, daß mir das eine Position bei einem bedeutenden Patron einbringen wird?«
    Matteo verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lächelte. »Es würde mich nicht wundern, wenn Grozalum persönlich dich haben will«, sagte er und meinte damit den mächtigen Illusionisten, der über die Hafenstadt Khaerbaal herrschte, die zugleich der wichtigste Marinestützpunkt von Halruaa war.
    »Jordaini aufgepaßt«, forderte plötzlich eine tiefe, sonore Stimme aus der Pförtnerloge. »Höchste Ehren. Magier im Haus.«
    Die beiden sprangen auf und eilten zum Rand des Übungsplatzes, um ihre Position einzunehmen. Dort versammelten sich auch die anderen Studenten und bauten sich respektvoll auf, die Füße so weit auseinandergestellt, daß der Abstand der Breite ihrer Schultern entsprach, die Hände auf dem Rücken verschränkt, die Augen geradeaus gerichtet, während sie die Ankunft des zu Besuch kommenden Würdenträgers erwarteten.
    Das Leben in Halruaa verlief in geordneten Bahnen, geregelt wurde es durch Gesetze und Bräuche, die umfassend und detailliert waren. Das Protokoll war ein wichtiger Teil jeder höheren Ausbildung, denn jede Gesellschaftsschicht verfügte über bestimmte Privilegien und Ehren. Magier bekleideten die höchsten Positionen, hatten damit auch die höchsten Ehren. Die Haltung, die die Jordaini einnahmen, bezeugte den Respekt, den der Anstand verlangte, aber sie ließ auch ihren eigenen noch angesiedelten Status erkennen. Sie standen nur eine Stufe unter den Magiern und stellten eine bestens ausgebildete Elite dar. Schließlich repräsentierten sie die Wahrheit, eine Macht, die sich zwar erheblich von der Magie unterschied, der aber in ihrem eigenen Wirkungskreis genauso große Bedeutung zukam. Gesetze und Gebräuche legten fest, daß nur ein Jordain einem Magier jederzeit sofort in die Augen sehen durfte, während alle anderen, die einen niederen Rang bekleideten, ihre Blick respektvoll senkten, ehe sie einen fremden Magier ansprechen durften.
    Matteo riß die Augen auf, als die magische Gefolgschaft das Gelände betrat. Sofort zwang er sich, seinem Gesicht den Ausdruck scheinbarer Gelassenheit zu verleihen, aber er konnte dennoch nicht anders, als die ungewöhnlichen Besucher anzustarren.
    Ein Trupp bewaffneter Männer marschierte in zwei Reihen auf das Feld und rahmten dabei zwei außergewöhnliche Geschöpfe ein. Das größere von ihnen war ein Wemic, ein Wesen, das einem Zentauren ähnlich war und halb nach einem Menschen, halb nach einem Löwen aussah. Das Tier hatte einen massigen Leib und erreichte fast die Größe eines kleinen Pferds. Der goldhäutige Torso war so dick und muskelbepackt wie der Themos. Matteo nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit für seine Klassenkameraden eine Satire zu diesem Thema zu verfassen.
    Bei einem Mann hätte man das Gesicht des Wemic als attraktiv bezeichnet, auch wenn seine Nase etwas größer und breiter war, als es bei Menschen üblich war. Außerdem waren die Pupillen seiner goldenen Augen vertikale Schlitze, wie man es von Katzen her kannte. Eine dichte Mähne glänzend schwarzen Haars fiel ihm auf die Schultern, und ein Ohrring, in den ein großer roter Stein eingefaßt war, schmückte eines der runden Löwenohren.
    Aber es war das andere Geschöpf, von dem Matteos Augen sich viel schwerer lösen konnten. Elfen waren in Halruaa selten. Wenige, vorwiegend Halbelfen kamen wegen ihrer Liebe zur Magie nach Halruaa. Einige von ihnen stiegen sogar in den Senat auf und zählten zu den vierhundert

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