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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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wurden mit den Kindern Lobgesänge zu Ehren Mystras gesungen, dann wurden sie für die Nacht unter Moskitonetze gesteckt. Es kam nur selten vor, daß die Tochter der Zauberin sie beneidete oder bei ihnen sein wollte.
    Ihr hatte es nie an Gesellschaft gefehlt, denn alle Geschöpfe kamen auf Geheiß ihrer Mutter herbei. Noch an diesem Morgen hatte sie mit einem geflügelten Kätzchen herumgetollt, und ihr Mittagessen hatte sie in der Gesellschaft zweier sonnenschläfriger Echsen zu sich genommen, deren Schuppen wie eine Mischung aus Smaragden und Topasen geleuchtet hatten. Ihr liebster Geselle war ein Feengeist, der nicht größer war als ihre kleine plumpe Hand. Er tauchte immer so rasch auf, dass sie den Verdacht hatte, er würde ihr ständig folgen in der Hoffnung, ihre Mutter würde ihn beschwören. Sie konnte diesen Impuls nur zu gut verstehen, denn es gab keinen Klang, der angenehmer und lieblicher war als Mutters Stimme.
    Dennoch hatte sie den Feengeist seit vielen Tagen nicht mehr gerufen; die Gründe dafür wollte sie nicht allzu eingehend erforschen.
    Nachdrücklich verdrängte sie den Gedanken und lief auf eine kleine karmesinrote Kugel zu. Sie blieb abrupt stehen, als die Kugel auswich. Dann hockte sie sich hin und stürzte sich auf sie, wie sie es am Morgen bei dem Flatterkätzchen beobachtet hatte. Sie fing den Ball aus der Luft und zog ihn mit sich zu Boden. Dort schlug sie hart auf, und die Kugel platzte mit einem zufriedenstellenden Schmatzen unter ihr. Sie sprang auf, ein siegessicheres Lächeln im Gesicht, während ihre rote Tunika mit leuchtend roten Spritzern übersät war.
    Ihre Mutter applaudierte begeistert, dann machte sie mit der Hand eine kleine, elegante Geste. Die roten Flecken lösten sich vom Kleid des Mädchens und schossen in die Nacht, wobei sie einen langen, leuchtenden Strang bildeten.
    Das Mädchen grinste vor Vorfreude und wartete auf die nächste Phase. Der Strang würde zucken und tanzen, dann würde er vor dem dunkler werdenden Himmel wunderbare Bilder in die Luft malen. Manchmal ließ ihre Mutter exotische Tiere entstehen, manchmal ein kleines Himmelsschiff, und einmal war es sogar eine Treppe zu den Sternen gewesen, auf der das Mädchen tatsächlich nach oben hatte steigen können – was es auch getan hatte, bis ihre Mutter ängstlich geworden war und es zurückgerufen hatte. Meist zeichnete der leuchtende Strang jedoch Karten, auf denen er Wege durch die Gäßchen und über die Dächer jener Stadt beschrieb, die sie zu dem Zeitpunkt erkundeten.
    In jener Nacht formte der Strang aber nichts derartiges. Statt dessen irrte er ziellos umher und verstrickte sich hoffnungslos in sich selbst. Schließlich verblaßte er zu einem Schein aus schwach leuchtenden, rasch verglühenden rosafarbenen Teilchen.
    Verwirrt sah Tzigone ihre Mutter an. »Ich bin müde, Kind«, sagte die Frau sanft. »Wir machen in einer anderen Nacht wieder Bilder.«
    Das Mädchen nahm die Antwort mit einem Nicken hin und eilte einem Paar smaragdfarbener Lichter nach. Da es heute keine Bilder geben würde, dachte sie sich selbst ein Spiel aus. Irgendwann hatte sie einen kurzen, dicken Stock an ihrem Gürtel festgebunden, der sich hervorragend als Schwert eignete, mit dem sie gegen die Kugeln antreten konnte. Die waren in ihrer Phantasie zu einem Schwarm bunter Blutmücken geworden – zu riesigen, durstigen, moskitoähnlichen Geschöpfen, die makabre kleine Melodien summten, während sie Schläfer aussaugten. Sie sang nun in einem kindlichen Sopran ein Blutmückenlied, dessen bedeutungslose Worte sie sich während des Singens ausdachte. Jedes imaginäre Monster fand in einer Fontäne aus farbigem Licht ein Ende. Es war ein schönes Spiel, das sie vom kurzzeitigen Versagen der Magie ihrer Mutter ablenkte. In solchen Nächten konnte sie viel vergessen.
    Sie konnte fast vergessen, daß sie ein Leben auf der Flucht führten.
    Ihre Mutter hatte sich sehr bemüht, daraus ein Spiel zu machen, und das kleine Mädchen spielte mit, wie Kinder es nun einmal tun. Sie verstand aber mehr, als ihre Mutter ahnte. Dennoch gab es viele Dinge, die sie nicht begriff. Seit einiger Zeit hatten diese Fragen begonnen, sich in ihr aufzustauen, wie das Anschwellen magischer Kraft während einer Beschwörung. Sie war sicher, daß sie platzen würde wie eine der Kugeln, wenn sie diese Fragen nicht bald stellen konnte. Sehr bald. Heute!
    Sie wartete, bis alle tanzenden Lichter erloschen waren. Sie verließen beide das Dach und zogen sich

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